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Autismus bei Kindern häufig von Epilepsien begleitet

Kinder mit autistischen Störungen leiden häufig auch unter einer Epilepsie. Diese wird durch tiefgreifende Entwicklungsstörungen des Gehirns, die zugleich für den Autismus verantwortlich sind, verursacht. Eine Behandlung sollte aber, wie auch bei anderen Menschen mit Epilepsie, in der Regel erst nach dem zweiten unprovozierten Anfall erwogen werden, so der Experte Professor Dr. med. Bernd Neubauer von der Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP)…

Autistische Störungen sind tiefgreifende, genetisch bedingte Entwicklungsstörungen des Gehirns. Diese reichen von leichten Beeinträchtigungen im Lebensalltag bis hin zu einer lebenslangen Behinderung ohne Kontakt zur Außenwelt. Nicht selten gehen Sie gleichzeitig mit einer Epilepsie einher. "Etwa 30% aller Menschen mit autistischen Störungen - dazu gehören frühkindlicher Autismus , atypischer Autismus und das Asperger-Syndrom - erleiden bis zum Erwachsenenalter mindestens zwei Krampfanfälle", erklärt Professor Neubauer, Leiter der Neuropädiatrie und des Sozialpädiatrischen Zentrums an der Justus-Liebig-Universität Giessen. Die Epilepsie kann dabei in den unterschiedlichsten Formen auftreten. Eine Therapie wird in der Regel nach einem zweiten Anfall begonnen, der nicht provoziert wurde.

Umgekehrt können auch einige spezielle Epilepsiesyndrome selbst Verhaltensstörungen mit autistischen Zügen auslösen. Experten sprechen dann von einem Autistischen Spektrum der epileptischen Erkrankung.

Um eine optimale Therapie zu ermöglichen, müssen der Neuropädiater und der Epileptologe mit dem Kinder- und Jugendpsychiater zusammenarbeiten. Bei Kindern mit Autismus und Epilepsie bessert sich der Autismus durch eine erfolgreiche Epilepsietherapie meist nicht. Andererseits kann eine Epilepsie, die zu Verhaltensstörungen mit autistischen Zügen führt, nur durch die spezifische Therapie der Epilepsie gebessert werden und nicht durch die Behandlung des Autismus.

Am häufigsten sind Epilepsien bei schweren Autismusverläufen, die mit einer geistigen Behinderung einhergehen. Drei von zehn Kindern erleiden dann bis zum zehnten Lebensjahr erste Anfälle. Oft treten sie bereits zwischen dem dritten und dem fünften Lebensjahr auf. Nach dem zehnten Lebensjahr kommt es zu einem weiteren Anfallgipfel. Bei leichten milden Autismusformen ist das Epilepsie-Risiko dagegen nicht erhöht.