Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Heuschnupfen (Pollenallergie)

Was ist ein Heuschnupfen?

Der Heuschnupfen ist eine allergische Erkrankung, die durch kleinste Mengen bestimmter Pflanzenpollen (Inhalationsallergene) ausgelöst wird. Er tritt daher meist saisonabhängig auf, d.h. in der Blütezeit dieser Pflanzen. Darüber hinaus können Symptome wie beim Heuschnupfen allergische unerwünschte Folgen bei der Einnahme bestimmter Arzneistoffe sein.

Betroffene leiden unter Niesen, Schnupfen und behinderter Nasenatmung sowie roten und juckenden Augen. Etwa 16% der Deutschen, etwa jedes 11. Kind in Deutschland (8,9%) sind betroffen – mit steigender Tendenz.
Häufig haben Kinder, die unter einer allergischen Erkrankung leiden, mindestens ein Elternteil, das ebenfalls von einer Allergie betroffen ist. Dagegen haben Kinder mit älteren Geschwistern seltener Heuschnupfen. Auch das Aufwachsen auf einem Bauernhof oder auch der frühe Besuch einer Kindertagesstätte senken das Allergierisiko– was vermutlich auf einen verstärkten Kontakt mit bestimmten oft harmlosen Mikroorganismen beruht.

Jungen sind öfter allergisch als Mädchen. Das Erkrankungsrisiko steigt zudem mit zunehmendem Alter. Unter den 3- bis 6-Jährigen sind nur knapp 5% der Kinder betroffen, unter den 7- bis 10-Jährigen bereits 10,5% und unter den 14- bis 17-Jährigen 18,4%.

Ursachen

Beim Heuschnupfen löst das über empfindliche Immunsystem der Betroffenen eine Entzündung der Nasenschleimhaut aus, wenn es mit bestimmten Blüten-, Baum- und Gräserpollen in Kontakt kommt. Diese Stoffe (Allergene) werden vom Körper fälschlicherweise als „Feinde" erkannt. Die Immunabwehr toleriert diese Allergene nicht wie einen harmlosen Eindringling, sondern bekämpft sie.

Kommt ein Allergie-Risikopatient erstmals mit dem Allergen in Kontakt, so beginnen Abwehrzellen (Lymphozyten) mit der Produktion einer bestimmten Art von Abwehrstoffen (Antikörper), und zwar spezieller IgE-Antikörper, die wie ein Schlüssel zum Schloss zu der Struktur des Allergens passen. Bei einem erneuten Kontakt mit dem gleichen Allergen setzen die Antikörper daraufhin große Mengen an Entzündungsstoffen frei, vor allem Histamin. Daraufhin schwillt die Nasenschleimhaut an und bildet vermehrt Flüssigkeit. Außerdem kommt es zu häufigem Niesen. Bei den meisten Patienten reagiert auch die Bindehaut der Augen mit. Die Augen werden rot, sie jucken und tränen.

Symptome & Krankheitsbild

Bei jedem Kontakt mit den Pollen müssen die Betroffenen häufig Niesen. Da die Nasenschleimhaut anschwillt, ist die Atmung durch die Nase behindert. Entweder tritt aus der Nase ein dünnflüssiges Sekret (Fließschnupfen) aus, oder sie ist verstopft (Stockschnupfen). Die Betroffenen atmen daher vielfach durch den Mund und schnarchen häufig. Das Nasensekret kann zu einem Ekzem der Haut rund um den Naseneingang führen. Dieses Ekzem kann aber auch als Folge der allergischen Reaktion auftreten.

Bei den meisten Patienten sind gleichzeitig die Augen gerötet, tränen und jucken. Unter Umständen schwellen auch die Augenlider an. Die Betroffenen fühlen sich müde und abgeschlagen, häufig leiden sie auch unter Kopfschmerzen. Möglicherweise leiden die Betroffenen auch unter körperlicher Unruhe oder Schlafstörungen. In einigen Fällen ist die Körpertemperatur leicht erhöht.

Heuschnupfengeplagte leiden zudem oftmals auch unter Asthma (32% der betroffenen Kinder), Neurodermitis oder einer Nahrungsmittelallergie. Bei jedem 4. Betroffenen entzünden sich die Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Auch eine Entzündung des Mittelohrs (Otitis media) kann mit dem Heuschnupfen einhergehen.

Die Beschwerden treten in der Regel zu Beginn des Jahres oder im Frühjahr auf. Sie fangen normalerweise an, wenn die Allergie auslösende Pflanze zu blühen beginnt, und enden, sobald diese nicht mehr blüht. Der Erkrankungsgipfel mit den meisten Betroffenen wird im Mai und Juni erreicht.

Auswirkungen

Das schlechte Allgemeinbefinden kann die Konzentrations- und Arbeitsfähigkeit mindern. Bei Kindern ist die schulische Leistungsfähigkeit eingeschränkt.  Die Basiserhebung zu allergischen Erkrankungen im Rahmen der KIGGS-Studie ergab, dass betroffene Kinder und Jugendliche wegen ihrem Heuschnupfen bis zu 4 Tage im Jahr nicht am Schulunterricht teilnehmen konnten.

