Verschluckte Gegenstände
Kinder, vor allem Säuglinge und Kleinkinder, nehmen alles in den Mund, was sie in die Hände bekommen. Handelt es sich um kleinere Dinge (z.B. Pfennig-Münze), können sie verschluckt werden, gelangen aber in der Regel über den Magen-Darm-Trakt auch wieder aus dem Körper hinaus und finden sich im nächsten Stuhlgang wieder. Sie können aber auch in den unterschiedlichen Abschnitten hängen bleiben oder sich dort länger aufhalten (Speiseröhre, Magen). Kleine Gegenstände können aber auch eingeatmet (aspiriert) werden und in die Bronchien oder tief in die Lunge gelangen. Auch wenn das Kind in den ersten Tagen beschwerdefrei ist, entwickelt sich nach wenigen Tagen eine Bronchitis. Das Kind muss dann auf alle Fälle behandelt werden.
Größere und/oder spitze Gegenstände können sich schnell in den Atemwegen festsetzen, die Schleimhäute reizen und zu einem Verschluss der Atemwege führen. Dann besteht für das Kind akute Erstickungsgefahr und es müssen sofort Rettungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Woran erkennt man überhaupt, dass ein Kind etwas verschluckt oder in die Atemwege bekommen hat?
Hat das Kind einen Gegenstand verschluckt oder aspiriert,
- beginnt es plötzlich zu husten oder zu würgen
- läuft das Gesicht blau an, wenn sich der Gegenstand im Kehlkopfbereich festgesetzt hat.
Nicht immer kann man sofort erkennen, dass das Kind einen Gegenstand verschluckt hat. Manchmal staunen Eltern beim Windelwechseln nicht schlecht, was sich im Stuhl noch so alles findet.
Wie kann man helfen?
Erleidet ein Kind einen Erstickungsanfall, weil es einen Gegenstand aspiriert hat, darf man es nicht beatmen, solange sich der Fremdkörper noch in den Atemwegen befindet. Also auf gar keinen Fall eine Mund-zu-Mund-Beatmung!
- Besteht bei Säuglingen der Verdacht auf Fremdkörperaspiration mit akuter Luftnot, sollte das Kind in Bauch- und gleichzeitiger Kopftieflage (z.B. auf dem Bein des Erwachsenen) bis zu 5 feste Schläge zwischen die Schulterblätter erhalten, um den Fremdkörper loszurütteln. Löst sich der Fremdkörper nicht (Mundinspektion!) sollte das Kind von hinten umgriffen und maximal 5-mal der Brustkorb am unteren Brustbein zusammengepresst (Thoraxkompression) werden. Bleiben die Maßnahmen erfolglos, sollten die Schritte wiederholt werden, während auf den Notarzt gewartet wird.
- Ist das Kind größer (ab 1 Jahr), sollten Eltern es mit dem Bauch auf dem Schoß legen, so dass der Kopf und die Arme herunterhängen, und mit der flachen Hand mehrfach kräftig zwischen die Schulterblätter schlagen, damit der Gegenstand wieder herausgespuckt wird. Weiter können Thoraxkompressionen helfen.
- Bleibt ein verschluckter Gegenstand trotz Sofortmaßnahmen weiterhin stecken, muss sofort ein Rettungsdienst gerufen werden.
- Besteht keine akute Luftnot, sollte das Kind sofort in die Kinderklinik (möglichst sitzend).
Gerne werden kleine Gegenstände auch in die Ohren oder Nase gesteckt. Lässt sich der Gegenstand nicht ohne weiteres aus Nase oder Ohr entfernen, muss man ihn umgehend vom Kinder- und Jugendarzt mit Spezialinstrumenten herausholen lassen.
Wie kann man vorbeugen?
Damit ein Kind erst gar nicht Gegenstände in die Hände bekommt, die es verschlucken kann, sollte man:
- Babys und Kleinkinder nicht unbeaufsichtigt lassen
- Kleinkram in der Wohnung (Münzen, Knöpfe, Heftklammer etc.) nicht offen rumliegen lassen und auch in Schubladen oder Schränken unbedingt unter Verschluss halten
- auf kindersicheres Spielzeug achten (auf Murmeln, Kuscheltiere mit angenähten Knopfaugen oder andere Spielsachen, die sich leicht in Einzelteile zerlegen lassen, sollte man unbedingt verzichten)
- Kindern unter 2 Jahren keine rohen Apfel- und Karottenstücke zum Beißen geben, sondern das Obst mit der Reibe klein raspeln. Auch Weintrauben können gefährlich werden!
- verschluckte Hülsenfrüchte können gefährlich werden, da sie im Körper aufquellen und starke Beschwerden verursachen können.