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Bei Scheidungen brauchen Kinder klare Informationen der Eltern

Eltern denken oft, sie sollten ihre Kinder möglichst lange nichts von einer bevorstehenden Scheidung sagen, um sie nicht zu beunruhigen. Doch sollten beide Elternteile sich bemühen, die aktuelle Lage verständlich zu erklären – mit dem Hinweis, dass Mutter und Vater ihre Eltern bleiben, auch wenn einer der Elternteile das bisher gemeinsame Zuhause verlässt…

Wenn eine Scheidung bevorsteht, sollten Eltern ihren Kindern altersgerecht erklären, in welcher Situation sich die Familie befindet. „Oftmals sind Eltern bemüht, ihren Kindern so viel wie möglich zu ersparen und sagen ihnen anfangs nichts von den familiären Veränderungen. Um die Kinder nicht zu verwirren und ihnen zu ermöglichen, die Lage zu verstehen und auch nachzufragen, sollten beide Elternteile den Kindern in einer für sie verständlichen Weise die aktuelle Lage erklären“, rät Dr. Christa Schaff, die Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP). Kinder empfinden eine Trennung der Eltern als Bedrohung ihrer Sicherheit. Sie glauben oft, sie seien für den Konflikt zwischen Mutter und Vater verantwortlich. „Kinder sollten wissen, dass Mutter und Vater ihre Eltern bleiben, auch wenn die Ehe endet und die Eltern nicht mehr zusammen leben. Es ist wichtig, den Kindern zu verdeutlichen, dass sie keine Schuld an der Trennung haben und dass sie selbst nicht von einem Elternteil geschieden werden“, empfiehlt die Kinder- und Jugendpsychiaterin.

Abhängig vom ihrem Alter reagieren Kinder unterschiedlich auf die seelische Belastung, die eine Scheidung der Eltern mit sich bringt. „Bei kleineren Kindern führt die Angst, im Stich gelassen zu werden, oftmals zu Rückschritten in der Sauberkeitserziehung sowie zu verstärktem aggressiven Verhalten und Weinen“, erklärt Dr. Schaff. „Bei Grundschulkindern kommt es oftmals zu Launenhaftigkeit sowie vorübergehend zu einem Abfall der schulischen Leistungen. Die psychische Belastung schlägt sich nicht selten in körperlichen Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen nieder.“ Jugendliche können ihre Beziehung zur Mutter und zum Vater eher vom Verhältnis der Eltern untereinander trennen, doch auch in diesem Alter kann sich die Belastung in psychischen oder körperlichen Reaktionen äußern. „Wenn ein Kind Anzeichen einer seelischen Überforderung zeigt, sollten die Eltern nicht zögern, die Hilfe eines Kinder- und Jugendpsychiaters in Anspruch zu nehmen“, rät die BKJPP-Vorsitzende.
In Deutschland sind jährlich über 170 000 Kinder und Jugendliche von der Scheidung ihrer Eltern betroffen.