Vielfach leiden Pollenallergiker auch unter sogenannten Kreuzallergien. Aufgrund einer Ähnlichkeit der Merkmale, an denen das Immunsystem das Allergen als Eindringling erkennt, bekämpft es auch bestimmte Nahrungsmittel. So reagieren etwa Personen, die allergisch auf die Blütenpollen von Erle, Hasel oder Birke reagieren, auch auf den Verzehr bestimmter Obstsorten oder Nüsse. Ob eine Kreuzallergie auftritt und gegen welche Lebensmittel sie sich richtet, ist individuell sehr verschieden. Eine generelle prophylaktische Einschränkung des Speiseplans ist daher nicht notwendig. Der behandelnde Kinder- und Jugendarzt berät die Betroffenen deshalb individuell.

Bei etwa einem Fünftel aller Patienten entwickelt sich im weiteren Verlauf ein allergisches Asthma bronchiale.

Diagnose

Die Diagnose kann schon anhand des typischen Beschwerdebildes gestellt werden. Blutuntersuchungen können den Verdacht auf eine allergische Reaktion bestätigen.

Zur genauen Abklärung, welche Pollen-Art den Heuschnupfen auslöst, ist ein Hauttest erforderlich, der sogenannte Pricktest. Bei diesem Test werden verschiedene in Wasser gelöste Pollen-Arten durch einen kleinen Kratzer in die Haut an der Innenseite des Unterarmes gebracht. Ausdruck einer sensiblen Reaktion ist eine Schwellung, Rötung und ein Juckreiz an dieser Stelle, die der Kinder- & Jugendarzt spätestens nach 15 bis 20 Minuten feststellen kann.

Therapie

Die Beschwerden lassen sich vielfach durch Medikamente lindern. Antiallergische wirksame Arzneistoffe (sog. Antihistaminika) hemmen die allergische Reaktion meist rasch und zuverlässig. Bei leichten Beschwerden reicht eine örtliche Anwendung mithilfe eines Nasensprays oder von Augentropfen.

Dagegen stehen für ausgeprägte Beschwerden Tropfen, Säfte und Tabletten zur Verfügung. Ihre Anwendung kann allerdings Müdigkeit verursachen, die die Leistungsfähigkeit mindern kann. Deshalb wird insbesondere bei Kindern zu einer Einnahme am Abend geraten wird, wenn ihr Einsatz notwendig ist. Allerdings bestehen zwischen den verschiedenen Wirkstoffen erhebliche Unterschiede. Während Nasensprays und Augentropfen auch nur bei Bedarf angewendet werden können, sollten Tropfen, Säfte oder Tabletten kontinuierlich nach Anweisung des Arztes eingenommen werden.
In schweren Fällen können Glucocorticoide die Beschwerden von Kindern effektiv lindern, wenn sie lokal z.B. als Nasenspray eingesetzt werden. Für Kinder stehen spezielle Wirkstoffe und Zubereitungen zur Verfügung, die gewährleisten, dass die Wirkstoffe nicht oder nur in geringem Umfang in den Körperkreislauf gelangen.

Bei stark behinderter Nasenatmung kann die kurzfristige Anwendung von abschwellenden Nasensprays eine Erleichterung bringen. Von einer längeren Anwendung als 1 Woche ist allerdings dringend abzuraten, da sich nach dem Absetzen automatisch erneut eine Schwellung der Nasenschleimhaut entwickeln kann, die das Weglassen des Sprays erschwert.

Cromogylcinsäure – ein Wirkstoff, der lokal in den Atemwegen oder Augen angewandt wird – hat gegenüber abschwellenden Wirkstoffen den Vorteil einer guten Verträglichkeit. Allerdings wirkt er nur vorbeugend. Er muss daher vor dem Einsetzen der Beschwerden angewandt werden, um einen ausreichenden Effekt zu erzielen.

In einigen Fällen, insbesondere wenn der Betroffene nur auf wenige Pollen-Arten allergisch reagiert, kann eine so genannte Hyposensibilisierung in Betracht gezogen werden. Dabei wird das hochverdünnte Allergen in steigender Dosierung über einen längeren Zeitraum mit dem Ziel, dass der Körper eine gewisse Toleranz gegen das Allergen entwickelt, gespritzt.

Ihr Kinder- und Jugendarzt informiert Sie gerne ausführlich über die verschiedenen Behandlungsalternativen.

Vorsorge

Wenn man bereits eine Allergie entwickelt hat, ist die wichtigste dem Heuschnupfen vorbeugende Maßnahme das Meiden der Pollen. In welchen Monaten die betreffenden Pflanzen blühen, kann man in Pollenflugkalendern nachlesen. Von Bedeutung sind auch die Witterungsverhältnisse. Generell gilt, dass die Pollen bei trockenem, warmem Wetter mit Wind am besten fliegen. Viele Betroffene leiden aber auch bei Regen unter Beschwerden, weil der Regen sie überall herunter wäscht.

