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Angst vor gefährlichen Tieren ist angeboren

Potentiell gefährliche Tiere wie Schlangen oder Spinnen jagen sowohl kleinen Kindern als auch Erwachsene Angst ein - auch in Ländern, wo diese Tiere keine Bedrohung darstellen oder die Menschen damit noch keine negativen Erfahrungen gemacht haben. Dieses Erschrecken erlaubt Menschen schnelles Reagieren und scheint angeboren zu sein, so das Ergebnis einer amerikanischen Studie...

Viele Menschen haben Angst vor Schlangen oder Spinnen, auch wenn sie keine negativen Erfahrungen mit diesen Tieren gemacht haben. Sowohl Vorschulkinder als auch Erwachsene erkennen potentiell gefährliche Tiere wie Schlangen schneller in einer Wiese als andere, ungefährliche Tiere wie Frösche oder Raupen – selbst in Ländern, in denen Schlangen beispielsweise kaum eine Bedrohung darstellen. Zu diesem Ergebnis kommen amerikanische Forscher; sie schließen daraus, dass die Furcht vor diesen Kreaturen angeboren sein muss. „Diese Studie zeigt, dass Menschen auch durch ihre Entwicklungsgeschichte geprägt sind und manche Reaktionen sich nur damit erklären lassen. Denn moderne Gefahren wie Herdplatten, Steckdosen oder Bügeleisen scheuen kleine Kinder nicht. Erst durch ihre Eltern lernen sie, Abstand zu wahren“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder –und Jugendärzte.

In der amerikanischen Untersuchung sollten Kinder, die zwischen drei und fünf Jahren alt waren, und Erwachsene auf einem Computer-Bildschirm quadratische Bilder mit Schlangen, Fröschen, Blumen oder Raupen herausfinden. Aufgabe der Teilnehmer war es, das gesuchte Quadrat zu berühren, sobald sie es auf de Bildschirm entdeckt hatten. Sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen waren bedeutend schneller, wenn sie eine Schlange von anderen Bildern wie Blumen, Raupen, Fröschen, unterscheiden sollten, als wenn sie Blumen, Frösche oder Raupen aufspüren sollten. Laut Eltern hatten ihre Sprösslingen noch keine Erfahrungen mit Schlangen gemacht und wussten nichts von der Gefährlichkeit dieser Tiere – trotzdem besaßen sie diese Fähigkeit, ein potentiell gefährliches Tier schneller zu orten.

Die Forscher Dr. Vanessa LoBue und Dr. Judy DeLoache von der Universität in Virginia vermuten, dass eine Gehirnregion bei Menschen besonders auf Reize reagiert, die in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit mögliche Gefahren ankündigten, wie z.B. giftige Tiere. Individuen, die die Gegenwart von einer giftigen Schlange oder einer Spinne schneller erkannten, hatten wahrscheinlich auch einen Überlebensvorteil.

„Ein heutiges Kind im Vorschulalter kann normalerweise noch keine akuten Gefahren erkennen, ein fünf- bis sechsjähriges Kind ist dazu zwar eher fähig, aber das heißt noch nicht, dass es sich deshalb schützt. Klettert es beispielsweise auf einen Baum, merkt es erst oben, dass es herunterfallen kann. Ein vorausschauendes (antizipierendes) Gefahrenbewusstsein entwickelt sich erst in einem Alter von acht Jahren. Dann überlegt sich das Kind, ob es hochklettert, da es weiß, dass es sich beim Herunterfallen verletzen kann. Erst mit neun oder zehn Jahren plant das Kind. Es legt evtl. Matratzen unter den Baum, damit ein Sturz nicht mehr so gefährlich ist (Präventionsbewusstsein)“, so Dr. Fegeler.