Kleinkinder: Strategien gegen Ärger
Jeder Erwachsene ärgert sich durchschnittlich einmal täglich ein bisschen und einmal wöchentlich ganz ordentlich. Ärger ist die häufigste empfundene Emotion. Wie sieht es jedoch bei Kindern aus? Und welche Strategien entwickeln Kinder im Umgang mit Ärger? Schalten sie zur Ablenkung den Fernseher ein? Essen sie Schokolade? Oder sprechen sie mit der Person, die sie geärgert hat?
Maria von Salisch, Diplompsychologin und Privatdozentin am Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie der Freien Universität Berlin untersuchte in einem Projekt, wie in den einzelnen kindlichen Lebensphasen Ärger entsteht, erlebt, ausgedrückt und verarbeitet wird.
Als extremste Ausdrucksform nicht regulierten Ärgers kennen wir Amokläufe. Auch mehr oder weniger aggressive Rache und Vergeltungsakte sind uns geläufig. Die erfolgreiche Ärgerregulierung ist als besonders wichtig für positive menschliche Beziehungen und für ein funktionierendes Gemeinwesen. Auch unsere Gesundheit leidet, wenn wir unseren Ärger häufig in Form von Feindseligkeiten oder depressiven Verstimmungen ausleben.
Wie entwickeln sich Fähigkeiten, Ärger zu regulieren?
Säuglinge können etwa ab dem 2. Lebensmonat Ärger ausdrücken. Häufig tun sie dies in Form von Protest. In der zweiten Hälfte des 1. Lebensjahres kommt es aufgrund der rasanten motorischen und neurologischen Entwicklung dann zu vermehrten Ärgeranlässen, aber es werden auch neue Strategien gefunden, z. T. abgeguckt von den Erwachsenen, mit diesen umzugehen. Häufige Wutanfälle in der sogenannten „Trotzphase“ werden durch die Gedächtnisentwicklung begünstigt. Kinder erinnern sich an ähnliche Situationen, in denen sie sich geärgert haben und steigern sich dadurch in die aktuelle Situation hinein.
Etwa ab dem 3. Lebensjahr entwickeln Kinder auch ein zunehmendes Regelverständnis. Die dadurch ausgelöste Scham wird häufig durch Wutanfälle überspielt. Doch gleichzeitig setzt auch die Fähigkeit ein, über Gefühle zu sprechen. Sowohl die Häufigkeit als auch die Art gefühlsbezogener Gespräche in Familien haben Einfluss darauf, wie Kinder Ärger erleben und regulieren.
Ab dem Vorschulalter werden Beziehungen zu anderen Kindern wichtiger. Kinder lernen, sich beim Spielen und in anderen Situationen aufeinander abzustimmen. Zunehmende verbale Fähigkeiten und Erfahrungen mit verschiedene Aspekten des sich Ärgerns lassen Kinder ihren Ärger differenzierter bewerten, erleben und regulieren.
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