Auf dem Land ist die Pollenkonzentration am Morgen am höchsten, in der Stadt am Abend. In dieser Zeit sollten daher Türen und Fenster geschlossen bleiben. Räume und Möbel sollten täglich feucht abgewischt werden. Tagsüber getragene Kleidung sollten Kinder und Jugendliche nicht im Kinderschlafzimmer wechseln oder hinlegen. Es empfiehlt sich auch, vor dem Zubettgehen die Haare zu waschen. Ganz dem Pollen entgehen kann man, wenn man in dieser Zeit Urlaub in einer pollenarmen Region macht, z. B. am Meer oder im Hochgebirge.

Wichtiger Hinweis

Pollenallergiker reagieren häufig auch auf bestimmte Nahrungsmittel allergisch. Aus diesem Grund sollten die betroffenen Lebensmittel gemieden werden:

Baumpollen-Allergiker

  • Obst: Äpfel, Aprikosen, Birnen, Kirschen, Kiwi, Maracuja, Pfirsiche, Pflaumen
  • Gemüse: Sellerie und Möhren roh
  • Nüsse: vor allem Haselnüsse und Mandeln, aber auch Erdnüsse, Paranüsse und Walnüsse
  • Gewürze: Anis, Curry, Knoblauch, Paprika

Gräser- und Getreidepollen-Allergiker

  • Obst: selten Honigmelone, Kiwi und Wassermelone
  • Gemüse: Bohnen, Erbsen, Linsen, Soja, Tomaten sowie selten Mangold, Spinat und Kartoffeln
  • Nüsse: Erdnüsse
  • Getreide: Getreidekörner und -mehle
  • Gewürze: Curry

Kräuterpollen-Allergiker

  • Obst: Die betroffenen Obstsorten sollten 3 Minuten abgekocht werden, dann werden sie normalerweise vertragen (z. B. Äpfel, Aprikosen, Birnen und Pfirsiche). Bei Äpfeln treten Kreuzallergien oftmals nur bei bestimmten Sorten auf. Sie hängen zudem vom Reifegrad der Äpfel ab.
  • Gemüse: Soja roh und gekocht; Sellerie - einschließlich Staudensellerie gekocht und / oder roh, Möhren nur roh
  • Nüsse: insbesondere Erd- und Haselnüsse, aber auch andere Nüsse
  • Gewürze: Curry, Kümmel, Anis, Petersilie, Dill, Fenchel, Kamille

Ein Notfallset gehört in die ständige Ausrüstung eines jeden Allergikers. Das Notfallset enthält ein Glucocorticoid, ein Antihistaminikum und Adrenalin zur Selbstinjektion. Sprechen Sie hierüber mit Ihrem Kinder- und Jugendarzt.

Adressen & Links

Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind e.V.
Augustastraße 20
35745 Herborn
Tel.: 0 27 72 / 92 87 0 
Fax: 0 27 72 / 92 87 9
E-Mail: koordination@noSpam.aak.de
Internet: http://aak.de

Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB)
An der Eickesmühle 15-19
41238 Mönchengladbach
Tel.: 0 21 66 / 64 78 820
Fax: 0 21 66 / 64 78 880
E-Mail: info@noSpam.daab.de
Internet: www.daab.de

Deutsche Atemwegsliga e.V.
Raiffeisenstraße 38
33175 Bad Lippspringe
Tel.: 0 52 52 – 9 33 615
Fax: 0 52 52 – 9 33 616
E-Mail: kontakt@noSpam.atemwegsliga.de
Internet: www.atemwegsliga.de

Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst
Charitéplatz 1
10117 Berlin
Tel.: +49 30 - 450 518006
Telefax: +49 - 30 450 518988
E-Mail: pollenstiftung@noSpam.charite.de
Internet: http://www.pollenstiftung.de

pina - Präventions- und Informationsnetzwerk Allergie/Asthma e.V.
Geschäftsstelle des pina e.V.
Katja Berg
Sekretariat
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Campus Zentrum Lübeck
Ratzeburger Allee 160 (Haus 40)
23538 Lübeck
Tel: 0451 - 500 – 42991
Fax: 0451 - 500 – 2590
E-Mail: katja.berg@noSpam.uksh.de
Internet: www.paedia.uni-luebeck.de/pina

Kinderumwelt gemeinnützige GmbH
Westerbreite 7
49 084 Osnabrück
Tel:  +49-541-9778900
Fax: +49-541-9778905
E-Mail: info@noSpam.allum.de
Internet: www.allum.de

Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.
Adnet-Str. 14
55276 Oppenheim
Tel.: 06133 / 3543
Fax: 06133 / 573 83 27
E-Mail: info@noSpam.pat-liga.de
Internet: http://www.pat-liga.de

Allergieinformationsdienst
Der Allergieinformationsdienst bietet  auf seiner Webseite unabhängige und qualitätsgeprüfte Informationen aus Forschung und Medizin rund um das Thema Allergie für Betroffene und Interessierte an, sowie Allergietagebücher und Faktenpapiere als Download, eine Plattform mit klinischen Studien, monatlich Aktuelles als Newsletter und wichtige Adressen. 

Quellen