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Bei Verdacht auf ADHS müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden

Besteht bei einem Kind die Vermutung, dass es an einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leidet, so sollte die Diagnostik multiaxial erfolgen, das heißt, es sollte Hinweisen auf körperlicher, psychischer und lebensgeschichtlicher Ebene nachgegangen werden...

Einzelne für eine Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) typische Symptome können auch Zeichen anderer psychischer Störungen oder entwicklungsbedingter Auffälligkeiten sein, deshalb sollte bei einem Verdacht immer eine körperliche und psychische Untersuchung erfolgen. Auch die Lebensgeschichte des Kindes muss mit berücksichtigt werden. So können Konzentrationsschwierigkeiten auch bei Entwicklungsstörungen wie Lese- und Rechtschreibschwäche oder einer Rechenstörung auftreten. Auch organische Beschwerden wie beispielsweise schlechter Schlaf oder Störungen der Schilddrüsenfunktion müssen ausgeschlossen werden. Häusliche Gewalt oder Vernachlässigung müssen ebenfalls als Ursache für Konzentrationsstörungen und Lernschwierigkeiten berücksichtigt werden. Eine genetische Vorbelastung durch die Eltern, wenn sie selbst an ADHS leiden, liefert einen wichtigen Hinweis darauf, ob eine ADHS-Erkrankung vorliegt. Bei Jugendlichen muss u.a. auch an eine Suchterkrankung als mögliche Ursache von Verhaltensauffälligkeiten gedacht werden.

Liegt eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung vor, so richtet sich die Behandlung der betroffenen Kinder nach der Ausprägung der Symptome. Neben einer Beratung des Kindergartens beziehungsweise der Schule und der Eltern sind oftmals eine psychotherapeutische und auch eine medikamentöse Behandlung des erkrankten Kindes notwendig. Störungen der Aufmerksamkeit sind relativ häufig mit Angststörungen , Depressionen oder Tic-Störungen vergesellschaftet, die bei der Behandlung berücksichtigt werden müssen.

Um ADHS sowohl früher als auch sicherer zu diagnostizieren, ist eine enge Zusammenarbeit mehrerer Berufsgruppen erforderlich. Kinder- und Jugendärzte, Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeute und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeute unterstützen eine ADHS-Diagnostik und Behandlung auf mehreren Ebenen.

Man schätzt, dass etwa 2-3% aller Kinder und Jugendlichen an einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung leiden. Für den unaufmerksamen Typus liegt das Verhältnis von Jungen zu Mädchen bei 2 zu 1, für den hyperaktiven-impulsiven Typus bei 5 zu 1.