Depressionen
Was sind Depressionen?
Depressionen und Angststörungen im Kindes- und Jugendalter sind meist keine vorübergehende Störung, aus denen die Kinder „herauswachsen“. Sie benötigen in Hinblick auf die schwerwiegenden Folgen eine frühzeitige Behandlung. Denn die Selbsttötung ist nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache im Kindes- und Jugendalter, der überwiegende Teil steht im Zusammenhang mit einer Depression.
Rund 8% aller Jugendlichen leiden unter Angststörungen und circa 5% unter behandlungsbedürftigen Depressionen. Die wenigsten sind jedoch tatsächlich in Therapie. Eltern unterschätzen häufig den Schweregrad der psychischen Störung bei ihrem Kind.
Im Durchschnitt beginnt eine Depression bei Jugendlichen im Alter von 15 Jahren, bei Mädchen bereits früher. Mädchen erkranken häufiger als Jungen. Eine depressive Phase dauert in der Regel 6-9 Monate, nicht selten jedoch auch länger als ein Jahr. Viele betroffene Jugendliche haben Schwierigkeiten in der Schule und im Umgang mit Gleichaltrigen. Nicht selten leiden sie noch als Erwachsene unter einem geringen Selbstwertgefühl, Zurückgezogenheit oder Pessimismus.
Ursachen
Es ist kaum bekannt, welche konkreten Ursachen eine Depression hat, die bereits im Kindes- oder Jugendalter auftritt. Besonders gefährdet sind Kinder aus Familien, in denen bei erwachsenen Angehörigen bereits Depressionen aufgetreten sind. Eine genetische Veranlagung wird bei der Erkrankung vermutet. Erleiden die Kinder zusätzlich besonderen Stress wie Verlust eines Elternteils, schwere Erkrankungen, eine Scheidung der Eltern, Lernschwierigkeiten oder ein Trauma wie sexuellen Missbrauch oder körperliche Misshandlung, steigt die Gefahr einer tatsächlichen Depressionserkrankung ganz erheblich an.
Symptome & Krankheitsbild
Jeder von uns, selbstverständlich auch ein Kind, fühlt sich einmal eine zeitlang melancholisch. Eine Depression unterscheidet sich von der Melancholie durch Dauer, Häufigkeit und Intensität der Symptome.
Depressionen äußern sich bei Kindern häufig anders als bei Erwachsenen. Statt eines sozialen Rückzugs treten häufig aggressive Ausbrüche auf. Unkonzentriertheit, Lernschwierigkeiten und daraus resultierendes Schulversagen können Hinweise auf eine Depression, oder aber Ausdruck eines Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) sein.
Jüngere Kinder zeigen andere Symptome als ältere Kinder
- Bei kleineren Kindern bis zu etwa sechs Jahren liegt das Schwergewicht der Symptome oft auf erhöhter Ängstlichkeit, körperlichen Beschwerden, heftigen Temperamentsausbrüchen und Verhaltensproblemen – z.B. Aggressionen, rebellisches Verhalten.
- Bei älteren Kindern kommen stärker Symptome wie mangelndes Selbstbewusstsein, Schuldgefühle und Gefühle der Hoffnungslosigkeit ("ist doch alles egal") zum Vorschein.
- Jugendliche leiden häufig stärker unter Schlaf- und Appetitstörungen, Selbstverletzungen und Suizidgedanken.
Die folgenden Symptome sind häufig bei depressiven Menschen aller Altersstufen zu finden. Für einen Verdacht auf Depression sollten mehrere dieser Krankheitszeichen über Wochen nahezu täglich zu beobachten sein.
