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Alkohol: West- und osteuropäische Jugendliche entwickeln ähnliches Trinkverhalten

Im letzten Jahrzehnt haben sich Jugendliche aus verschiedenen Kulturen Europas, aber auch Mädchen und Jungen in ihrem Trinkverhalten angenähert. Dies ist das Ergebnis einer umfassenden Untersuchung, an der Forschungsvertreter der Schweiz, der Niederlande, Belgiens, Dänemarks, Frankreichs, Ungarns und aus den USA teilgenommen haben ...

Ein internationales Forscherteam kommt zu dem Ergebnis, dass junge Menschen aus Ost- und Westeuropa mittlerweile ein ähnliches Verhalten in Bezug auf übermäßigen Alkoholkonsum und Betrunkenheit zeigen. Jugendliche und insbesondere Mädchen in Osteuropa, die früher als enthaltsam galten, betrinken sich demnach häufiger als noch vor zehn Jahren. In Westeuropa, wo Heranwachsende im Vergleich zu Osteuropa das letzte Jahrzehnt mehr Zugang zu alkoholischen Getränken hatten und auch nutzten, greifen Jugendliche - insbesondere Jungen – mittlerweile weniger oft zu Alkohol. „Während in Osteuropa Alkoholkonsum vermutlich noch als Zeichen eines luxuriösen, neuartigen Lebensstils gesehen wird und Mädchen glauben, sich durch das Betrinken mit Alkohol von traditionellen Rollen zu befreien, ist in den westeuropäischen Ländern anscheinend der Markt übersättigt. Das Alkoholtrinken hat dort wahrscheinlich an Attraktivität verloren und wird in ‚angesagten’ Kreisen nur noch als althergebrachtes Verhalten angesehen“, erläutert Dr. Uwe Büsching, Sprecher des Ausschusses Jugendmedizin vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Insgesamt betranken sich 15-Jährige 2005/2006 in Ost- und Westeuropa durchschnittlich zwei- bis dreimal. Bei sieben osteuropäischen Ländern hat die durchschnittliche Häufigkeit der Trunkenheit bei Jugendlichen im gegenüber 1997/1998 um 40% zugenommen. Bei 13 der 16 den westlichen Ländern Europas hat die durchschnittliche Anzahl der Räusche in diesem Zeitraum um 25% abgenommen.

Die internationalen Wissenschaftler hatten die Trends bei jugendlichem „Rauschtrinken“ anhand der Daten von fast 77.600 15-Jährigen in sieben osteuropäischen und 16 westeuropäischen Ländern ausgewertet. Ihrer Meinung nach beeinflussen möglicherweise die veränderte sozialökonomische Lage in Osteuropa, die dort verstärkte Werbung für Alkohol und neue ausgefeilte Marketingstrategien das Konsumverhalten der Heranwachsenden in diesen Ländern. „Alkohol ist bei Heranwachsenden für zahlreiche Verletzungen, u.a. auch tödliche, verantwortlich. Viele Gewaltdelikte, aber auch Selbstmordversuche werden unter Alkoholeinfluss ausgeführt. Dieser Zustand verleitet oft zu ungeschütztem Sex und hat dadurch ungewollte Schwangerschaften oder Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten zur Folge. Alkohol kann bei jungen Menschen auch eine schulische Laufbahn zerstören,“ warnt Dr. Büsching. „Deshalb ist es wichtig, nicht nur in Westeuropa, sondern auch in Osteuropa verstärkt Präventionsmaßnahmen - wie Besteuerung, Kampagnen gegen Alkoholkonsum und Freizeitveranstaltungen für Jugendliche ohne Alkohol - zu fördern“, betont Dr. Büsching.

Quelle: Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine