Die Ursprünge vieler neurologischer Entwicklungsstörungen bleiben immer noch rätselhaft. Eine amerikanische Studie hat nun anhand des Gehirngewebes von Kindern, die im Alter zwischen 1 und 5 Jahren starben, gezeigt, wie sich Entzündungen auf Gehirnzellen auswirken.
Bei ihrer Forschung betrachtete das Team der University of Maryland School of Medicine insbesondere das Kleinhirn und nutzte dabei eine hochmoderne Technologie namens Einzelkern-RNA-Sequenzierung.
„Wir haben uns das Kleinhirn angeschaut, weil es eine der ersten Gehirnregionen ist, die sich zu entwickeln beginnt, und zu den Regionen gehört, die am längsten brauchen, bis sie vollständig ausgereift sind. Es ist noch wenig erforscht“, sagte der Co-Leiter der Studie, Seth Ament, außerordentlicher Professor an der Abteilung für Psychiatrie in Maryland.
Die Forscher*innen stellten ähnliche Muster im Kleinhirn verstorbener Kinder fest, die an einer schweren entzündlichen Erkrankung wie einer bakteriellen oder viralen Infektion oder Asthma gelitten hatten.
Insgesamt untersuchte das Maryland-Team Kleinhirngewebe von 17 kleinen Kindern – acht von ihnen starben an einer entzündlichen Erkrankung und neun starben bei Unfällen.
Zwei Schlüsseltypen von Gehirnzellen des Kleinhirns – die Purkinje- und Golgi-Neuronen – schienen besonders anfällig für Schäden durch Entzündungen zu sein.
"Auch wenn sie sehr selten sind, haben Purkinje- und Golgi-Neuronen dort kritische Funktionen", verdeutlichte Dr. Ament. „Während der Entwicklung bilden Purkinje-Neuronen Synapsen, die das Kleinhirn mit anderen Gehirnregionen verbinden, die an Kognition oder emotionaler Kontrolle beteiligt sind, während Golgi-Neuronen die Kommunikation zwischen Zellen innerhalb des Kleinhirns koordinieren. Eine Störung eines dieser Entwicklungsprozesse könnte erklären, wie Entzündungen zu Erkrankungen wie die Autismus-Spektrum-Störungen und Schizophrenie beitragen“, so Ament.
Ein besseres Verständnis der früh in der Kindheit auftretenden Störungen von Gehirnzellen könnte eines Tages zu Behandlungen für Autismus und Schizophrenie führen, glauben die Forscher*innen.
Quellen: HealthDay, University of Maryland, Science Translational Medicine