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Bittere EM: Kinder und Jugendliche in Deutschland Spitze bei Alkohol- und Tabaksucht, weil die Politik sie nicht schützt

Beim Rauchen nehmen Deutschlands Kinder und Jugendliche in Europa den traurigen Spitzenplatz ein, beim Alkoholmissbrauch liegen sie auf Platz 4. Dies ist Beweis dafür, dass die bestehenden Gesetze nicht ausreichen, um Kinder und Jugendliche vom Rauchen und vom Trinken abzuhalten, so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte...

"Kinder und Jugendliche in Deutschland werden auch in Zukunft eine Spitzenposition in Europa beim Konsum von Nikotin und Alkohol einnehmen. Die Politik ist nach der Hinhaltetaktik im Bundesrat offenbar nicht gewillt, sie konsequent vor der Sucht zu schützen." Mit diesen Worten kritisieren Dr. med. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ) und Dr.med.Wolf-Rüdiger Horn, Suchtbeauftragter des BVKJ, den Beschluss des Bundesrates, die geplante Sondersteuer auf so genannte Alcopops und das Verkaufsverbot von Zigarettenkleinstpackungen vorerst zu blockieren. Beides hatte der Deutsche Bundestag am 06.05. beschlossen.

"Beim Nikotinkonsum halten Deutschlands Kinder und Jugendliche den traurigen Spitzenplatz in Europa, beim Alkoholmissbrauch liegen sie auf Platz 4. Dies ist Beweis dafür, dass die bestehenden Gesetze entgegen der Meinung der Länder-Mehrheit nicht ausreichen. Die Sonderabgabe und das Verkaufsverbot wären ein erster vorbeugender Schritt gewesen, Kinder und Jugendliche vom Rauchen und vom Trinken abzuhalten. Das zeigen die positiven Erfahrungen im Ausland, etwa in Frankreich. Hierzulande schützt die Politik dagegen weiterhin per Gesetz die Geschäfte der Spirituosen- und Tabakhersteller und gefährdet damit die Gesundheit der nachwachsenden Generationen" so der BVKJ.

Denn Nikotin und Alkohol haben gerade auf den jugendlichen Körper fatale Auswirkungen: Die Nervengifte Alkohol und Nikotin machen Kinder und Jugendliche schneller süchtig als Erwachsene und schädigen ihr Gehirn, da es sich noch in der Entwicklung befindet. Denk- und Gedächtnisfunktionen können beeinträchtigt werden. Die Folge: Hirnleistungsausfälle bereits in jungen Jahren. Jugendliche bemerken durch den süßen Geschmack der Alcopops häufig nicht, wie viel Alkohol sie konsumieren. Insbesondere Mädchen bevorzugen diese bunten Getränke. Sie sind daher besonders gefährdet. Bei ihnen schädigt darüber hinaus Nikotin mehr als bei Jungen wichtige Synapsen im Zentralnervensystem, wodurch vermehrt Depressionen ausgelöst werden können. Bei Jungen führt Alkoholkonsum zudem häufig zu Gewalt.

Kinder- und Jugendärzte hoffen auf Vermittlungsausschuss
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte setzt seine Hoffnung nun auf die Sitzung des Vermittlungsausschusses am 17.6.04. "Wir appellieren dringend an die Mitglieder des Vermittlungsausschusses, die Blockadepolitik einzelner Länder zu beenden und warnen vor jedweder Verwässerung des vorliegenden Gesetzentwurfes" so der BVKJ.

Kinder- und Jugendärzte: strategische Eindämmung der Sucht ist dringend nötig
Zu den Strategien, die der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert, um Kindern und Jugendlichen ein suchtfreies Aufwachsen zu ermöglichen, gehören:

  • Nikotin- und Alkoholverbot in allen Schulen und Kindergärten - auch auf dem Schulhof
  • Abschaffung aller Zigarettenautomaten
  • grundsätzliche Kontrolle des Alters beim Verkauf von Alkoholika
  • strengere Kontrollen in Supermärkten, Getränkemärkten und Gastbetrieben
  • Nikotin- und Alkoholverbot in allen öffentlichen Verkehrsmitteln und allen öffentlichen Gebäuden.

Natürlich sind auch die Eltern aufgerufen, ihrer Verantwortung durch entsprechend vorbildhaftes Verhalten gerecht zu werden. "Überall wo diese Forderungen durchgesetzt werden, sinkt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Alkohol- und Tabak konsumieren. Der beste Beweis, dass Vorbeugen möglich ist. Es ist an der Zeit, dass die Politiker auch hierzulande ihre Verantwortung für die nachwachsende Generation erkennen und die Geschäfte der Suchtverursacher drastisch und ohne falsche Rücksicht beschränken" so die Kinder- und Jugendärzte.