Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

BVKJ lobt die neuen RKI-Regeln: „Kinder und ihre Bedürfnisse in der Pandemie werden endlich auch berücksichtigt.“

Das RKI hat neue Handlungsempfehlungen veröffentlicht, mit denen der Präsenzunterricht auch im Winter klappt. Die Behörde folgt den Vorschlägen des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: „Neue Regeln sorgen für Sicherheit und berücksichtigen zugleich die Bedürfnisse von Kindern – endlich!“

Prinzipiell basieren die neuen RKI-Empfehlungen auf den altbekannten AHA-Regeln: Abstand halten, Hygiene, Alltagsmasken tragen und regelmäßig lüften. BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach lobte heute in Köln das Vorgehen des RKI: „Die Pandemie hat vor allem Kindern und Jugendlichen hohe Opfer abverlangt, sie durften nicht mehr in ihre Kita bzw. Schule gehen, sie konnten nur noch zu Hause lernen und ihre Freunde nicht mehr treffen. In unseren Praxen haben wir während des Lockdowns viele Kinder und Jugendliche erlebt, die sich durch die Coronakrise seelisch belastet fühlten. Einige entwickelten Ängste, Schlafstörungen und Albträume, andere sogar Depressionen. Darauf haben wir früh hingewiesen und gemahnt, die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in den Blick zu nehmen, ihnen vor allem den Schulbesuch zu ermöglichen. Wir begrüßen daher die neuen Präventions-Empfehlungen des RKI, die unseren Empfehlungen folgen. Die Empfehlungen haben zum Ziel, dass Schüler weiterhin in Klassenzimmern und nicht via Digitalunterricht lernen. Erneute Schulschließungen soll es nicht mehr geben.

Auch Lehrkräfte und Kinder sowie Jugendliche mit Vorerkrankungen sollten ohne erhöhtes Covid-19-Risiko am Unterricht teilnehmen können, rät das RKI. Abstand halten, Hygienemaßnahmen wie sorgfältiges Händewaschen, Alltagsmasken tragen und regelmäßig Lüften, diese altbekannten Empfehlungen sollen weiterhin auch für Schulen gelten.

Wer sich krank fühlt, bleibt zu Hause – keine Massentests

Der BVKJ hat bereits im September darauf hingewiesen, dass die medizinische Versorgung in den kinder- und jugendärztlichen Praxen zusammenbrechen wird, wenn alle Kinder mit Erkältungssymptomen die Praxen aufsuchen und die Eltern einen Corona-Test verlangen; dass es im Übrigen auch in den Wintermonaten nicht genügend Corona-Tests geben wird. Diese Ansicht vertritt das RKI glücklicherweise nun auch. Wer Symptome wie Fieber, Schnupfen oder Halsschmerzen zeigt, solle deshalb dem Unterricht auch ohne positiven Corona-Test vorsorglich für mindestens fünf Tage fern und zu Hause bleiben, insbesondere ab einer 7-Tages-Inzidenz von 35/100.000, empfiehlt die Behörde. Erst nach 48 Stunden ohne Symptome rät das RKI, die Schule wieder zu besuchen.

Diese Regel wird vor allem berufstätige Eltern stark belasten. Hier muss aus unserer Sicht noch eine bessere Lösung gefunden werden.

Wer soll sich testen lassen?

Für Schüler oder Lehrkräfte mit schweren Symptomen wie Atemnot sowie hohem Fieber oder einem gestörten Geruchs- und Geschmackssinn empfiehlt das RKI in jedem Fall einen Test. Genauso, wenn auf Covid-19 hindeutende Symptome länger als fünf Tage ohne Verbesserung anhalten oder jemand Symptome hat und zu einer Risikogruppe gehört. Als weitere Kriterien für einen optionalen Test nennt das RKI den engen Kontakt zu jemandem aus der Risikogruppe. Außerdem sollten für Covid-19 typische Symptome vorhanden sein. An Covid-19 erkrankte Kinder könnten unter Durchfall oder Erbrechen leiden.

Diese Ratschläge dienen dazu, Testkapazitäten effizient einzusetzen, schreibt die Behörde.

