Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
Was ist Haemophilus influenzae Typ b (Hib)?
Das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib) spielte besonders bei Kleinkindern im Alter bis zu 5 Jahren eine wesentliche Rolle. Die dadurch ausgelösten Infektionskrankheiten waren bis zur Einführung der vorbeugenden Impfung für diese Altersgruppe sehr gefürchtet (seit 1990 von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut empfohlen). Die Keime verursachen bei Kindern bis zu 3 Jahren in erster Linie eine besonders schwere Form von Hirnhautentzündung. Sie können u.a. zu einer Lungenentzündung, Sepsis (Blutvergiftung), Herzmuskelentzündung führen. Bei Kindern bis zu 5 Jahren ist die Entzündung des Kehldeckels (Epiglottitis) lebensbedrohlich.
Einer Schätzung der Weltgesundheit zufolge starben aufgrund einer Infektion mit dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib) weltweit im Jahr 2000 - bevor die Impfung in vielen Ländern eingeführt wurde - 371.000 Kinder zwischen 1 und 59 Monaten (knapp fünf Jahre), und es erkrankten in diesem Jahr 8,13 Millionen Kinder dieser Altersgruppe deshalb schwer. Im Jahr 2008, nachdem etwa in 136 Mitgliedsstaaten der WHO die Impfung etabliert war, ging die Zahl der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren weltweit auf 203.000 zurück. 2013 gehörte die Hib-Impfung bei einem Großteil der Mitgliedsstaaten (183) zu den Standardimpfungen. Dies hatte in diesen Ländern einen Rückgang von bis zu 90% der Fälle von Hib-Erkrankungen zur Folge.
Ursachen
Das Bakterium, der Erreger Haemophilus influenzae Typ b (Hib), wird über Tröpfchen von Mensch zu Mensch (z.B. beim Husten oder Niesen) übertragen und siedelt sich im Nasen-Rachen-Raum an.
Ob es zu einer Erkrankung kommt, hängt von der Menge der übertragenen Bakterien ab und davon, ob der Organismus bereits durch eine andere Infektion geschwächt ist. Von den Hib-Erkrankungen sind besonders Kinder bis zum 5. Lebensjahr bedroht. Die meisten Infizierten erkranken selbst nicht, können aber als symptomlose Träger während längerer Zeit andere Menschen mit Hib-Bakterien anstecken.
Haemophilus influenza sind Stäbchenbakterien, von denen insgesamt sechs Kapseltypen bekannt sind (a-f) sowie weitere Stämme ohne Kapseln. In Ländern ohne Impfung ist Hib für die meisten invasiven Erkrankungen (Meningits, Sepsis und Epiglottis) verantwortlich.
Symptome & Krankheitsbild
Die häufigsten durch Hib-Bakterien verursachten Erkrankungen sind die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis) und die Kehldeckelentzündung (Epiglottitis).
Typische Krankheitszeichen einer Meningitis sind Erbrechen, hohes Fieber, Bewusstseinstrübung und Krämpfe.
Eine Kehldeckelentzündung entwickelt sich innerhalb weniger Stunden. Wichtigste Erkennungsmerkmale sind hohes Fieber, Schluckbeschwerden, kloßige Sprache und ausgeprägte Atemnot.
Weitere Erkrankungen, die durch die Erreger verursacht werden, sind Entzündungen der Nasennebenhöhlen, der Ohren und Gelenke.
80 bis 95% der Hib-Erkrankungen treten vor dem vollendeten fünften Lebensjahr auf. Nur sehr selten kommt es in den ersten 3 Monaten zu einer Ansteckung, sie ist aber nicht ausgeschlossen. Antikörper von der Mutter schützen das Neugeborene in dieser Zeit weitgehend gegen bestimmte Krankheiten. Zu diesen Erkrankungen zählt auch Hib.
Auswirkungen
Die durch Hib-Bakterien verursachte Hirnhautentzündung ist eine außerordentlich schwere und rasch fortschreitende Erkrankung. Die Sterblichkeit beträgt bei unbehandelten Patienten bis zu 80% und selbst bei frühzeitiger Therapie sterben noch 5 bis 10% der Erkrankten. Häufig führt eine Hirnhautentzündung auch zu Folgeschäden wie Sprachstörungen, Hörschäden und geistiger Behinderung.
Eine Kehldeckelentzündung stellt immer einen Notfall dar, da sich die Erkrankung extrem schnell entwickelt. Oft bleibt gerade noch Zeit, einen Transport in die Klinik, immer mit Arztbegleitung, zu organisieren. Die Sterblichkeitsrate der Kehldeckelentzündung liegt entsprechend, mit bis zu 25%, extrem hoch.
