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Hörstörung

Vorsorge

In der Geburts- bzw. Kinderklinik sollte vor der Entlassung des Kindes ein Neugeborenen-Hörscreening durchgeführt werden – idealerweise ab dem 2. Lebenstag. Bei allen Kindern, die nicht in der Geburtsklinik untersucht wurden, sollte das Neugeborenen-Hörscreening innerhalb der ersten 10 Lebenstage durchgeführt werden. Das Screening sollte im gelben Vorsorgeheft dokumentiert werden.

Zeigte ein Kind eine Auffälligkeit, sollte es nach 4 Wochen noch einmal in einer geeigneten Praxis nachuntersucht werden.

Grundsätzlich gilt: Beobachten Sie das Hörverhalten Ihres Kindes genau! Sollte Ihr Kind auf bestimmte Aufforderungen nicht reagieren, so muss das nicht zwangsläufig mit einer vorsätzlichen Befehlsverweigerung Ihres Kindes zusammenhängen. Nehmen Sie diese ersten Anzeichen ernst und lassen Sie das Gehör Ihres Kindes beim Kinder- und Jugendarzt oder direkt in einer Spezial-Klinik untersuchen. Denn je früher eine Hörstörung erkannt und korrigiert wird, umso besser stehen die Chancen, dass sich Ihr Kind sprachlich normal entwickelt. Bei Verdacht auf einen Hörschaden wird die Untersuchung von der Krankenkasse übernommen.

Laute Spielsachen vermeiden

Hörschäden können bereits bei einem Schalldruckpegel von 85 dB auftreten. Experten warnen daher vor den handelsüblichen Spielzeugpistolen. Bei umfangreichen Tests wurden hier Schallpegel von bis zu 180 dB gemessen. Dies stellt ein enormes Risiko für die Ohren dar. Da nämlich die von dem Knall ausgehende Schallwelle mit solch hoher Geschwindigkeit an das Trommelfell gelangt, hat das Ohr keine Chance mehr, sich dagegen zu wehren und es kann im schlimmsten Fall zum Reißen des Trommelfells kommen. Doch es sind nicht unbedingt diese einmaligen „Knalltraumata“, die zu Hörschäden führen. Meist kommt es durch ständig wiederkehrende Lärmbelästigung zu einem schleichenden Hörschaden, der aber meist viel zu spät realisiert wird.

Gefährlicher Freizeitlärm

Freizeitlärm ist zu einem bedeutenden Risikofaktor für Gehörschäden geworden. Wer über fünf Jahre fünf Stunden pro Woche laut Musik (über 89 Dezibel) über Kopfhörer hört, riskiert einen dauerhaften Gehörschaden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam im Auftrag der Europäischen Kommission. Demnach überlasten etwa 5-10% der MP3-Nutzer ihr Gehör, so dass gesundheitliche Folgen zu erwarten sind. Schon bei einer dauerhaften Belastung von 85 Dezibel können Hörstörungen entstehen: Diese Lautstärke erreicht ein LKW im Straßenverkehr. Jugendliche stellen ihr Gerät in der U-Bahn, im Bus oder an der Haltestelle in der Regel lauter, damit sie den Lärmpegel in der Umgebung ausblenden können. Eine britische Studie zeigte, dass Jugendliche ihren MP3-Player durchschnittlich auf 92 Dezibel aufdrehen, um Umgebungsgeräusche - wie sich unterhaltende Menschen – zu übertönen. Weitere Lärmquellen, wie Musikkonzerte und Diskothekenbesuche, kommen bei jungen Menschen als Belastungen hinzu.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der Anteil junger Menschen, die Freizeitlärm ausgesetzt sind, verdreifacht, während Lärm am Arbeitsplatz abgenommen hat. In Europa benutzen etwa 100 Millionen Menschen täglich tragbare Musikgeräte. Besitzer dieser Geräte hören durchschnittlich eine Stunde bis 14 Stunden in der Woche Musik damit. Pfeifgeräusche und vorübergehende Schwerhörigkeit können die ersten Anzeichen dafür sein, dass das Gehör eines Jugendlichen übermäßig strapaziert wird. Darüber hinaus gibt es Vermutungen, dass längerfristiger Lärmeinfluss auch das Herz-Kreislaufsystem, die Konzentrationsfähigkeit und die Gedächtnisleistung negativ beeinflussen kann. Eltern sollten ihren Teenagern deshalb empfehlen, bei den Geräten nicht die volle Lautstärke auszuschöpfen, keine Kopfhörer zu verwenden, die ins Ohr gesteckt werden, und den MP3-Player weniger als eine Stunde täglich zu verwenden.

Vermeiden Sie daher zu Ihrer eigenen und natürlich zur Gesundheit Ihres Kindes weitestgehend laute Schallquellen!