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Bindungsprobleme der Mutter übertragen sich auf das Kind

Hat eine Mutter gegenüber ihrem ein Monat altem Kind negative Gefühle und Bindungsprobleme, so zeigt dieses Kind als Erwachsener dreißig bis vierzig Jahre später selbst Bindungsprobleme ...

Psychologieprofessorin Jude Cassidy von der Universität Maryland und Prof. Elsie R. Broussard von der Universität Pittsburg belegen, dass sich Bindungsprobleme häufig von der Mutter auf das Kind übertragen. Sie machten 26 Erwachsene ausfindig, deren Mütter vor 30 bis 40 Jahren vier bis sechs Wochen nach der Geburt an einer Befragung zu ihrem Baby teilnahmen. Bei allen Müttern war es die Geburt ihres ersten Kindes. Jedes der Kinder kam zum erwarteten Geburtstermin gesund und ohne Zwilling zur Welt. Die Mütter gaben Auskunft darüber, wie sie ihr Kind im Vergleich zu anderen Babys in Bezug auf Weinen, Spucken, Schlafen, Essen und Vorhersagbarkeit des Verhaltens beurteilten. Zwölf Mütter nahmen das Verhalten ihres Babys im Vergleich zu anderen negativ wahr. Neun dieser zwölf Kinder zeigten Jahrzehnte später als Erwachsene dann auch selbst eine schlechte Bindungsfähigkeit.

Laut der Interpretation der Forscher haben Mütter, die ihre Kinder negativ wahrnehmen, Bindungsprobleme, die sie dann auch auf ihre Kinder übertragen. Die Weitergabe dieses negativen Beziehungsmusters kann nach den Wissenschaftlern folgendermaßen erklärt werden: Mütter, die ihren Babys gegenüber eine negative Haltung einnehmen, neigen zu einer eingeschränkten Wahrnehmung in Bezug auf die Bedürfnisse des Säuglings. Sie haben Schwierigkeiten, die Signale ihres Kindes zu erkennen und richtig zu interpretieren. Auch fehlt ihnen die Fähigkeit, flexibel und angemessen auf ihr Kind zu reagieren. Babys fühlen sich so mit ihren Müttern nicht geborgen und geliebt, sondern abgelehnt. Dies beeinflusst schließlich die Fähigkeit der Kinder, als Erwachsene verlässliche Bindungen zu anderen Menschen einzugehen, so Prof. Cassidy und Prof. Broussard.

Sie schlussfolgern, dass Mütter insbesondere in der ersten kritischen Phase nach der Entbindung, wenn sie aus dem Krankenhaus kommen, mehr professionelle Unterstützung bekommen sollten.