Kinderlähmung (Poliomyelitis)
Impfschutz
Die einzig wirksame Vorsorge gegen Poliomyelitis ermöglicht eine konsequente Impfung.
Entwicklung
Anfang der 1950er-Jahre entwickelte der amerikanische Bakteriologe Jonas Edward Salk einen Impfschutz durch dreimalige Injektion aus abgetöteten (inaktiven) Polioviren aller drei Erregertypen. 1955 wurde die von dem Mediziner Albert Bruce Sabin entwickelte Schluckimpfung mit wirksamem Lebendimpfstoff auf einem Stück Zucker in den USA freigegeben und seit 1960 in der DDR, seit 1962 in der BRD verabreicht. Nach Einführung der Schluckimpfung gingen die Erkrankungszahlen schlagartig zurück. Die Schluckimpfung hatte sich über viele Jahre durchgesetzt, weil sie einfacher zu handhaben und preisgünstiger war als die Injektion.
1990 und 1992 wurden die letzten insgesamt drei Erkrankungen in Deutschland gemeldet. Allerdings kam es nach Impfungen weiterhin jährlich zu ein bis zwei Fällen paralytischer Poliomyelitis, die durch die geimpften Lebenderreger verursacht wurden.
Um dies zu vermeiden, werden daher in Deutschland seit 1998 - gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut - inaktivierte Polio-Vakzine (IPV) als Injektion eingesetzt. Dadurch können selbst Menschen mit einer Immunschwäche geimpft werden.
Impfkonzept
Bei der Verwendung eines Kombinationsimpfstoffes (Sechsfachimfpung) mit Pertussis (Keuchhusten) erhalten Säuglinge die erste Impfung im Alter von 8 Wochen und die folgenden Impfungen im Alter von 4 und 11 Monaten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung für die Sechsfachimpfung im Säuglingsalter im Juni 2020 aktualisiert und empfiehlt nun das reduzierte "2+1-Impfschema" statt das bisherige 3+1-Schema. Die Sechsfach-Impfung schützt gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B.
Für einen vollständigen langanhaltenden Impfschutz wird eine Auffrischimpfung zwischen 9 und 16 Jahren empfohlen.
Bei Reisen in Länder mit Infektionsrisiko oder Kontakt mit Poliomyelitis-Kranken wird Erwachsenen eine weitere Auffrischung empfohlen, wenn die letzte Impfung länger als 10 Jahre zurückliegt oder der Impfschutz nicht vollständig ausgeführt wurde. Erwachsene, die im Säuglings- und Kleinkindalter eine vollständige Grundimmunisierung und im Jugendalter oder später mindestens eine Auffrischimpfung erhalten haben oder die als Erwachsene grundimmunisiert wurden und eine Auffrischimpfung erhalten haben, gelten laut STIKO als vollständig immunisiert. Auffrischungen erfolgen meist in Kombination mit Tetanus- oder Diphtherie-Impfungen. Eine routinemäßige Auffrischung nach dem 18. Lebensjahr wird hingegen nicht mehr empfohlen.