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Alkoholismus

Diagnose

Für Eltern ist es oft schwer zu erkennen, ob ihr Kind Alkoholprobleme hat, da viele Anzeichen der Sucht auch im Rahmen der Pubertät auftreten können, ohne dass Alkohol im Spiel sein muss. Ein Kind ist möglichweise suchtgefährdet (muss es aber nicht sein!), wenn:

  • es häufig nach Alkohol riecht
  • es sich zunehmend verschließt oder isoliert
  • es plötzlich aggressiv wird
  • es launisch, lethargisch oder gar depressiv wirkt und Freude an seinen Hobbys verliert
  • Schulleistungen abfallen oder Probleme in der Schule auftreten. Zu Hause kann neben Konzentrationsstörungen eine zunehmende Vergesslichkeit auffallen.
  • statt der alten vertrauten Freunde plötzlich ständig neue kommen
  • es seine Zukunftsperspektive verliert und sich nichts mehr zutraut („Das schaffe ich sowieso nicht, ich gebe es auf.“)
  • es sich morgens häufig übergeben muss und unter Appetitlosigkeit leidet

Eltern sollten das Vertrauensverhältnis zu ihrem Kind nicht durch Spionieren zerstören. Wirksam kann hingegen ein offenes Gespräch sein, bei dem die Reaktion des Kindes beobachtet wird. Erste Hilfe erhalten Kinder und Jugendliche ebenso wie besorgte Eltern beim Kinder- und Jugendarzt.

Vertrauensvolles Gespräch mit dem Kinder- und Jugendarzt

Im Rahmen der Jugendgesundheitsuntersuchung (J1) kann sich der Kinder- und Jugendarzt über die Einstellung des Jugendlichen zum Alkohol und seine Risikobereitschaft informieren. Gewinnt der Kinder- und Jugendarzt den Eindruck, dass der Jugendliche Alkohol in schädlichen Mengen zu sich nimmt oder gar alkoholabhängig ist, oder geben Eltern einen entsprechenden Hinweis, erweitert er das Gespräch um eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte).

Er wird sich beispielsweise erkundigen, ob sich der Jugendliche schon einmal überlegt hat, dass er weniger trinken sollte oder sich darüber geärgert hat, dass andere seinen Alkoholkonsum kritisieren. Darüber hinaus wird er den Jugendliche nach psychosomatischen Beschwerden, wie Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit oder Magen-Darmstörungen fragen. Er wird sich aber auch über die schulische und familiäre Situation, den Kontakt zu Freund und über sein Freizeitverhalten erkundigen.

Da die eigenen Suchtprobleme oder die innerhalb der Familie häufig verheimlicht werden, helfen Fragebögen (wie z.B. der CAGE-Test), wie sie für Jugendliche und Erwachsene angewendet werden können, in der Regel wenig. Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen dem Jugendlichem und dem Jugendarzt kann diesbezüglich ein offenes Klima schaffen. Bei einer Suchtgefährdung strebt der Kinder- und Jugendarzt an, durch ein motivierendes Gespräch eigene Denkprozesse und evtl. sogar Lösungsschritte beim Jugendlichen anzuregen.

In Deutschland wachsen fast 20% der Kinder in einer suchtbelasteten Familie auf. Viele sind in diesem Zusammenhang auch Opfer oder Zeuge gewalttätiger Übergriffe. Kinder aus diesen Familien brauchen besondere Unterstützung, denn sie haben im Vergleich zu anderen Kindern nicht nur ein höheres Risiko für psychische Störungen, sondern auch für Substanzmissbrauch (Alkohol, Nikotin, illegale Drogen). Außerdem kommen sie meist wesentlich früher mit Alkohol in Berührung als Gleichaltrige aus „normalen“ Familien.

Laboruntersuchungen

Bei stark alkoholisierten Personen wird der Ethanolgehalt im Blut, der sogenannte Promillewert bestimmt. Normalerweise werden 0,12 Promille pro Stunde von einem gesunden Erwachsenen abgebaut. Alkoholiker scheiden dagegen bis zu 0,25 Promille pro Stunde aus. Der Promillewert ermöglicht es nicht nur, die Fahrtüchtigkeit festzustellen, er dient auch dazu, eine akute Alkoholvergiftung zu erkennen.

Alkohol hinterlässt aber auch Spuren – v.a. an der Leber. Hier wird Gewebe zerstört, was bestimmte Leberenzyme (wie z.B. die so genannte Gamma-GT) freigesetzt. Diese weist man im Bluttest nach, allerdings sind sie erst nach einem längeren Zeitraum von Alkoholmissbrauch verändert. 20% der erhöhten Gamma-GT-Werte sind jedoch nicht durch Alkoholmissbrauch bedingt und etwa ein Drittel der Alkoholiker hat normale Leberwerte.

Spezifisch kann ein chronischer Alkoholmissbrauch während der letzten 14 Tage über eine erhöhte Konzentration an Carbohydrat-Deficient-Transferrin (CDT) im Blut nachgewiesen werden. Werden an mindestens 7-10 aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 50-80g Alkohol konsumiert, steigt der Wert an (60 g Alkohol entspricht ca. 1 Liter Wein bzw. 1,5 Liter Bier). Allerdings hat dieser Test nur eine Sensitivität von 63%. D.h. 37% der Getesteten haben in den zurückliegenden 14 Tagen regelmäßig weit mehr als 80 g Alkohol am Tag zu sich genommen, ohne dass der Wert bei ihnen erhöht ist.

Alkoholische Getränke enthalten neben Ethanol auch Methanol. Eine Untersuchung der Konzentration von Methanol im Vergleich zu derjenigen von Ethanol kann ebenfalls Hinweise auf einen längeren Alkoholmissbrauch liefern.