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14. Jugendmedizin-Kongress: Chronisch Kranke im Fokus

Heute startet der 14. Jugendmedizin-Kongress in Weimar. Im Mittelpunkt der Tagung steht das Thema „Chronisch krank - wo gehts lang? Heranwachsende im Labyrinth der medizinisch-psychosozialen Versorgung“...

Vom 7. bis 9. März findet dieses Jahr der 14. Kongress für Jugendmedizin mit dem zentralen Thema „Chronisch krank - wo gehts lang? Heranwachsende im Labyrinth der medizinisch-psychosozialen Versorgung“ in Weimar statt.

Die Anforderungen an Jugendliche im 21. Jahrhundert sind immens, wer diesen nicht gewachsen ist scheitert. Scheitern heißt Versagen, Versagen heißt „no future“! – „no future“, führt zu unterschiedlichen Reaktionen Jugendlicher wie Gewalt, Rückzug, Adipositas, Substanzmittelmissbrauch. - Was bereits gesunde Jugendliche vor große Aufgaben stellt, gilt in noch erschwertem Maß für chronisch Kranke. Die dauerhafte Krankheit ist ein zusätzliches, hartnäckiges Problem. Sie bestimmt den Alltag, engt Freiräume ein, macht chronisch Kranke zu Außenseitern. "Fehlende oder eingeschränkte Integration in der Gruppe der Gleichaltrigen stellt betroffene Jugendliche vor derart große Probleme, dass diese selbst vor der Ablehnung alle medizinisch notwendigen Therapien nicht zurückschrecken", beklagt Dr. Uwe Büsching, Wissenschaftlicher Leiter des Kongresses und Sprecher des BVKJ-Ausschusses "Jugendmedizin".

Individuelle Hilfestellungen sind gefragt

Medizinisch sind in den letzten Jahren zwar große Fortschritte erzielt worden, aber die psychosoziale Betreuung der jungen Patienten wird stiefmütterlich behandelt. Gemeinwesenorientierte sozialpädiatrische Aufgaben im öffentlichen Gesundheitsdienst, die einzig wissenschaftlich gesicherten wirksamen Maßnahmen zur Verbesserung sozialer Integration chronisch kranker oder sozial Benachteiligter, werden mit dem Argument leerer Staatskassen immer weiter eingeschränkt. Krankenkassen lehnen weitere Übernahmen der Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes ab. Deshalb kann die ambulante Kinder- und Jugendmedizin hier nicht ausgleichen. Die Folgekosten werden ein Vielfaches der aktuell vermeintlich eingesparten Mittel betragen. "Nicht Luxusversorgung, sondern die Lösung existenzieller Probleme verlangen nach gesundheits- und sozialpolitischen Entscheidungen in Absprache aller am Versorgungssystem beteiligten Interessengruppen", fordert Dr. Büsching.

Adäquate medizinische Versorgung von Anfang an

"Um Kinder von Anfang an medizinisch adäquat betreuen zu können, ist die Teilnahme an den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt ganz entscheidend", erklärt Dr. Wolfram Hartmann, BVKJ-Präsident. Rechtzeitige Diagnostik und Behandlung könnte Schmerzen und Fehlstellungen verhindern helfen. Kinder- und Jugendärzte fordern deshalb verbindliche Vorsorgeuntersuchungen für jedes Kind. Die Lücken der bisherigen 10 Vorsorgen (U1 bis J1) sollen durch zusätzliche Untersuchungen (U7a mit 3 Jahren, U10 zwischen dem 7. und 8. Lebensjahr, U11 zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr und J2 im Alter von 15 und 17) geschlossen werden.

Doch um auch Vernachlässigung und Missbrauch von Kindern frühzeitig und nachhaltig bekämpfen zu können, reichen verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen nicht aus. Hierfür bedarf es unbedingt multiprofessioneller Netze der Akteure (u.a. Frauenärzte, Hebammen, Kinder- und Jugendgesundheitsdienste, ämterseitige Hilfsangebote, Kinderschutzbund, Kinder- und Jugendärzte) vor Ort, die niedrig schwellige Hilfsangebote machen und sich um das Kindeswohl intensiv kümmern. "Alle Familien mit Neugeborenen und Kleinkindern sollten aufsuchend und engmaschig betreut werden. Wir Kinder- und Jugendärzte verstehen uns hierbei als Netzakteur. Wir sind professionelle Fachleute, die aufgrund ihrer Aus- und Weiterbildung den Entwicklungsstand eines Kindes in den verschiedenen Lebensphasen qualifiziert beurteilen und im Rahmen solcher Netzstrukturen daher sicher einen bedeutsamen Beitrag zur Früherkennung und -prävention von Kindeswohlgefährdung leisten können", betont Dr. Hartmann.

An dem Jugendmedizin-Kongress nehmen etwa 700 Kinder- und Jugendärzte teil. Nähere Informationen zum Kongress finden Sie im Pressebereich.