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Bei unbestimmten Grippe-Symptomen und Hauterscheinungen auch an Borreliose denken

Grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen können auch auf eine Borreliose hinweisen. Eine gerötete kreisförmige Hautstelle um einen Stich herum gilt als Warnzeichen und sollte in jedem Fall vom Kinder- und Jugendarzt untersucht werden...

Eine Borreliose-Erkrankung, die durch einen Zeckenstich übertragen wird, kann sich durch die unterschiedlichsten Symptome bemerkbar machen. In der Regel zeigen Kinder zunächst ein bis mehrere Wochen nach dem Stich grippeähnliche Symptome. Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen täuschen dann eine Erkältung vor. „Aber eine gerötete kreisförmige Hautstelle um den Stich herum kann bereits 5 Tage nach dem Stich auftreten und sich vergrößern, während sie im Zentrum verblasst“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Wir nennen dieses sehr charakteristische Symptom eine ‚Wanderröte’ oder ein Erythema migrans.“ Amerikanische Untersuchungen gehen davon aus, dass knapp 90% der Infizierten eine Wanderröte alleine aufweisen. Eine etwas seltenere Erscheinung bei einer Infektion mit Borrelien ist das Lymphozytom, eine gerötete Hautverdickung z.B. am Ohrläppchen, an den Brustwarzen oder am Hodensack. „Jede verdächtige Hautstelle, die sich vergrößert, auch wenn sie wie ein Insektenstich aussieht, sollten Eltern vom Kinder- und Jugendarzt untersuchen lassen. So kann mitunter frühzeitig eine Borrelia-Infektion erkannt und gegebenenfalls behandelt werden“, empfiehlt Dr. Fegeler.

Können sich die Bakterien weiter ausbreiten, so kann es Monate bis Jahre später zu Gelenkentzündungen kommen – bei Kindern oft in den Kniegelenken oder in den Finger-, Hand- oder Sprunggelenken oder Ellenbogen. Etwa 6% der Kinder mit Lyme-Borreliose entwickeln solche Gelenkentzündungen. Manchmal befallen die Bakterien auch die Hirnhäute, die Augen, das Herz oder die Muskeln. Die häufigste Spätkomplikation im Kindesalter ist die Lähmung des Facialisnerven, der die Gesichtsmuskulatur versorgt. Bei entsprechenden Lähmungen können auf der befallenen Seite das Auge und teilweise die Lippen nicht mehr richtig geschlossen werden. „Da die Borrelien sich erst 8 bis 12 Stunden nach dem Zeckenstich im Blut ausbreiten, sollten Eltern ihre Kinder regelmäßig nach dem Aufenthalt im Freien nach Zecken absuchen und diese sobald wie möglich entfernen. Zecken halten sich gerne in hohem Gras, am Übergang vom Gebüsch oder Wald zur Wiese auf. Besucher eines Waldkindergartens haben ein besonders hohes Infektionsrisiko“, warnt Dr. Fegeler. Eine einmal durchgemachte Borrelien-Infektion schützt nicht unbedingt vor einer erneuten Ansteckung, denn es gibt in Europa drei verschiedene Formen von Borrelien.

Schätzungsweise jede 4. bis 5. Zecke kann Borrelien übertragen. Das Risiko, sich nach einem Zeckenbiss mit Borrelien zu infizieren, liegt bei 3-6%, eine manifeste Borreliose davonzutragen bei etwa 1-2%.