Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Blutdrucksenkendes Mittel hilfreich gegen bestimmte Blutschwämmchen

Französische Forscher haben durch Zufall entdeckt, dass sich mit dem blutdrucksenkenden Mittel Propranolol - auch als Beta-Blocker bekannt – Blutschwämmchen (Hämangiome) verkleinern bzw. ganz verschwinden. Nun konnten amerikanische und deutsche Wissenschaftler diese Ergebnisse bestätigen. Die Behandlung hätte für Kinder wesentlich weniger Nebenwirkungen als z.B. die bisher übliche Laserbehandlung oder Therapie mit Kortison ...

Französische Forscher aus Bordeaux haben durch Zufall entdeckt, dass das blutdrucksenkende Mittel Propranolol - auch als Beta-Blocker bekannt – Blutschwämmchen (Hämangiome) schrumpfen lässt. Die Mediziner hatten Kinder aufgrund von Herz-Kreisauf-Problemen mit diesem Wirkstoff behandelt und dabei festgestellt, dass sich Hämangiome dadurch zurückbilden. Amerikanische Forscher der John Hopkins Universität und deutsche Wissenschaftler um Professor Hans-Jörg Cremer, Mitglied der ISSVA (International Society for the Study of Vascular Anomalies) und ehemaliger Leiter der städtischen Kinderklinik in Heilbronn (Klinikleiter: Prof. Dr. W. Kachel), bestätigten die Resultate. „Bisher konnten bestimmte Formen von Hämangiomen, wie z.B. im Gesichtsbereich, nur mit Lasern oder mit Kortison behandelt werden. Kortison hat eine Reihe von Nebenwirkungen, wie erhöhter Blutzuckerspiegel, Wasseransammlung im Gewebe, Abnahme der Knochenmasse (Osteoporose), Magenschleimhautentzündung, verlangsamtes Wachstum oder Schwächung des Immunsystems. Eine Laserbehandlung macht eine Narkose erforderlich. Der Beta-Blocker Propranolol ist dagegen schon lange im Gebrauch und hat im Vergleich dazu relativ wenig negative Folgen. Diese Entdeckung stellt für mich eine Sensation dar und bedeutet meiner Ansicht nach den größten Fortschritt in der Hämangiombehandlung der letzten 30 Jahre“, erklärt Prof. Cremer. In der Kinderklinik Heilbronn zeigte diese neue Behandlungsmethode bereits bei 50 Kindern große Erfolge. „Nach einigen Tagen trat bei ihnen schon eine Besserung ein, und in keinem Fall gab es unerwünschte Nebenwirkungen.“

Bisher ist Propranolol zur Behandlung von Hämangiomen nicht zugelassen. „Es handelt sich also um eine so genannte Off-Label-Therapie, bei der Eltern sich ausführlich beraten lassen sollten und eine schriftliche Zustimmung geben müssen“, so Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Vor allem bestimmte tiefreichende ‚Problem-Hämangiome’ wie im Augenbereich, die die Sicht behindern und sogar zur Erblindung führen können, oder im Halsbereich, die die Atemwege einschränken, eignen sich anscheinend für eine Therapie mit Propranolol.