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Borreliose (Lyme-Krankheit)

Symptome & Krankheitsbild

Die vielgestaltige Borreliose kann als Multisystemerkrankung bezeichnet werden. Insbesondere sind Haut, Zentrales Nervensystem, Gelenke und das Herz betroffen. Die Wissenschaftler teilen den Krankheitsverlauf gewöhnlicherweise in die Stadien I bis III, in der medizinischen Praxis wird allerdings häufig die weniger starre Einteilung in akutes (Stadium I und II) und chronisches Stadium (entspricht Stadium III) bevorzugt.

Zu beachten ist, dass jedes Krankheitsanzeichen isoliert, aber auch in unterschiedlichen Kombinationen mit Überspringen eines Stadiums über Jahre auftreten kann.

Eine spontane Ausheilung ist vor allem in den ersten beiden Krankheitsstadien möglich. Eine durchgemachte Borreliose bedeutet keine Immunität gegen eine erneute Infektion nach einem Zeckenstich.

Stadium I

Vielfach kommt es innerhalb von 3 Tagen bis mehreren Wochen nach dem Zeckenstich zu einer typischen rötlich-bläulichen Hautverfärbung (Erythema migrans) an der Stichstelle, die sich ringförmig ausbreitet und einen Durchmesser von 5 bis zu 20 Zentimetern erreichen kann. In der Mitte ist die Einstichstelle erkennbar, um die die Rötung meist verblasst. Eine Erythema migrans oder Wanderröte kann auch an einer oder mehreren anderen Körperstellen auftreten, was auf eine Ausbreitung des Bakteriums im Organismus hindeutet.

Die Erythema migrans ist von einer örtlichen harmlosen Hautverfärbung als direkte Folge des Zeckenstiches zu unterscheiden. Letzterer fehlt im Allgemeinen die Aufhellung in der Mitte und sie bleibt auf die eigentliche Stichstelle mit einer Größe von ein bis zwei Zentimetern begrenzt. Das Erscheinungsbild der Wanderröte kann jedoch stark variieren, so dass jeder Hautveränderung in Zusammenhang mit einem Zeckenstich immer einem Kinder- und Jugendarzt gezeigt werden sollte.

Ein Teil der Patienten leidet darüber hinaus unter allgemeinen Infektionssymptomen wie Fieber, Muskel-, Gelenk-, und Kopfschmerzen, Bindehautentzündungen, Schweißausbrüchen, Schwellungen der Lymphknoten, Abgeschlagenheit und Magen-Darm-Beschwerden, die alle Stadien hindurch anhalten oder erstmals auftreten können. Bei grippeähnlichen Symptomen nach einem Zeckenstich sollte das Kind daher unbedingt von einem Kinder- und Jugendarzt untersucht werden.

Stadium II

Wochen bis sechs Monate nach dem Zeckenstich treten zunächst in Nähe zum Erythema migrans brennende Nervenschmerzen mit Störungen der sensiblen Wahrnehmung sowie Lähmungserscheinungen auf (Bannwart-Syndrom); Folgen einer Entzündung der Nervenwurzeln sowie Ausfall der Hirnnerven mit Ausnahme des Riechnervs. Auch Seh- oder Hörstörungen sowie eine Entzündung des Herzens können bei einer Borreliose auftreten. Das ist das typische Erkrankungsbild bei Erwachsenen.

Der Befall des Nervensystems (Neuroborreliose) zeigt sich hingegen bei Kindern zu 90% in einer meist einseitigen Gesichtsnervenlähmung (Fazialisparese). Dabei können die Kinder das Auge auf der betroffenen Seite nicht schließen, die Stirn einseitig nicht runzeln und nicht pfeifen, da ein Mundwinkel schlaff herunterhängt. Wesentlich seltener entsteht eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) mit vielseitigen Beschwerden wie Fieber, Erbrechen und starken Kopfschmerzen.

Vor allem Kinder und Jugendliche entwickeln darüber hinaus gelegentlich einen kleinen, festen, gutartigen, blauroten Hauttumor (Borrelienlymphozytom), der ganz überwiegend an den Ohrläppchen, den Brustwarzen und im Genitalbereich auftritt, wo er Wochen bis Monate bestehen bleibt.

Relativ selten sind Herzerkrankungen, wie z.B. Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen, Entzündungen des Auges oder der Muskeln.

Stadium III

Sechs Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich kann es bei etwa 5% der Erwachsenen und Kinder zu einer Beteiligung der Gelenke (Lyme-Arthritis) kommen, die mit dauerhaften oder schubweise auftretenden Schmerzen und Schwellungen - vorwiegend in den Knie- und Sprunggelenken - einhergeht.
Überdies ist eine chronische Hautveränderung bekannt, die bei Kindern allerdings äußerst selten auftritt. Bei der Acrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer wird die befallene Haut an den Endgliedern und Streckseiten von Füßen, Beinen, Armen und Händen zunächst extrem dünn, haarlos und in ihrer Pigmentierung verändert (ähnlich Pergamentpapier), bevor es im Endstadium zu starken Verdickungen kommt. Die Störung geht mit Schmerzen bzw. Juckreiz einher.

Fast immer ist das periphere Nervensystem in den betroffen Hautpartien geschädigt. Man spricht dann im Zusammenhang mit den auftretenden Missempfindungen von einer Arthropathie oder Polyneuropathie.
Sehr selten kommt es zu einer bleibenden Entzündung von Gehirn und Rückenmark (Enzephalomyelitis) mit partiellen oder vollständigen Lähmungen der Beine bzw. Arme. Mögliche Spätfolgen sind zudem Sprach- oder Koordinationsstörungen sowie epileptische Anfälle.