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Behandlung auf der Intensivstation: Eines von drei Kindern leidet unter „Albträumen“

Während der Behandlung auf der Intensivstation können Kinder oft schwer zwischen Realität und Traumzustand unterscheiden. Dort erlebte Albträume können sie deshalb auch im Nachhinein noch belasten. Eltern sollten ihren Kindern deshalb erklären, dass dies nur schreckliche Träume waren...

Englische Wissenschaftler stellten fest, dass eines von drei Kindern während der Behandlung auf der Intensivstation Wahnvorstellungen hat, die es auch nach der Entlassung noch quälen. Grund für die Wahnvorstellungen könnten die schwere Erkrankung oder die Einnahme von Medikamenten, wie Schmerzmittel und Beruhigungsmittel, sein. Diejenigen Kinder, die unter Halluzinationen oder Albträumen leiden, haben demnach ein erhöhtes Risiko, etwa drei Monate später eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Das heißt, sie haben psychische Probleme aufgrund ihrer Erlebnisse. „Während der Behandlung auf der Intensivstation können Kinder oft schwer zwischen Realität und Traumzustand unterscheiden. Das dort im bewusstlosen Zustand Wahrgenommene kann sie deshalb auch im Nachhinein noch belasten. Manche Kinder haben eine lebhafte Fantasie. Für sie erscheinen die Wahnvorstellungen besonders realistisch. Eltern sollten ihre Kinder mit ihrer Angst ernst nehmen, wenn sie davon erzählen, und ihnen erklären, dass dies nur schreckliche Träume sind“, erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt aus Zwickau. Auch erwachsene Intensivpatienten haben ähnliche Erlebnisse. Für sie ist es jedoch leichter, deren Herkunft zu verstehen.

Mittlerweile sind die Überlebensraten von Kindern, die intensiv behandelt werden müssen, sehr gut. „Wenn ein Kind dann gesund entlassen wird, sollten Eltern es aufmerksam beobachten. Wenn das Kind sich in seine eigene Welt zurückzieht, Schwierigkeiten in der Schule oder mit dem Schlafen hat, sollten sie behutsam nachfragen. Evtl. sollten Eltern auch den Kinder- und Jugendarzt bzw. einen Kinder- und Jugendpsychiater zu Rate ziehen, wenn das Kind noch belastet ist“, rät Professor Nentwich. In der Regel erholen sich Kinder aber rasch von einem Krankenhausaufenthalt.

Die englischen Forscher um Dr. Gillian Colville vom St. Georg Krankenhaus in London hatten ca.100 Kinder zwischen 7 und 17 Jahren beobachtet, die auf der Intensivstation behandelt wurden.