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Bettnässen: Strafen helfen nicht

Bestrafen Eltern ihre Kinder, wenn diese ins Bett machen, so verschlimmern sie eher das Problem, als dass sie ihren Kindern helfen. Laut einer aktuellen Studie werden Kinder, die für ihr Bettnässen bestraft werden, eher depressiv und leiden stark darunter.

"Bettnässen" betrifft etwa 15% der Kinder und tritt bei Jungen dreimal häufiger als bei Mädchen, so die Autoren aus Saudi-Arabien. Den Angaben der Forscher zufolge bestrafen in Saudi-Arabien bis zu einem Drittel der Eltern ihre Kinder, wenn sie bettnässen. Doch verschlimmern Strafen in vielen Fällen das Bettnässen. Kinder machen häufiger ins Bett, leiden unter depressiven Stimmungen und unter einer schlechteren Lebensqualität. Zu diesem Schluss kommt das Expertenteam um Dr. Faten Nabeel Al-Zabben von der Medizinischen Fakultät an der King Abdulazis Universität in Jeddah, Saudi-Arabien. Veröffentlicht haben die Wissenschaftler ihre Arbeit in dem Fachblatt „Child Abuse and Neglect“.
Dr. Faten Nabeel Al-Zaben und seine Kollegen untersuchten 65 Kinder im Alter von sieben bis 13 Jahren, die bettnässten, im Vergleich mit 40 gesunden Kindern ohne dieses Problem.

Körperliche Strafen besonders schlimm

Anschließend teilten die Forscher die „Bettnässer“ in zwei Gruppen auf: diejenigen, die für das Bettnässen bestraft wurden, und diejenigen, deren Eltern darauf verzichteten. Im Durchschnitt machten Kinder, die für ihr Bettnässen bestraft wurden, häufiger ins Bett als die Kinder, die nicht bestraft wurden. Die bestraften Kinder zeigten auch Symptome einer Depression, die stärker ausgeprägt waren als bei allen anderen Kindern (sowohl bettnässende Kinder ohne Bestrafung als auch Kinder, die nicht bettnässten).
Körperliche Strafen hatten die negativsten Auswirkungen. Je öfter Kinder bestraft wurden, desto depressiver wurden sie und desto geringer wurde ihre Lebensqualität. Betroffene Kinder schämen sich meist für das Bettnässen und sie leiden unter einem niedrigen Selbstwertgefühl, so die Autoren.

Dr. Max Maizels, ein pädiatrischer Urologe des Ann and Robert H. Lurie Children’s Hospital von Chicago, der nicht an der Studie beteiligt war, sagte, dass die meisten Mitarbeiter im Gesundheitswesen der Meinung sind, dass Bestrafung den Kindern schadet.

Verschiedene Faktoren als mögliche Ursachen

Kinder, die unter Bettnässen leiden, schlafen besonders tief und wachen oft schwer auf, so dass das Signal der Blase, dass sie voll ist, nicht bis ins Bewusstsein vordringt. Vermutlich spielen neben einer schweren Erweckbarkeit auch eine Reifungsverzögerung sowie eine Veranlagung eine Rolle.

Betroffene Kinder sollten, bevor sie sich ins Bett legen, routinemäßig auf die Toilette gehen, rät Maizels. Er fügte hinzu, dass das Vorlesen von Büchern zum Thema „Bettnässen“ vor dem Schlafengehen auch helfen kann, das Bewusstsein zu schärfen. "Kälte scheint das Bettnässen zu fördern. Einige Familien haben ein Kinderbett an einer Außenwand stehen, das Verschieben des Bettes kann u.U. helfen", schlägt Maizels vor. Er denkt auch, dass eine Ernährungsumstellung helfen könne.

"Vermeiden Sie Dinge, die die Blase reizen könnten, wie z.B. kohlensäurehaltige Getränke, Zitrusfrüchte, Melonen, koffeinhaltige Lebensmittel", empfiehlt er. Maizels erklärt auch, dass Verstopfung ein bedeutender Faktor beim Bettnässen sein könne, wenn der übervolle Darm Druck auf der Blase ausübt. Pflaumen- oder Apfelsaft könnten hier z.B. hilfreich sein.
Eltern sollten sich von ihrem Kinder- und Jugendarzt beraten lassen, welche Maßnahmen evtl. für ihr Kind sinnvoll sind.

Quelle: <link http: www.foxnews.com health punishment-can-worsen-bedwetting _blank external-link-new-window external link in new>Fox News/Reuters, <link http: www.sciencedirect.com science article pii s0145213414003779 _blank external-link-new-window external link in new>Child Abuse and Neglect