- anhaltende Traurigkeit
- Schuldgefühle, wenig Selbstvertrauen, Gefühl von Wertlosigkeit
- niedrige Frustrationstoleranz, schnell weinen oder wütend werden
- anhaltende Interesselosigkeit, Freudlosigkeit, Mangel an Energie
- sozialer Rückzug, keine Lust mit Freunden zusammen zu sein
- Schlaflosigkeit oder zuviel Schlaf
- vermehrter oder verringerter Appetit
- ständige Müdigkeit
- Schwierigkeiten, konstruktiv mit Problemen umzugehen, statt dessen Rückzug
- Drogenmissbrauch, Selbstmordgedanken
- Konzentrations- und Entscheidungsschwächen
Häufig kommen Kinder und Jugendliche aus einem Teufelskreis von Ängsten und Sich-Nicht-Verstanden-Fühlen ohne fremde Hilfe nicht mehr heraus. Wenn sie sich schon trauen, über Ängste oder Selbstwertgefühle oder Hoffnungslosigkeit zu sprechen, sollte dies von Lehrern, Eltern und Kollegen unbedingt ernst genommen werden.
Therapie
Wenn Angststörungen oder Depressionen als solche diagnostiziert wurden, stellt sich die Frage nach der besten Behandlung. Wenn sich der Betroffene motivieren lässt oder die Selbstdisziplin aufbringt, hat sich körperliche Bewegung (Joggen, Radfahren, Spazieren gehen, Schwimmen etc.) – am besten gemeinsam mit anderen – als sehr vorteilhaft erwiesen. Zur weiteren Therapie stehen prinzipiell verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl:
- Psychotherapie – je nach Alter durch Therapeuten, die auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert sind; Ihr Kinder- und Jugendarzt kann Ihnen Ansprechpartner nennen
- Behandlung mit pflanzlichen Mitteln, z.B. Johanniskraut. Wissenschaftliche Studien belegen für Johanniskraut eine überzeugende Wirkung. Für leichtere Formen der Depression findet hochdosierter Johanniskrautextrakt breite Verwendung. In einigen Fällen kommt auch die Lichttherapie zum Einsatz. Sitzungen vor starken Lichtgeräten sollen Stimmungen „erhellen“.
- Bei schweren Depressionen und wenn die Patienten nicht auf die Behandlung ansprechen, müssen jedoch medikamentöse Alternativen bereitgehalten werden.
- Behandlung mit modernen Antidepressiva, ähnlich wie bei Erwachsen, allerdings in anderer Dosierung.
Die Gabe von Antidepressiva ist umstritten. Dennoch gilt, dass diese Medikamente mindestens der Hälfte aller depressiven Jugendlichen helfen. Es gibt auch einzelne dieser Antidepressiva, die für Kinder ab 6 Jahren zugelassen sind. Die Angst vor den Medikamenten hat zum Teil mit einer Gleichstellung aller Psychopharmaka zu tun, die sich in Wirklichkeit stark voneinander bzgl. Nebenwirkungen und Abhängigkeitspotential unterscheiden. Auch hört man hin und wieder Berichte von leichtfertiger Verschreibung von Psychopharmaka zur Ruhigstellung von Kindern. Bei einer Erkrankung wie Angststörungen oder Depression, kann die Einnahme eines Medikaments jedoch über einen bestimmten Zeitraum empfohlen werden.
Meist geht man folgendermaßen vor: Wenn eine Psychotherapie von Kind und Eltern akzeptiert wird und die Symptome sich bessern, wird von einer medikamentösen Behandlung abgesehen. Ist dies nicht der Fall oder besteht die Gefahr einer Selbsttötung, wird ein geeignetes Medikament verschrieben. Ihr Kinder- und Jugendarzt bzw. Psychotherapeuten werden Sie über den besten Weg beraten.
Adressen & Links
Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker
Thomas-Mann-Straße 49a
53111 Bonn
Tel.: 0228/632646
Fax: 0228/658063
Kinder- und Jugendtelefon e. V.
(Deutscher Kinderschutzbund)
Telefonnummer: 0800 111 0 333
- bundesweit und kostenfrei von Festnetz und Handy
- immer montags bis freitags zwischen 15 und 19 Uhr
Forum für seelische Gesundheit
Untere Zahlbacher Str. 8
55131 Mainz
Tel.: 06131/280751
Fax: 06131/280753
Verein Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten e. V. (VAKJP)
Tullastraße 16
68161 Mannheim
Tel.: 0621/4186444
Fax: 0621/413169
Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NARKOS)
Albrecht-Achilles-Str. 65
10709 Berlin
Tel.: 030/8914019
Fax: 030/8934014
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