Dr. Uwe Büsching, Kinder- und Jugendarzt und Beauftragter für Jugendmedizin im BVKJ, erklärt: „Nach einer intensiven und auf ihre individuellen Bedürfnisse eingestellten Betreuung der teilweise komplex chronisch erkrankten Kinder und Jugendlichen durch die ganze Kindheit und die Pubertät hindurch ist mit Erreichen des Erwachsenenalters die Übergabe an die Erwachsenenmedizin ein immer noch fast unlösbares Problem.“
Büsching betont, dass zur Zeit mindestens zehn Prozent aller Kinder eines Geburtsjahrgangs chronisch krank ist, viele leiden an lebensbeeinträchtigenden Erkrankungen wie Rheuma, Epilepsien, geistigen Behinderungen, Herzfehlern oder Stoffwechselerkrankungen. Diese Krankheiten erfordern eine medizinische und vor allem psychosoziale Begleitung, so Büsching: „Hier muss ein nahtloser Übergang in die Erwachsenenmedizin erfolgen. Die jungen Erwachsenen müssen sowohl medizinisch und sozialtherapeutisch als auch beruflich ihren besonderen Bedürfnissen entsprechend begleitet und gefördert werden.“
Studien belegen, dass etwa die Hälfte der chronisch kranken jungen Erwachsenen im System der Erwachsenenmedizin nicht ankommt. Häufig werden Therapien und Medikamente abgesetzt. die Folgen: Zunahme körperlicher Beschwerden und soziale Isolation. Erstere führen zu schwersten Gesundheitsverschlechterungen und zu lang dauernden Klinikaufenthalten. Die Kosten, die den europäischen Gesundheitssystemen dadurch entstehen, werden auf rund 70 Milliarden Euro jährlich beziffert (European Health Care Foundation).
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert daher den Aufbau vernetzter Strukturen vor allem zur psychosozialen Betreuung chronisch kranker Kinder und Jugendlichen. Klinik, SPZ, Praxis und ÖGD müssen mit der Schule, der Jugendhilfe und Sozialhilfe zusammenarbeiten. In gesamtgesellschaftlicher Verantwortung sollten sie sich gemeinsam mit den Betroffenenverbänden besonders für chronisch kranke Kinder und Jugendliche einsetzen.