„Der Schädel eines Babys hat weiche, knöcherne Platten, die noch nicht miteinander verschmolzen sind. Diese können sich ein wenig bewegen, damit der Kopf leichter durch den Geburtskanal gelangt und das Gehirn im ersten Lebensjahr ausreichend Platz für sein rasches Wachstum hat. Häufig bildet sich die Plagiozephalie in den ersten 4 bis 12 Lebenswochen, wenn Babys nicht in der Lage sind, sich selbstständig aufzusetzen oder zu bewegen und eine Kopfposition beim Schlafen bevorzugen. Wenn sich die Verformung nicht in den ersten 3 bis 5 Lebensmonaten zurückbildet, untersucht der Kinder- und Jugendarzt, ob muskuläre, knöcherne oder andere Erkrankungen vorliegen, die zu behandeln sind“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ). Fast alle Säuglinge zeigen in den ersten 5 Lebensmonaten mehr oder weniger ausgeprägte Kopf-Asymmetrien. Ist keine Krankheit die Ursache, so bleiben ohne Behandlung nur bei 2% diese bis zum Jugendalter bestehen. Bei zugrunde liegenden Erkrankungen ist eine rasche Behandlung empfehlenswert.
„Bei einer lagebedingten Kopfverformung können Eltern das Baby dazu ermuntern, in den ersten Lebenswochen den Kopf auch zu der nicht bevorzugten Seite hinzuwenden. Durch Ansprechen und Reize (Spielzeug) und beim Stillen sollten die andere Seite gefördert werden. Kann das Baby dann auf dem Bauch liegen, sollte es, wenn es wach ist, unter Aufsicht kurz in dieser Position verweilen. Etwa mit einem Monat kann ein Kind sein Kinn in Bauchlage für einige Sekunden anheben, mit drei Monaten kann es dann den Kopf dauerhaft aufrichten. Unterstützend kann der Kinder- und Jugendarzt Physiotherapie empfehlen“, so Dr. Fegeler. Kopfformende Stützkissen gelten der American Academy of Pediatrics zufolge als nicht sicher, da sie über den Kopf des Babys rutschen können und die Atemwege blockieren können. Darüber hinaus erklärte die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA), dass es keine Beweise dafür gibt, dass diese Produkte wirksam sind.
Bei starken Verformungen ohne ausreichende Besserung steht eine Helmtherapie zur Verfügung. Das Baby muss dabei einen individuell angepassten Helm (Orthese) 23 Stunden täglich für 2 bis 6 Monate tragen. Verhindert eine knöcherne Verknüpfung der Schädelplatten jedoch eine Korrektur der Kopfform, ist möglicherweise ein chirurgischer Eingriff sinnvoll.
Quellen: Paediatr. Paedolog., Pädiatrie, AAP
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