Regeln für den Schulalltag unter Corona-Bedingungen

Aus unserer Sicht sind auch die Tipps des RKI für den individuellen Umgang mit der Pandemie sinnvoll und gut praktizierbar: Pädagogisches Personal sollte im Unterricht eine Maske tragen, empfiehlt das RKI. Wenn in der Region weniger als 25 Corona-Fälle je 100.000 Einwohner auftreten, reiche es, den Mund-Nasen-Schutz in Situationen zu verwenden, in denen keine eineinhalb Meter Abstand möglich sind. Erwachsene, die nicht an der Schule arbeiten, sollten keinen Zutritt zum Gebäude bekommen. Ebenfalls hilfreich finden wir die Markierung von Gehwegen innerhalb der Schulen, damit Schüler unterschiedlicher Klassen so wenig wie möglich miteinander in Kontakt kommen. Nur Lehrkräfte sollten die Räume wechseln, Klassen nicht. Steigen die Infektionen in der Region, könnten Schulstunden verkürzt werden oder Lehrkräfte digital unterrichten statt im Klassenzimmer. Schulleitungen sollten bis auf Weiteres Schulpartys und Klassenfahrten streichen.

Sport im Freien

Aus kinder- und jugendärztlicher Sicht sind Sport und Bewegung für Kinder und Jugendliche unverzichtbar. Sport und Bewegung stärken das Immunsystem und sind wichtig als Ausgleich für das lange Sitzen. Sport treiben sollten Schüler im Freien, rät nun auch das RKI. Diesen Rat unterstützen wir. Selbst schlechtes Wetter sollte Lehrer nicht vom Sportunterricht im Freien abhalten. In anderen Ländern, etwa in Großbritannien treiben Schüler bei jeder Witterung im Freien Sport, ohne dass dies die Krankmeldungen in die Höhe treibt. Wir erinnern bei dieser Gelegenheit nochmal daran: Erkältungen werden von Viren ausgelöst, nicht durch kalte Luft oder Regen.

Mund-Nasen-Schutz hilft nicht in jedem Fall

„In relativ beengten Raumsituationen oder schwer zu überblickenden Kontaktsituationen“ könne eine Quarantäne für die gesamte Klasse sinnvoll sein, in der ein Schüler nachweislich an Covid-19 erkrankt ist, schreibt das RKI. „Aufgrund der Aerosolsättigung bei unterrichtsbedingt langer Aufenthaltsdauer im Klassenzimmer auch dann, wenn alle im Raum eine Mund-Nasen-Bedeckung oder einen Mund-Nasen-Schutz tragen“. Ist eine Lehrkraft nachweislich infiziert, kann das je nach vorherigem Einhalten der Schutzmaßnahmen Quarantäne für alle unterrichteten Klassen bedeuten. Damit Gesundheitsämter schnell gegen die weitere Verbreitung des Virus agieren können, sollten Lehrkräfte täglich Anwesenheitslisten führen.

Restrisiko bleibt

Auch wenn diese Regeln das Infektionsrisiko reduzieren, können sich Schüler und Lehrer in der Schule mit Covid-19 anstecken. Wie das RKI, so halten auch wir dieses Restrisiko in der Schule jedoch nicht für höher als in der Allgemeinbevölkerung. Wir sind erleichtert, dass das RKI endlich ausspricht, was die pädiatrischen Fachgesellschaften bereits vor Wochen gesagt haben: Kinder und jüngere Jugendliche erkranken in der Regel nur leicht, schwere Verläufe sind äußerst selten. Kinder und Jugendliche sind nicht Treiber der Pandemie. Bisherige Ausbrüche des Virus an Schulen sind dort durch Erwachsene verursacht, man habe sie gut kontrollieren können.
Insgesamt sind wir erleichtert, dass das RKI unseren Vorschlägen gefolgt ist. Wir sind uns sicher, dass mit den neuen Regeln der bestmögliche Kompromiss zwischen Infektionsschutz und Kinderbedürfnissen erreicht wird. Einzelne „Stellschrauben“ wird man immer wieder nachjustieren müssen, je nachdem, wie die Pandemie im Winter verläuft.“
________
Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.kinderaerzte-im-netz.de. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des BVKJ-Elternportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.