Kinder mit Autismus können in Gesichtern ausgedrückte Gefühle einschätzen, wenn sich die Gesichter bewegen. Bisher ging man davon aus, dass es autistischen Kindern schwer fällt, Gefühlszustände anderer Menschen anhand des Gesichtsausdruckes zu interpretieren. Wissenschaftler der Universität Nottingham in Großbritannien testeten die Reaktion 18 autistischer Kinder zwischen 10 und 14 Jahren auf Filmaufnahmen von Personen mit verschiedenen Gesichtsausdrücken. Sie bearbeiteten die Animationen so, dass bestimme Gesichtsregionen wie die Augen oder der Mund reglos blieben, um ihre Bedeutung bei der Erkennung der Gemütslage zu untersuchen. Den Kindern mit einer autistischen Störung fiel es, verglichen mit gesunden Kindern wesentlich schwerer, aus den Gesichtern eine Gemütslage abzuleiten. In einem zweiten Experiment, welches ein Jahr später durchgeführt wurde, in dem nur die Augen oder das gesamte Gesicht jeweils in Bewegung gezeigt wurden, erkannten alle 18 autistische Kinder den Gesichtsausdruck ebenso gut wie andere Kinder.
In bisherigen Untersuchungen wurden autistischen Kindern meist Fotografien von Gesichtern vorgelegt, bei denen sie die Emotionen nicht ablesen konnten. Dieses Unvermögen hat vermutlich einen großen Anteil an den sozialen Schwierigkeiten von Autisten. Die neuen Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Probleme von Autisten beim Erkennen von Gemütslagen zumindest nicht auf eine fehlende Verarbeitung der Information der Augen zurückzuführen sind. Weitere Forschungsarbeiten könnten klären, an welcher Stelle im Gehirn bei Autisten die Information über die Gefühlsregungen anderer Personen verloren geht.