Persistierender Ductus arteriosus Botalli (PDA)
Was ist ein Persistierender Ductus arteriosus Botalli (PDA)?
Das Herz besteht aus je zwei Vorhöfen (linkes und rechtes Atrium) und zwei Kammern (linker und rechter Ventrikel). Je eine Wand trennt den linken vom rechten Vorhof bzw. die linke von der rechten Kammer. Zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Kammer bzw. dem linken Vorhof und der linken Kammer befindet sich jeweils eine große Herz-Klappe. Das sauerstoffarme Blut gelangt über die obere und untere Hohlvene aus dem Körperkreislauf in den rechten Vorhof und wird von dort über die rechte Kammer in die Lungenarterien gepumpt. In der Lunge wird es mit Sauerstoff angereichert und fließt dann über die Lungenvenen in den linken Vorhof. Die linke Kammer pumpt das sauerstoffreiche Blut dann über die Hauptschlagader (Aorta) in den Körperkreislauf.
Beim Ductus arteriosus Botalli handelt es sich um eine Verbindung zwischen der Hauptschlagader (Aorta) und der Lungenschlagader (Arteria pulmonalis) beim ungeborenen Kind. Weil der Fötus im Mutterleib noch von seiner Mutter mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird und nicht selbstständig atmet, dient der Ductus arteriosus Botalli dazu, das Blut weitgehend am Lungenkreislauf vorbei zu leiten. Erst nach der Geburt, wenn das Neugeborene eigenständig zu atmen beginnt, entfalten sich die Lungen. Daraufhin können sie normal durchblutet werden, und der kleine Körper beginnt sich selbst mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen. Der Ductus arteriosus Botalli wird dann nicht mehr benötigt und schließt sich in den ersten Lebenstagen.
Beim persistierenden Ductus arteriosus (PDA) bleibt diese Verbindung jedoch offen. Die Erkrankung hat einen Anteil von etwa 7% an den angeborenen Herzfehlern und kann zusammen mit anderen Herzfehlern auftreten.
Schließt sich der Ductus arteriosus nach der Geburt nicht, fließt ein Teil des sauerstoffreichen Bluts nicht in den Körperkreislauf. Es gelangt vielmehr von der Aorta über den offenen Ductus arteriosus wieder direkt in den Lungenkreislauf (Links-Rechts-Shunt). Die Sauerstoffversorgung über den Körperkreislauf kann auf diese Weise je nach Größe der Öffnung mehr oder weniger stark vermindert sein.
Ursachen
Frühgeborene sind öfter von einem persistierenden Ductus arteriosus Botalli betroffen als andere Neugeborene. Manchmal ist auch eine Infektion der schwangeren Mutter, die auf das Kind übertragen wird, die Ursache für einen Ductus arteriosus Botalli (kongenitale Röteln). Bei anderen Babys passt sich nach der Geburt die Atmung nicht spontan an das Leben außerhalb vom Mutterleib an. Kinder- und Jugendärzte bezeichnen dies als respiratorische Anpassungsstörung. Dabei leiden die betroffenen Kinder unter Atemnot. Schließlich kann der persistierende Ductus arteriosus Botalli gemeinsam mit anderen Herzfehlern auftreten. Vielfach ist die Ursache aber auch nicht bekannt.
Symptome & Krankheitsbild
Die Symptome hängen von der Größe der Öffnung ab. Ist sie nur klein, so dass nur wenig sauerstoffarmes Blut vom Lungenkreislauf direkt wieder in den Körperkreislauf gelangt, bleibt sie unter Umständen unbemerkt.
Ist der Ductus arteriosus Botalli jedoch weit geöffnet, kann die Sauerstoffversorgung der Organe beeinträchtigt sein, weil zu wenig sauerstoffreiches Blut in den Körperkreislauf gelangt. Die betroffenen Säuglinge sind blass und atmen schnell. Sie sind schwach und haben kalte Arme und Beine.
Ältere Kinder mit persistierendem Ductus arteriosus Botalli sind kurzatmig und wenig belastbar.
Unbehandelt sind die betroffenen Säuglinge und Kinder anfällig für spastische Bronchitiden. Außerdem ist das Risiko für eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) erhöht. In seltenen Fällen kann es zu einer Druckerhöhung im Lungen-Kreislauf kommen (Pulmonaler Hochdruck).
Auswirkungen
Häufig schließt sich ein persistierender Ductus arteriosus Botalli spontan im Laufe des ersten Lebensjahres. Wenn jedoch hämodynamische Veränderungen
auftreten, wird er im Rahmen einer Herz-Kathteter-Untersuchung interventionell verschlossen.
Diagnose
Der Puls ist bei den betroffenen Kindern schnell und hat eine hohe Amplitude (Pulsus celer et altus). Beim Abhören mit dem Stethoskop fällt dem Kinder- und Jugendarzt ein typisches Herzgeräusch auf. EKG, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) und Röntgen können die Diagnose sichern und Aufschluss über die Größe des Ductus arteriosus geben.
Therapie
In bestimmten Fällen (besonders bei Frühgeborenen) versuchen die behandelnden Kinderkardiologen den persistierenden Ductus arteriosus Botalli durch die Gabe von einem Arzneistoff, dem Indometacin, zu schließen. Indometacin hemmt die Bildung von Prostaglandin, einem Botenstoff des Immunsystems. Sinkt der Prostaglandinspiegel im Blut, schließt sich der Ductus arteriosus Botalli oft spontan.
Bei größeren Kindern wird in der Regel über einen Herzkatheter eine Metallspirale oder ein sogenanntes Schirmchen in den persistierenden Ductus Botalli eingesetzt, um ihn abzudichten. Sehr selten kann ein Ductus arteriosus auch im Rahmen einer minimalinvasiven Operation verschlossen werden.
Prognose
Nach erfolgreichem Verschluss des Ductus Botalli: sehr gut.
Adressen & Links
Bundesverband Herzkranker Kinder e.V.
Kasinostraße 66
52066 Aachen
Tel.: 0241 / 91 23 32
Fax: 0241 / 91 23 33
Internet: www.bvhk.de und http://www.herzklick.de
Kinderherzstiftung e.V.
Deutsche Herzstiftung e.V.
Vogtstr. 50
60322 Frankfurt/Main
Tel.: 069 / 955 12 80
Fax: 069 / 955 12 83 13
E-Mail: info@ herzstiftung.de
Internet: www.kinderherzstiftung.de/
Stiftung Kinderherz
Ruhrallee 124
45136 Essen
Telefon: 02 01 / 8 73 35 67
Telefax: 02 01 / 8 73 35 66
E-Mail: info@ stiftung-kinderherz.de
Internet: www.stiftung-kinderherz.de
Quelle
Muntau, A. C.: Intensivkurs Pädiatrie. Urban & Fischer München 2009.