Diagnose
Eine Diagnose ergibt sich aus dem Krankheitsbild bzw. durch Nachweis der Hib-Bakterien aus Untersuchungsmaterial (z.B. Nasen- oder Rachenabstrich, Liquor).
Therapie
Eine umgehende Behandlung im Krankenhaus mit Antibiotika ist insbesondere bei Vorliegen einer Hirnhaut- oder Kehldeckelentzündung von entscheidender Bedeutung.
Impfschutz
Eine Schutzimpfung zur Vorbeugung der Krankheiten durch Hib ist unbedingt zu empfehlen. Besonders gefährdet sind bereits Kinder ab 6 Monaten, deshalb sollte die Impfung möglichst frühzeitig begonnen und vollständig abgeschlossen werden. Es stehen hierfür in erster Linie Kombinationsimpfstoffe (Sechsfachimpfstoff: Diphtherie, Pertussis, Tetanus, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B) zur Verfügung.
Erste Impfung erfolgt im Alter von 8 Wochen und die folgenden Impfungen im Alter von 4 und 11 Monaten (seit Juni 2020 2+1-Schema, vorher 3+1-Schema - dieses gilt nach wie vor noch für Frühgeborene: Impfung im Alter 2, 3, 4 und 11 Monaten).
Nach dem 6. Lebensjahr ist eine Impfung in der Regel nicht mehr notwendig - nur in seltenen Fällen (z.B. fehlender Milzfunktion).
Nach engem Kontakt mit invasiver Hib-Infektion sollten alle Haushaltsmitglieder ab einem Alter von 1 Monat nachgeimpft werden, sofern sich dort ein ungeimpftes oder unzureichend geimpftes Kind (Alter bis zu 4 Jahre) befindet oder eine Person mit einem Immundefekt. Zusätzlich empfiehlt sich eine Chemoprophylaxe (Antibiotikabehandlung).
Treten in einer Gemeinschaftseinrichtung mit kleinen Kindern innerhalb von 2 Monaten zwei oder mehr Hib-Fälle auf, dann erhalten unabhängig vom Impfstatus und Alter sowohl Kinder als auch Betreuer/innen der Gemeinschaftseinrichtung eine Chemoprophylaxe. Darüber hinaus sollten ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Kinder bis zu 4 Jahren nachgeimpft werden.
Seit Einführung der Impfung im Juli 1990 gibt es in Deutschland nur noch sehr selten eine durch diese Keime hervorgerufene schwerwiegende Erkrankung, wie die Meningitis oder die Epiglottitis. Die Krankheiten treten nachweislich nur noch bei nicht geimpften oder nicht ausreichend geimpften Kindern auf.
Adressen & Links (für weiterführende Informationen)
Robert Koch-Institut
Abteilung für Infektionsepidemiologie
Fachgebiet 33 - Impfprävention
Seestraße 10, 13353 Berlin
Ansprechpartner: Dr. Viktoria Schönfeld
Tel.: 030 18754 3357
Fax: 030 18754 3533
Nationales Referenzzentrum für
Meningokokken und Haemophilus influenzae
Universität Würzburg
Institut für Hygiene und Mikrobiologie
Josef-Schneider-Straße 2, Gebäude E1
97080 Würzburg
Internet: www.meningococcus.de
www.nrzmhi.de
Ansprechpartner: PD Dr. rer. nat. Heike Claus
Telefon: 0931-31 46936
Telefax: 0931 4 6445
E-Mail: hclaus@ hygiene.uni-wuerzburg.de
nrzm@ hygiene.uni-wuerzburg.de
Quellen
- Robert Koch-Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2023. (27.1.2023) Epid. Bull 4, 2023. [PDF 11,30 MB, Acrobat Reader erforderlich]
- Robert Koch-Institut (RKI): Haemophilus influenzae, invasive Infektion. RKI-Ratgeber, Stand: 15.12.2020.
- Robert Koch-Institut: Invasive Erkrankungen durch Haemophilus influenzae im Jahr 2008. Epid. Bull. 35, 358 (2009).
- Robert Koch-Institut: Übermittelte Haemophilus influenzae-Fälle nach Jahr , Deutschland, 2001 - 2018, Erreger: Kapseltyp b; Fälle entsprechend der Referenzdefinition des RKI; Datenstand: 14.02.2018.
- Robert Koch-Institut: Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut. Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung zur Grundimmunisierung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B mit dem 6-fach-Impfstoff im Säuglingsalter nach dem 2+1-Impfschema. Epid. Bulletin 25.06.2020/Nr. 26
- Robert Koch-Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2024 (25.01.2024). Epid. Bulletin 04, 2024. [PDF 3,7 MB, Acrobat Reader erforderlich]