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Bewegungsmangel in der Kindheit kann sich negativ auf Herzgesundheit auswirken

Eine Studie zeigt, dass Bewegungsmangel in der Kindheit die Herzgesundheit beeinträchtigt. Leichte körperliche Aktivität könnte das Risiko verringern. Die Studie führten die Universitäten Bristol, Exeter (England) und Eastern Finland (Joensuu, Kuopio) zusammen aus.

© fotandy - Fotolia.com

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1.682 Kinder aus der Kohorte „Children of the 90s“ der University of Bristol wurden im Alter von 11 bis 24 Jahren nachbeobachtet. Zu Studienbeginn verbrachten sie durchschnittlich sechs Stunden pro Tag mit sitzenden Tätigkeiten, im jungen Erwachsenenalter stieg diese Zahl auf neun Stunden pro Tag. Diese Zunahme der sitzenden Zeit war mit einer fortschreitenden Herzvergrößerung verbunden und trug 40% zur Gesamtzunahme der Herzmasse innerhalb einer 7-jährigen Wachstumsperiode vom Jugendalter bis zum jungen Erwachsenenalter bei. Bewegungsmangel erhöhte die Herzmasse unabhängig von Fettleibigkeit oder erhöhtem Blutdruck.

Die bewegungsarmen Heranwachsenden hatten ein erhöhtes Risiko für eine linksventrikuläre Hypertrophie. Darunter versteht man eine übermäßige Zunahme der Herzmasse und -größe. Die Gewebevermehrung (Hypertrophie) betrifft den Herzmuskel (Myokard) der linken Herzkammer (Ventrikel). Es ist bekannt, dass es bei Erwachsenen das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und vorzeitigen Tod erhöht.

Schon ein wenig Bewegung wirkt schützend

Durch durchschnittlich drei bis vier Stunden pro Tag leichter körperlicher Aktivität während der gesamten Nachbeobachtungszeit reduzierte sich der Anstieg der Herzmasse um 49%. Leichte Bewegung war auch mit einer besseren Herzfunktion verbunden.

Frühere Studien bei derselben Bevölkerungsgruppe haben starken Bewegungsmangel mit erhöhten Entzündungswerten, hohem Insulinspiegel, Fettleibigkeit, Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung) und Arteriensteifheit in Verbindung gebracht. Leichte körperliche Aktivität hat sich als wirksamer Ansatz zur Verringerung der schädlichen Auswirkungen von Bewegungsmangel im Kindesalter erwiesen. Allerdings hat bisher keine Studie auf der Welt untersucht, ob eine langfristige Steigerung der Bewegung im Alltag mit einer geringen Intensität das Potenzial hat, den Anstieg der Herzmasse umzukehren. Dies liegt daran, dass bei Jugendlichen selten echokardiographische Untersuchungen des Herzens gemacht werden.
Bei der aktuellen Studie handelt es sich um die weltweit größte und längste Follow-up-Studie zum Bewegungsverhalten mit Beschleunigungsmessung und wiederholt durchgeführten Echokardiographien. Die Teilnehmer *innen trugen im Alter von 11, 15 und 24 Jahren vier bis sieben Tage lang Beschleunigungsmesser an der Taille und ließen im Alter von 17 und 24 Jahren echokardiographische Untersuchungen zur Beurteilung der Herzstruktur und -funktion durchführen. Außerdem wurden mehrmals Blutproben genommen und untersucht.

In den Analysen wurden Blutdruck, Herzfrequenz, Raucherstatus, sozioökonomischer Status, familiäre Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die mittels Dual-Energy-Röntgenabsorptiometrie gemessene Fett- und Muskelmasse berücksichtigt.

„Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Bewegungsmangel in der Kindheit eine Gesundheitsgefahr darstellt, die ernst genommen werden muss. […]“, betonte Professor Andrew Agbaje von der University of Eastern Finland.
„Es ist leicht, sich täglich drei bis vier Stunden etwas zu bewegen, z.B. im Freien zu spielen, auf dem Spielplatz zu sein, Spaziergänge mit dem Hund zu machen, Besorgungen für die Eltern zu erledigen, ins Einkaufszentrum zu radeln oder zur Schule, einen Spaziergang im Park zu machen, im Wald zu spielen, im Garten zu arbeiten, gelegentlich Basketball, Fußball, Hockey, Golf, Frisbee usw. zu spielen. Wir können Kinder und Jugendliche dazu ermutigen, sich täglich ein bisschen zu bewegen, um ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit zu verbessern“, so Agbaje.

Quellen: medicalXpress, University of Eastern Finland, European Journal of Preventive Cardiology