Rund 40% aller Schulkinder haben nach Angaben von Kinder- und Jugendärzten Probleme mit der Körperkoordination, 30% aller Schulkinder leiden unter Haltungsschäden. Darauf hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte im Rahmen des 30. Herbst-Seminar-Kongresses, an dem etwa 800 Kinder- und Jugendärzte aus ganz Deutschland teilnehmen, im hessischen Bad Orb hingewiesen. Bewegungs- und Haltungsschäden in der Kindheit führten zu Muskel- und Skelett-Erkrankungen im Erwachsenenalter, die jährlich Gesundheitskosten im zweistelligen Milliardenbereich verursachten.
Bewegungsmangel schlägt aufs Gemüt
Nach Ansicht von Dr. Jörg Schriever, des wissenschaftlichen Leiters des Kongresses, verschlechtert sich die Situation: "Immer weniger Vier- und Fünfjährige können auf einem Bein hüpfen, einen Ball fangen, mit gestreckten Beinen gerade sitzen oder rückwärts gehen", berichtet er aus den routinemäßigen Untersuchungen im Vorschulalter. Bewegungsmangel von Kindern sei mehr als ein erhebliches Gesundheitsrisiko: Zu wenig Bewegung erschwere die soziale Integration, den Abbau von Aggressionen und schwäche das Immunsystem. Dagegen würden die Entstehung von Depressionen und Stress gefördert.
Dr. Schriever plädiert für mehr Verantwortungsbewusstsein der Eltern: Sie sollten darauf achten, dass ihre Kinder sich ausreichend bewegten. "Eltern sollten Kinder möglichst zu Fuß gehen lassen und nicht überall mit dem Auto hinfahren." Sie sollten Kleinkinder "nicht im Kindersitz gefangen halten" und ihnen in der Wohnung genügend Platz zum Toben lassen. Kommunen müssten mehr Spielstraßen und Spielplätze einrichten, Kindergärten mehr Bewegungsspiele ins Programm nehmen, die Schulen mindestens drei Sportstunden pro Wochen anbieten. "Prävention muss früh einsetzen, wenn sie auf Dauer wirksam sein soll", resümmiert BVKJ-Präsident Dr. Klaus Gritz.