Darauf macht eine amerikanische Studie aufmerksam. Es dauerte bei knapp einem Drittel der Kinder einen Monat, bis sie beschwerdefrei waren, bei einem weiteren knappen Drittel über einen Monat bis zu drei Monaten und bei 14% vier bis sechs Monate, bis sie sich wieder ganz erholt hatten. In seltenen Fällen hielten die Probleme länger an. Ohne Therapie können die Bakterien verschiedene Organe befallen, wie Gelenke, das Herz und das Nervensystem (Hirnhautentzündung, Gesichtslähmung).
„Ein typisches Anzeichen dafür, dass sich die Borrelien-Bakterien der Zecke im Blutkreislauf weiter vermehren, ist die Wanderröte. Innerhalb von 3 Tagen bis mehreren Wochen nach dem Zeckenstich kann sich eine rötlich-bläuliche Hautverfärbung (Erythema migrans) an der Stichstelle bilden, die sich ringförmig ausbreitet und einen Durchmesser von 5 bis zu 20 Zentimetern erreichen kann. In der Mitte ist die Einstichstelle erkennbar, um die die Rötung meist verblasst. Begleitend können Fieber, Muskel-, Gelenk-, und Kopfschmerzen, Bindehautentzündungen, Schweißausbrüche, Schwellungen der Lymphknoten auftreten, auch Abgeschlagenheit und Magen-Darm-Beschwerden sind möglich“, beschreibt Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt mit langjähriger Klinikerfahrung, die Symptome. Nicht jeder Stich ist mit einer Infektion verbunden - nur etwa 2 bis 6% führen zu einer Erkrankung.
Stichstelle beobachten
Eltern sollten die Stichstelle bis zu sechs Wochen beobachtet. Eine vorbeugende Antibiotika-Therapie ist nicht sinnvoll. „Bei grippeähnlichen Symptomen nach einem Zeckenstich oder einer Wanderröte sollten Eltern mit ihrem Kind zum Kinder- und Jugendarzt. In den meisten Fällen macht sich eine Borrelieninfektion mit einem Erythema migrans bemerkbar“, ergänzt Professor Nentwich, der Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist. Aufgrund der Anzeichen und dem Nachweis von Antikörpern im Blut lässt sich ein Verdacht u.U. bestätigen. Doch gerade zu Beginn der Erkrankung, wenn z.B. nur eine Wanderröte erkennbar ist, sind nur bei etwa der Hälfte der Patienten und Patientinnen schon Antikörper ermittelbar. Auf der anderen Seite bedeutet ein positiver Befund nicht unbedingt, dass die Krankheit noch aktiv ist. Sie kann bereits ausgeheilt sein, denn die Antikörper verbleiben viele Jahre im menschlichen Immunsystem.
Neue Zeckenarten bewegen sich auf ihr Opfer zu
Neben dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) hat sich mittlerweile auch die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) weiterverbreitet. Sie ist schon ab 7 °C aktiv und ist sehr widerstandsfähig. Sie überlebt Temperaturen bis zu -20 °C und kann unter Wasser bis zu einem Monat durchhalten. Der Gemeine Holzbock befindet sich auf Pflanzen bis zu einer Höhe von 1 Meter und gelangt nur auf seinen Wirt, wenn dieser sie beim Vorbeigehen abstreift. Die Auwaldzecke und die durch Zugvögel eingeschleppte große Tropenzecke (Hyalomma) können dagegen mit einer Geschwindigkeit von 10 cm pro Minute auf ihr Opfer zukriechen, das sich z.B. in eine Wiese gelegt hat. „Das Tückische ist, dass ein Zeckenstich nicht schmerzhaft ist. Der Speichel der Zecke, der mit dem Stich in die Haut gelangt, enthält Schmerz-, Gerinnungs- und Immunhemmstoffe. Letztere hemmen auch die Abwehrreaktion des Immunsystems der Haut. So können sich gefährliche Erreger besser vermehren und im Wirt ausbreiten“, verdeutlicht Professor Nentwich.
Zecken rasch entfernen
Bei einem Zeckenstich verstreichen meist mehrere Stunden, bis Borrelien in den Körper gelangen. Deshalb ist es wichtig, zeitnah nach einem Aufenthalt in der Natur den Körper auf Zecken abzusuchen und diese zu entfernen. Bei Kindern lassen sich Zecken häufig auf der behaarten Kopfhaut, in der Leistengegend und in den Kniekehlen nieder. Wenn sie sich noch nicht festgesaugt haben, können die Spinnentiere in der Kleidung bis zu drei Tage überstehen.
Quellen: <link https: www.meduniwien.ac.at web fileadmin content presseservice presseaussendungen pdf_2022 pa_zecken_immunsystem_de.pdf _blank external-link-new-window external link in new>Medizinische Universität Wien, <link https: www.rki.de de content infekt epidbull merkblaetter ratgeber_lymeborreliose.html _blank external-link-new-window external link in new>RKI, <link https: doi.org s00060-023-8571-0 _blank external-link-new-window external link in new>HNO-Nachrichten, <link https: doi.org s41390-023-02577-3 _blank external-link-new-window external link in new>Pediatr Res, J<link https: doi.org jci161188 _blank external-link-new-window external link in new> Clin Invest., <link https: www.eurekalert.org news-releases _blank external-link-new-window external link in new>EurekAlert! NIH/National Institute of Allergy and Infectious Diseases
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