Epilepsie
Fokale Epilepsien
Einfache fokale Anfälle
Bei einem einfachen fokalen Anfall ist das Kind bei Bewusstsein und erlebt den Anfall in seiner ganzen Ausprägung mit. Es kann hinterher beschreiben, was es erlebt hat.
Bei den einfachen fokalen Anfällen kann es zu örtlich umschriebenen Muskelzuckungen kommen, zum Beispiel in einer Gesichtshälfte oder in einer Hand. Diese Muskelzuckungen können sich in benachbarte Gebiete der gleichen Körperseite ausbreiten. In diesem Fall spricht man von einem sog. "motorischen Jackson-Anfall".
Weiterhin gibt es einfache fokale Anfälle mit vielfältigen Sinneswahrnehmungen. So können zum Beispiel „komische Gefühle“ in einzelnen Körperteilen auftreten, Gegenstände können als zu groß oder zu klein wahrgenommen werden, manche Kinder hören Musik, Stimmen oder Geräusche. Es gibt auch Kinder, denen im Anfall schwindlig wird. Dieser kann wie ein Fallen im Raum, wie ein Schwanken oder wie ein Drehen in einem Karussell oder in einem Riesenrad empfunden werden.
Komplexe fokale Anfälle
Bei den komplexen fokalen Anfällen ist das Bewusstsein des Kindes verändert, wobei die Bewusstseinsstörung von einer leichten Benommenheit bis zur Bewusstlosigkeit reichen kann. Manche Kinder wirken während des Anfalls auffallend benommen, ratlos, verwirrt. Gegen eine Störung von außen wehren sie sich; sie können dann sogar aggressiv werden.
Alle bei den einfachen fokalen Anfällen genannten Zeichen können auch bei den komplexen fokalen Anfällen in Verbindung mit der Bewusstseinsstörung auftreten. Besonders charakteristisch sind sogenannte Automatismen, d.h. automatisch ablaufende Bewegungserscheinungen. Im Bereich des Mundes treten Kau- oder Essbewegungen (Schmecken, Schmatzen, Schlucken, Kauen) auf. Außerdem kommen Bewegungen wie Nesteln, Zupfen, Klopfen, Streicheln über ein Kleidungsstück, mechanisches Öffnen und Schließen der Hände und Treten oder Scharren mit den Füßen vor. Im Gesicht des Kindes kann man Angst, Furcht, Schmerz, aber auch ein Glücksgefühl erkennen (mimische Automatismen).
Häufig aber ist die Mimik während eines komplexen fokalen Anfalles auffallend starr und leer. Neben den typischen Bewegungsabläufen treten weitere Anzeichen wie Erröten, ein schneller und unregelmäßiger Herzschlag, vermehrter Speichelfluss, Gänsehaut und Schweißausbrüche auf.
Komplexe fokale Anfälle verebben allmählich, ihr Ende ist oft nicht genau feststellbar. Das Kind kann sich hinterher an nichts erinnern. Ein solcher Anfall dauert im Allgemeinen einige Minuten bis zu einer Viertelstunde.
Nicht selten wird ein komplex fokaler Anfall von einem einfach fokalen Anfall eingeleitet. Ein komplex fokaler Anfall kann zudem in einen generalisierten tonisch-klonischen Krampfanfall (Grand-mal-Anfall) übergehen.
Die Prognose ist bei einem fokalen Anfallsleiden abhängig vom betroffenen Areal des Gehirns und der Ursache. Ein Teil der Kinder wird unter der medikamentösen Therapie anfallsfrei, ein anderer durch eine Operation geheilt. Geistige Störungen gehören jedoch zu den möglichen Folgen.