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Alkohol in der Schwangerschaft – schon kleinste Mengen schädlich?

Laut einer britischen Studie können möglicherweise schon geringste Mengen Alkohol dem ungeborenen Kind schaden. Da die Kinder, die in der Untersuchung später Verhaltensstörungen entwickelten, auch aus Hochrisikofamilien stammten, kann allerdings eine gewisse genetische Veranlagung eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob das Kind später tatsächlich psychisch auffällig wird, vermuten die Forscher…

Eine britische Studie an über 9.000 Müttern und ihren Kindern kommt zu dem Schluss, dass selbst geringste Mengen Alkohol den werdenden Kindern schaden könnten. Schon weniger als ein Glas Alkohol pro Woche im ersten Schwangerschaftsdrittel begünstigt demnach Verhaltenstörungen beim Nachwuchs. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass mehrere Faktoren zusammen, wie Alkoholkonsum/-abhängigkeit sowie psychische Erkrankungen in der Familie und Alkoholexposition in der Schwangerschaft mit einem hohen Risiko verbunden sind, dass Kinder im Laufe ihres Lebens Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Möglicherweise gibt dann auch die Veranlagung in der Familie für psychische Störungen den Ausschlag, ob das Kind eine Verhaltensstörung entwickelt.

Mädchen stärker betroffen
Bislang ist ein eindeutiger Schaden für die Nachkommen nur in solchen Fällen belegt, wo die Mütter ein bis zwei Gläser Bier oder Wein pro Tag oder mehr konsumierten. Das Vollbild der so genannten Alkoholembryopathie, auch fetales Alkoholsyndrom (FAS) genannt, mit auffälligen Gesichtszügen, Wachstumsstörungen und erheblich beeinträchtigter Intelligenz entsteht wahrscheinlich nur bei erheblichem Alkoholmissbrauch oder –abhängigkeit, hier spielen auch soziale Benachteiligung, Fehlernährung, Missbrauch anderer Drogen wie Nikotin und weitere Belastungen eine große Rolle. In der genannten Untersuchung sind vor allem zwei Zusammenhänge wichtig: Zum einen erhöhte sich das Risiko für spätere Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern - wie emotionale Störungen oder Hyperaktivität - mit steigendem Alkoholkonsum der schwangeren Mutter. Zum anderen zeigte sich, dass Mädchen offenbar deutlich stärker gefährdet sind als Jungen. Die Wissenschaftler berechneten, dass über ein Drittel des weiblichen Nachwuchses von Frauen, die relativ kleine Mengen Alkohol getrunken hatten, gegenüber dem von abstinenten Frauen Verhaltensauffälligkeiten aufweist.

Da es bis jetzt keine sicheren und allgemein gültigen Grenzwerte für Alkohol in der Schwangerschaft gibt, sollten schwangere Frauen am besten grundsätzlich auf Alkohol verzichten und auch alkoholhaltige Stärkungsmittel und Medikamente meiden, um das ungeborene Kind nicht zu gefährden. Angehörige und Freunde sollten schwangere Frauen nicht nach dem Motto bedrängen: „Ein Glas wird schon nicht schaden.“ Frauen, die einen problematischen Alkoholkonsum aufweisen, sollten sich nicht mit Vorwürfen belasten, sondern Verantwortung für ihr Kind übernehmen und Unterstützung bei Ärzten, Hebammen oder Beratungsstellen suchen.

Im Internet stehen zum Thema „Alkohol und Schwangerschaft“ folgende Adressen zur Verfügung: www.bzga.de, www.dhs.de, www.fasworld.de, www.fas-beratung.de. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. kooperiert mit der „Aktion Glasklar“, die Jugendliche und Eltern allgemein und umfassend zum Umgang mit Alkohol berät: www.aktionglasklar.de.