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Übergewicht (Fettsucht-Adipositas)

Therapie

Bei Kindern reicht es nicht aus, diese auf Diät zu setzen oder einfach bestimmte Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen. Vielmehr sollte ihnen ein umfassendes gesundheitsförderndes Ernährungs- und Bewegungsverhalten vermittelt werden. Wichtig ist dabei, neben einer energiereduzierten, fettmoderaten, stärkebetonten und ballaststoffreichen Ernährung, ausreichend Bewegung in den Alltag der Kinder mit einzubeziehen.

Drei wichtige Grundpfeiler der Therapie sind:

  • Ernährungsberatung und -umstellung, um Kalorien und Fett zu reduzieren
  • Verhaltenstherapie, durch die einerseits das Hunger- und Sättigungsgefühl und die Ernährungsweise neu gelernt werden, andererseits auch Stress abgebaut und Essstörungen vorgebeugt werden
  • Regelmäßige Bewegung

Kontrolle der Quantität und Qualität

Dabei geht es einerseits um die Nahrungsmenge, also die Kalorienzufuhr. Bei jeder Diät gilt das gnadenlose Gesetz, dass zum erfolgreichen Abnehmen mehr Energie verbraucht als aufgenommen werden muss. Aber auch die Nahrungszusammensetzung sollte verbessert werden. Übergewichtige nehmen meist zu viel Fett zu sich. Dazu zählen neben fettem Fleisch, Butterflöckchen und Sahnehäubchen auch die versteckten Fette in geschmackvollen Soßen, in Wurst und Käse, Chips und Crackern und anderen „Leckereien”. Viel Obst und Gemüse sowie kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie Vollkornbrot, Kartoffeln, Nudeln Reis etc. sind empfehlenswert.

Bei leichtem Übergewicht kann zunächst versucht werden, das Gewicht über einen längeren Zeitraum zu halten. Diese gelingt jedoch nur durch eine Verhaltensumstellung - bezogen auf die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Durch das Längenwachstum kann sich das Übergewicht dann relativieren und der Abstand des BMI zum Normalwert verringern.

Gruppenzwang nutzen

Wenden Sie sich an Ihren Kinder- und Jugendarzt, er kann Sie beraten. Erkundigen Sie sich auch bei Ihrer Krankenkasse nach Möglichkeiten, z.B. nach entsprechenden Kursen (Kochkurse, Ernährungsberatung) oder Gruppen (Sport z.B. unterstützt die Gewichtsreduktion). Im Kapitel „Wichtige Adressen“ finden Sie Anbieter von Kursprogrammen speziell für Jugendliche und Kinder mit Übergewicht. Die Angebote sind zum Teil regional beschränkt. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach geeigneten Schulungsprogrammen.

Geeignete körperliche Aktivitäten

Um effektiv abnehmen zu können, ist es ein Muss, sich regelmäßig körperlich zu betätigen. Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren, Tanzen und viele andere, besonders ausdauerfördernde Sportarten sind geeignet. Doch Motivation und Selbstdisziplin sind meist nicht die Stärken der Übergewichtigen. Hier kann die Teilnahme an Gruppenveranstaltungen die eine oder andere Motivationskrise überwinden helfen. Eine Gewichtsabnahme sollte bei starkem Übergewicht durch langfristig begleitende Betreuungsprogramme begleitet werden, wie sie bereits einige Ärzte und/oder die Teilnahme an Selbsthilfegruppen anbieten. Ein besonderes Augenmerk muss auf die Steigerung der Alltagsaktivität gelegt werden (z.B. Treppenlaufen statt Aufzugfahren, alltägliche Fahrten mit dem Rad statt dem Auto, etc.).

Für Kinder ab dem Grundschulalter wird eine tägliche Bewegungszeit von 90 Minuten und mehr mit moderater (d.h. mit einer leichten Steigerung der Herzfrequenz bzw. etwas angeregterer Atmung) bis intensiver ( deutlichen Steigerung der Herzfrequenz bzw. erheblich angeregteren Atmung) Intensität empfohlen. Eine Stunde davon können durch Alltagsaktivitäten, z.B. Schulweg, erreicht werden. Kinder sollten jedoch mindestens 12.000 Schritte/Tag erreichen.

Therapeutische Hilfe

Besteht der Verdacht, dass eine Adipositas eine psychische Ursache hat, sollte eine psychotherapeutische Einzel- oder Gruppenbehandlung in Erwägung gezogen werden. Hier haben sich vor allem Verhaltenstherapien, aber auch tiefenpsychologische Therapien bewährt. Bei Gewichtsreduktion kann es zum Auftauchen bisher unbewusster Ängste und depressiver Stimmungen kommen. Das Abnehmen wird dabei oft als Bedrohung der körperlichen und seelischen Einheit erlebt.

Keine zu großen Schritte

Bei allen übergewichtsenkenden Maßnahmen gilt: Realistisch bleiben! Es ist bei Kindern und Jugendlichen nicht das primäre Ziel, dass die Pfunde purzeln. Eine Gewichtskonstanz führt in der Wachstumsphase zur einer relativen Abnahme des Fettgewebes und des Übergewichts.. Es gibt keine Wundermittel und keine schnellen Erfolge! Medikamente sind derzeit bei Kindern und Jugendlichen ungeeignet beim Kampf gegen das Übergewicht.
Auch wenn die Lage bei starkem Übergewicht aussichtslos erscheint: Schon wenige Kilogramm Reduktion der Körperfettmasse bringen eine deutliche Senkung des Gesundheitsrisikos, z.B. für die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).