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Amerikanische Studie: Bis zur Volljährigkeit sind junge Menschen so inaktiv wie 60-Jährige

Die körperliche Aktivität bei Kindern und Jugendlichen ist niedriger, als bisher angenommen. Bis zur Volljährigkeit sind junge Menschen so inaktiv wie 60-Jährige. Nur nach dem 20. Lebensjahr bewegen sich junge Erwachsene etwas mehr. Zu diesem Schluss kommen amerikanische Forscher, nachdem sie das Bewegungsverhalten verschiedener Altersgruppen in den USA beobachtet und ausgewertet hatten.

Experten der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, USA, untersuchten die Aktivitätslevel bei verschiedenen Altersgruppen zu verschiedenen Tageszeiten. Kinder und Jugendliche bewegen sich demnach morgens am wenigsten. "Die Aktivitätslevel am Ende der Adoleszenz waren beunruhigend niedrig, und im Alter von 19 Jahren waren sie mit den von 60-Jährigen vergleichbar", erklärte der Studienleiter Professor Vadim Zipunnikov von der Abteilung für Biostatistik an der Bloomberg School. "Für Kinder im schulpflichtigen Alter war das wichtigste Zeitfenster für Bewegung der Nachmittag zwischen zwei und sechs Uhr nachmittags. Es stellt sich also die Frage, wie ändern wir zum Beispiel die Stundenpläne, um körperliche Aktivität zu fördern?"

Für ihre Studie verwendet die Forscher Daten aus dem National Health and Nutrition Examination Survey aus den Jahren 2003 bis 2004 und 2005 bis 2006. Die 12.529 Teilnehmer trugen sieben Tage lang Aktivitätstracker, die sie nur zum Baden und vor dem Schlafengehen entfernten. Die Geräte maßen, wie viel Zeit die Probanden ohne Bewegung verbrachten oder leicht oder mäßig bis kräftig körperlicher aktiv waren. Die Wissenschaftler teilten die Ergebnisse fünf Altersgruppen zu: Kinder (sechs bis 11 Jahren); Jugendliche (12 bis 19 Jahre); junge Erwachsene (20 bis 29 Jahre); Erwachsene im mittleren Lebensalter (31 bis 59 Jahre); und ältere Erwachsene (60 bis 84 Jahre). 49% der Teilnehmer waren männlich, der Rest weiblich.

Die Zwanzigjährigen waren die einzige Altersgruppe, bei denen die Experten eine Zunahme des Aktivitätsniveaus über den ganzen Tag hinweg beobachten konnten. Verglichen mit jüngeren Jugendlichen bewegten sie sich insbesondere am frühen Morgen mehr. Der Anstieg kann vermutlich mit dem Beginn einer Vollzeitarbeit und anderen Lebensveränderungen erklärt werden.
Für alle Altersgruppen hatten die Männer im Allgemeinen höhere Aktivitätsniveaus als Frauen. Männer trieben im Vergleich zu Frauen eher hochintensiven Sport, aber nach der Mitte des Lebens fielen diese Niveaus im Vergleich zu den Frauen stark ab. Bei den Sechzigjährigen und Älteren waren die Männer mehr sesshaft und bewegten sich sogar im Bereich eines geringen Aktivitätslevels weniger als Frauen.

Allgemeine Empfehlungen nicht erfüllt

Mindestens 60 Minuten mäßig-kräftige körperliche Aktivität pro Tag für Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahre, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, wurden der Studie zufolge nicht erfüllt. Denn mehr als 25% der Jungen und 50% der Mädchen im Alter von sechs bis 11 Jahren und mehr als 50% der männlichen und 75% der weiblichen Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren erreichten diese Vorgabe nicht.

Während die WHO ihre Empfehlungen auf mäßige bis kräftige Aktivität bezieht, erklären die Forscher, dass man sich immer mehr darüber einig ist, wie wichtig es ist, vor allem das sesshaften Verhalten zu ändern und schon Bewegung auch von geringer Intensität von Vorteil wäre.

"Unsere Studie deutet darauf hin, dass sich Bemühungen [um mehr Bewegung] auf bestimmte Tageszeiten konzentrieren sollten, auf die Erhöhung der körperlichen Aktivität mit geringerer Intensität und die Verringerung der Inaktivität", lautet die Meinung Zipunnikovs.

Quelle: ScienceDaily, John Hopkins University Bloomberg School of Public Health, Preventive Medicine
www.sciencedaily.com/releases/2017/06/170615142701.htm
www.jhsph.edu/news/news-releases/2017/nineteen-year-olds-as-sedentary-as-sixty-year-olds-study-suggests.html
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0091743517301949