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8. Forum für Gesundheits- und Sozialpolitik: Frühzeitige Maßnahmen gegen Kindesmisshandlung

Maßnahmen zur Prävention von Kindesmisshandlungen, aber auch zur Aufdeckung, Meldung, Behandlung und Nachbetreuung von misshandelten Kindern wurden im Rahmen des 8. Forums für Gesundheits- und Sozialpolitik des Berufsverbandes der Kinder- und Jungendärzte am 29. März diskutiert. Das Wohl des Kindes soll jederzeit Vorrang haben. Die Pressekonferenz stand deshalb unter dem Motto: „Kindeswohl vor Elternrecht – Wann muss der Staat eingreifen?“ Die Antwort der Kinder- und Jugendärzte lautet: „Der Staat muss das Kindeswohl garantieren, wenn Eltern und Erzieher versagen.“…

Anlässlich des 8. Forums für Gesundheits- und Sozialpolitik des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte wurden Maßnahmen zur Prävention von Kindesmisshandlungen, aber auch effektive Maßnahmen zur Aufdeckung, Meldung Behandlung und Nachbetreuung von misshandelten Kindern diskutiert. In Deutschland werden jährlich 100 Fälle von Kindermisshandlung mit Todesfolge bekannt, die Dunkelziffer erreicht vermutlich ein Zehnfaches dieser Zahl. Mittlerweile weiß man von Risikofaktoren, die zu einer Vernachlässigung von Kindern führen können (aber nicht zwangsweise müssen). Risikofamilien sollten deshalb frühzeitig erfasst werden und an ein Betreuungsnetzwerk vermittelt werden. Nur so können überlastete Eltern rechtzeitig Unterstützung bekommen, damit extreme Stress-Situationen zu keiner Eskalation innerhalb der Familie führen. So fällt es z.B. Müttern mit einer psychiatrischen Erkrankung (u.a. Wochenbettdepression) schwer, sich noch um ihr Kind zu kümmern. Auch Alkoholabhängigkeit führt zu einer reduzierten Wahrnehmung der Bedürfnisse des Kindes. Wenn Eltern bzw. der allein erziehende Elternteil mit schweren finanziellen Problemen zu kämpfen haben, kann dies ebenso zu einer Überforderung führen.

Ein Netzwerk u.a. zwischen Kinder- und Jugendärzten, Kliniken, Familienhebammen, Frauenärzten, Kinderschutzbund, Gesundheits- und Jugendamt soll sicherstellen, dass alle Präventionsmaßnahmen (wie Kinderfrüherkennungsuntersuchungen und Impfungen) sowie evtl. erforderliche Fördermaßnahmen (wie z.B. Krankengymnastik, Sprachtherapie) wahrgenommen werden, Eltern bei Bedarf Unterstützung erhalten, aber auch – falls die seelische oder körperliche Gesundheit des Kindes gefährdet ist – kontrolliert werden. Kinder- und Jugendärzte fordern: Der Staat muss das Kindeswohl garantieren, wenn Eltern und Erzieher versagen!

Viele lebhafte Diskussionsbeiträge
Das Forum wurde sehr gut besucht. Etwa 120 Teilnehmer füllten das Auditorium, davon etwa 30 Politiker - vorwiegend Mitglieder des Bundestages. Die Akzeptanz war sehr gut und es wurde heftig diskutiert. Kinder- und Jugendärzte betonten, dass Vorsorgen nicht als Frühwarnsystem greifen können, vielmehr dafür ein Netzwerk erforderlich ist. Kinder- und Jugendärzten sind durch ihre Schweigepflicht gegenüber den verschiedenen Institutionen, Lehrern, Erziehern die Hände gebunden. Denkbar wäre z. B. die Einrichtung einer zentralen Rufnummer für Verdachtsfälle. Die Gesundheitsdienste müssten als Bestandteil des Netzwerks innerhalb des Frühwarnsystems auf- statt abgebaut werden. Auch Politiker sind bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten überparteilich gefordert.

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