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Auch sehr früh geborene Babys profitieren vom Körperkontakt zu Eltern

Laut einer kanadischen Forschungsarbeit hilft der Körperkontakt zu einem Elternteil auch sehr früh geborenen Babys, sich von unangenehmen und schmerzhaften Empfindungen rasch zu erholen. So beunruhigt "Frühchen", die einem Elternteil nahe sind, beispielsweise eine Blutentnahme aus der Ferse weniger als ein Baby, das sich dabei alleine im Brutkasten befindet...

Sehr früh geborenen Babys (zwischen der 28. und 31. Woche) hilft möglicherweise auch direkter elterlicher Hautkontakt, um sich von schmerzhaften Erfahrungen rascher zu erholen. Laut einer kanadischen Forschungsarbeit können viel zu früh geborene Säuglinge so beispielsweise die auf der Intensivstation sehr häufigen Blutentnahmen aus der Ferse besser verkraften.

Die Wissenschaftler um Professor Celeste Johnston von der MCGill Universität in Montreal konnten in vorangegangenen Studien bereits zeigen, dass Babys, die in der 32. bis 36. Woche geboren wurden, durch den Hautkontakt zu den Eltern unangenehme und schmerzhafte Prozeduren leichter ertrugen – durch das so genannte Känguruhen bzw. kangaroo mother care (KMC). Auch in Deutschland ist das Känguruhen eine bewährte Methode, die sogar möglich ist, wenn das Baby noch beatmet wird. „Dabei hat das Frühgeborene für ein oder sogar mehrere Stunden direkten Hautkontakt zu einem Elternteil. Bei sehr unreifen früh geborenen Babys ging man allerdings bisher davon aus, dass dieser Kontakt noch keine Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit hat“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Die Kanadier ließen die teilnehmenden Mütter (61 Teilnehmerinnen) einmal ihr Baby 15 Minuten vor und während der Blutabnahme halten und ein anderes Mal blieben die Babys während des „Pieksers“ im Brutkasten. Den Schmerz bei der Blutabnahme maßen die Forscher mit Hilfe des so genannten PIPP-Tests (Premature Pain Profile), der anhand des Gesichtsausdrucks, der Herzrate und der Sauerstoffsättigung des Blutes bewertet, wie sehr ein Baby von einer Untersuchung belastet wird. Babys, die engen Körperkontakt zur Mutter hatten, erholten sich demnach nach ein paar Minuten vom Schmerz, während die Babys im Brutkasten drei Minuten länger brauchten. „Für weit vor dem Geburtstermin geborene Kinder kann dieser kleine Unterschied von Bedeutung sein. Denn für sie ist es wichtig, dass ihre Körperfunktionen nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Diese Studie zeigt nun, dass enger Körperkontakt sogar bei sehr früh geborenen Babys positiven Einfluss auf die Gesundheit des Kindes haben kann – wenn auch der Effekt bei Babys, die in der 32. bis 36. Woche geboren wurden, größer ist als bei Babys, die noch früher auf die Welt kamen“, kommentiert Dr. Fegeler die Ergebnisse.

In Deutschland kommt etwa jedes 10. Baby zu früh zur Welt. Von einer Frühgeburt sprechen Experten, wenn das Baby vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren wird und das Geburtsgewicht unter 2.500 g liegt.