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Auch in sauberen Badegewässern können krankmachende Keime lauern

Die Wasserqualität in vielen deutschen Badeseen und an europäischen Küsten gilt als gut. Doch zeigt eine aktuelle portugiesische Studie, dass auch vorgeblich saubere Gewässer mit Viren, wie Hepatitis-A-, Noro- oder Rotaviren, verunreinigt sein können. Denn nach europäischen Standards wird die Wasserqualität nur anhand der Kontamination mit Darmbakterien beurteilt, da Viren wesentlich schwerer nachweisbar sind ...

Mit Beginn der Sommerferien werden vielerorts auch Angaben zur Wasserqualität von Badegewässern veröffentlicht. Demnach schneiden - bis auf einige Küstenabschnitte Italiens - Europas beliebte Urlaubsorte sehr gut ab. Doch zeigt eine aktuelle portugiesische Studie, auch vorgeblich saubere Gewässer mit Viren verunreinigt sein können. „Für die Wasserqualität wird nach europäischen Standards nur die Keimbelastung mit Darmbakterien, die u.a. Durchfall auslösen können, gemessen. Escherichia coli und Enterokokken gelten als Indikator für die Hygiene von Badegewässern, da sie auf eine mögliche Verunreinigung mit Abwasser hinweisen. Für kleinere Virenpartikel gibt es keine allgemein üblichen Testmethoden, da diese wesentlich aufwendiger und teurer sind“, erklärt Dr. Ursel Lindlbauer-Eisenach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Laut den portugiesischen Wissenschaftlern waren 95% der 16 untersuchten Badestrände im Umland von Lissabon, deren Wasserqualität als „exzellent“ bezeichnet wurde, mit Hepatitis-A-Viren verunreinigt und 27% mit Noroviren. Die Autoren der im Journal of Applied Microbiology veröffentlichten Arbeit betonen, dass Experten seit 30 Jahren auf die mangelnde Aussagekraft der Tests hinweisen, die sich auf Bakterien im Wasser beschränken. So sind Viren im Gegensatz zu Bakterien beispielsweise im Wasser länger überlebensfähig und überstehen auch verschiedene Säuberungsverfahren. Meist reicht für eine Viren-Erkrankung eine geringere Dosis von Erregern aus als für Bakterien. Neben Hepatitis-A- und Noroviren können auch Rotaviren (Brechdurchfallerreger), Adenoviren (verursachen u.a. Augenentzündungen, Schnupfen und Durchfälle) sowie Enteroviren (u.a. verantwortlich für Sommergrippe) im Wasser auftreten.

Kinder besonders infektionsgefährdetEin Schwimmer verschluckt durchschnittlich 50 Milliliter Wasser, badende Kinder ein Vielfaches davon. Dadurch können sich Kinder beim Baden schneller infizieren. Eine Ansteckung mit Hepatitis A – der so genannten Reisegelbsucht – verläuft bei kleinen Kindern meistens harmlos, häufig auch ohne sichtbare Symptome. Innerhalb der Familie kann das hochinfektiöse Virus dann leicht weitergegeben werden, z.B. durch die gemeinsame Benutzung von sanitären Anlagen. Bei Erwachsenen und Älteren treten oftmals Komplikationen auf. In seltenen Fällen kann eine Hepatitis-A-Infektion sogar tödlich verlaufen, z.B. bei Vorerkrankungen der Leber.

In Ländern mit geringeren hygienischen Lebensbedingungen kann auch verunreinigtes Leitungswasser und damit gewaschenes oder zubereitetes Essen eine Infektion mit Hepatitis-A-Viren verbreiten. „Um den Urlaub unbeschwert genießen zu können, sollten Familien, insbesondere wenn ihr Ziel das Mittelmeer oder Osteuropa ist, sich deshalb vorsorglich gegen Hepatitis A impfen lassen“, empfiehlt Dr. Lindlbauer-Eisenach, die auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin ist. Schon eine Injektion mit einem Hepatitis-A-Impfstoff noch unmittelbar vor der Reise bietet einen ausreichenden Schutz für die Ferienzeit. Eine zweite Impfung im Abstand von 6-12 Monaten erweitert die Immunität auf mindestens 10 Jahre. Der Impfstoff ist ab dem ersten Lebensjahr zugelassen.