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Multiple Sklerose

Was ist Multiple Sklerose?

Normalerweise tritt die Multiple Sklerose (MS) bei Erwachsenen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr erstmals auf. Nur bei fünf Prozent der Betroffenen zeigen sich die ersten Krankheitszeichen schon im Kindes- oder Jugendalter. Vor dem 10. Lebensjahr erkranken lediglich 9 von 10 Millionen Kindern. Mädchen sind vor der Pubertät genauso oft betroffen wie Jungen. Erst nach der Pubertät haben sie ein höheres Erkrankungsrisiko.

Bei der MS wird die Myelinschicht, eine Schutzschicht der Nervenfasern, zunehmend zerstört und durch Plaques (erhabene Flecken) ersetzt. Bei Kindern kann dabei auch die Nervenfaser selbst beschädigt werden. Ursache ist vermutlich eine genetische Veranlagung. Wie bei Erwachsenen gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Krankheitsausbruch und einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV), einem Vitamin-D-Mangel, Übergewicht und Tabakkonsum bzw. Passivrauchen. Man nimmt an, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, die zu einer Entzündung der Myelinschicht führt.

Weitere Informationen unter www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org

Symptome & Krankheitsbild

Bei Kindern und Jugendlichen werden die gleichen Krankheitszeichen beobachtet wie bei Erwachsenen. Hierzu gehören Gefühls-, Seh- oder Gleichgewichtsstörungen sowie motorische Beeinträchtigungen, wobei üblicherweise beim ersten Schub nur ein Symptom auftritt. Da die Anzeichen so unterschiedlich sein können, wird die MS auch als „Krankheit der 1000 Gesichter“ bezeichnet. Die Beschwerden können von Müdigkeit, Minderung der Konzentrationsfähigkeit und Kopfschmerzen begleitet werden. Vor der Pubertät verlaufen die ersten Schübe unter Umständen so leicht, dass die Kinder ihre Beschwerden gar nicht erwähnen.

Im Unterschied zur MS bei Erwachsenen äußert sich die Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen fast immer in Schüben. Zwischen diesen Schüben bilden sich die Symptome zurück – teilweise sogar vollständig. Allerdings treten diese Schübe häufiger auf als bei Erwachsenen, sie folgen dichter aufeinander. Bei der Hälfte der Betroffenen verschlechtert sich der Zustand ungefähr 20 Jahre nach Krankheitsausbruch zunehmend.

Diagnose

Nach einer ausführlichen Befragung durch den Kinder- und Jugendarzt dient eine Blutuntersuchung unter anderem dazu, andere Krankheitsursachen auszuschließen. Für den Nachweis der MS sind eine MRT und möglicherweise auch eine Untersuchung des Liquors notwendig. Eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs, eine Untersuchung der Augen und ein EEG werden meist ebenfalls durchgeführt. Ergeben sich keine Hinweise auf eine andere Erkrankung, wird schließlich die Ausschluss-Diagnose „Multiple Sklerose“ gestellt. Wegen der Seltenheit dieser Erkrankung im Kindesalter (s.o.) wird die umfangreiche und zum Teil belastende Diagnostik nur bei ernsten Hinweisen erfolgen und erfordert in der Regel eine Absprache mit Spezialisten.  

Ausführliche Informationen zur Diagnostik bei MS erhalten Sie unter www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org.

Therapie

Die Behandlung des akuten MS-Schubs bei Kindern ist nicht identisch mit der Dauertherapie im symptomfreien Zeitraum. Im akuten Schub erhalten die Kinder meist auch ein Glukokortikoid, um den Entzündungsprozess im Bereich der Myelinschicht so schnell wie möglich einzudämmen. Für eine Dauertherapie ist Kortison jedoch ungeeignet. Je nachdem, ob die Erkrankung mild bis moderat oder schwer verläuft, stehen für die Behandlung während der symptomfreien Intervalle unterschiedliche Arzneistoffe zur Verfügung. Diese regulieren das Immunsystem. Ziel ist es, bleibende Schäden so lange wie möglich hinauszuzögern. Um schwere Nebenwirkungen zu vermeiden, erfolgt die Einstellung der medikamentösen Therapie in Spezialzentren.

Unterstützend erhalten die betroffenen Kinder und Jugendlichen insbesondere im Anschluss an einen Krankheitsschub je nach Bedarf Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie. Oftmals wird den Betroffenen und ihren Eltern auch eine psychotherapeutische Unterstützung angeboten, damit sie neben den körperlichen auch die seelischen Belastungen, die mit der Erkrankung einhergehen, verarbeiten können.

Auswirkungen

Krankheitsschübe können zur Folge haben, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen immer wieder in der Schule fehlen. Müdigkeit und Konzentrationsstörungen können ferner dazu beitragen, dass sie phasenweise den Unterrichtsstoff nicht gut aufnehmen können. Gemeinsam mit den Lehrkräften müssen daher Wege gesucht werden, wie die Betroffenen den verpassten Stoff nachholen können, damit Zukunftsängste die ohnehin schwierige Situation nicht zusätzlich belasten.

Kinder mit MS sollen sich bewegen und somit auch am Schulsport teilnehmen. Lediglich starke körperliche Belastungen sollten sie vermeiden. Unabhängig davon muss auf eventuelle Behinderungen Rücksicht genommen werden.
Langfristig kann der Verlauf der Erkrankung die schulische Laufbahn und die Berufswahl beeinflussen. Dabei sollten sich die Betroffenen und ihre Eltern die Unterstützung suchen, die sie benötigen.

Links und Adressen finden Sie unter www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org

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