Bei vielen Medikamenten gibt es keine spezielle Dosisempfehlung für Kinder, da diese von klinischen Arzneimittelstudien ausgeschlossen sind. Auf der anderen Seite dürfen aber Medikamente, deren Wirksamkeit eindeutig belegt ist, Kindern nicht vorenthalten werden - eine Nichtanwendung ist - insbesondere in einer lebensbedrohlichen Situation - ein grober ärztlicher Behandlungsfehler.
Aufgrund fehlender Empfehlungen basiert die Anwendung von Wirkstoffen bei Kindern und Jugendlichen deshalb oft auf Erfahrungswerten - die Dosis wird häufig auf das Körpergewicht "heruntergerechnet". Nach einer europäischen Studie sind etwa 50% der minderjährigen Patienten davon betroffen. Sie erhalten Medikamente außerhalb des Altersbereichs, für den Empfehlungen vom Hersteller gegeben werden.
Adäquate Studien sind nötig
Auf nationaler Ebene ist die Einrichtung eines Expertengremiums Arzneimittel für Kinder und Jugendliche (EAKJ) beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn als Fortschritt zu betrachten. Das Gremium soll dafür sorgen, dass für die Dosierung von Medikamenten bei Kindern und Jugendlichen zukünftig mehr Empfehlungen festgelegt werden. Auch auf europäischer Ebene wurde beispielsweise der Entwurf zur europäischen Verordnung für Kinderarzneimittel im Februar 2002 in Brüssel veröffentlicht. Bis das Gesetz allerdings in Europa in Kraft tritt, dauert es vermutlich noch mindestens zwei Jahre.
Anlässlich des 31. Herbst-Kongresses in Bad Orb fordert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) speziell für pädiatrische Patienten geprüfte Medikamente, die verlässliche Daten hinsichtlich Effektivität, Dosierung, Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und kindgerechter Darreichungsform verfügbar machen, so die Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. med. Gunhild Kilian-Kornell.