Bei den AID-Systemen überträgt ein am Körper getragenen Sensor laufend Glukosewerte (Glukosedaten) zur Insulinpumpe und an eines oder mehrere Smartphones oder spezielle Empfänger. Eine Software passt die Insulinabgabe der Pumpe selbstständig an den Glukosewert an. „Die Behandlung von Diabetes Typ 1 ist vor allem bei kleinen Kindern schwierig. Sie benötigen kleine Insulindosen, ihr Ess- und Bewegungsverhalten ist schwer kontrollierbar und sie sind aufgrund ihres raschen Wachstums und häufiger Infekte von starken Blutzuckerschwankungen betroffen. Bisher blieb ein zu geringer Blutzuckerspiegel besonders nachts bei ihnen oft länger unbemerkt“, erklärt Prof. Dr. Hans Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Vor allem bei Kleinkindern müssen Eltern häufig mehr als 10 Blutzuckerkontrollen über Tag und Nacht verteilt durchführen, um einen zu niedrigen oder zu hohen Blutzucker zu vermeiden.
Viele Vorteile sowohl für Eltern als auch für Kinder
AID-Systeme ersparen Eltern, bei Unsicherheiten einen Finger-Prick-Test durchzuführen oder auf ein Gerät am Körper ihres Kindes zuzugreifen, um Korrekturen vorzunehmen. Stattdessen können sie auf die Arbeit des Rechenprogramms vertrauen. Treten ungewöhnliche Werte auf, z.B. durch Geräteprobleme mit einer Unterbrechung der Insulinversorgung bei Trennung des Katheters, informiert das System die Betreuer umgehend.
Kinder und Eltern erhalten mehr Bewegungsfreiheit. Eine Fremdbetreuung z.B. durch Großeltern wird einfacher. Kinder können evtl. auch mal bei Freunden übernachten. Für Eltern und Kinder ist besonders der Hypoglykämiealarm in der Nacht sehr hilfreich. Eltern können das an Diabetes erkrankte Kind ruhig schlafen lassen, während sie das Handy oder einen anderen Empfänger bei sich haben und bei Gefahr durch Alarme geweckt werden.
„Dieses neue Hilfsmittel bei der Diabetesbehandlung ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, da Typ-1-Diabetes-Diagnosen in jüngerem Alter mit einer nachweisbaren Verringerung des Gehirnvolumens und Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten im Laufe der Zeit verbunden sind – aufgrund eines unbemerkt schlecht eingestellten Blutzuckerspiegels. Die gute glykämische Kontrolle eines AID-Systems kann dies vermeiden. So lassen sich auch Schäden der kleinen Blutgefäße in der frühen Kindheit durch die Krankheit verhindern“, verdeutlicht Prof. Nentwich.
Für Kleinkinder (ab 1 Jahr) steht bisher in Deutschland nur ein AID-System (seit Mai 2022) zur Verfügung und ist rezeptierbar. Der Gesundheitsbericht Diabetes 2023 weist darauf hin, dass dieser Bereich eine rasche Entwicklung durchmacht und bald mit weiteren Zulassungen zu rechnen ist.
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