Eine internationale Umfrage bei Krankenhäusern, die krebskranke Kinder betreuen, kam zu folgenden Ergebnissen:
- Fast die Hälfte (43%) der befragten Kinderkrankenhäuser stellte weniger neue Krebsdiagnosen als zu erwarten gewesen wäre, während rund ein Drittel (34%) einen Anstieg der Zahl der Patienten feststellte, die die Behandlung abbrachen.
- Fast jedes zehnte Krankenhaus (7%) schloss seine Kinderkrebsabteilungen irgendwann während der Pandemie vollständig.
- Krankenhäuser in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen waren überproportional betroffen. Chemotherapien waren dort oft nicht verfügbar, Behandlungen wurden oft nicht fortgesetzt und Strahlentherapien wurden häufiger unterbrochen.
Die COVID-19-Pandemie hat laut einer im Fachjournal „The Lancet Child & Adolescent Health“ veröffentlichten Umfrage unter mehr als 300 Mitarbeitern aus 200 Krankenhäusern weltweit erhebliche Auswirkungen auf die Krebsbehandlung bei Kindern auf der ganzen Welt mit sich gebracht.
Die erste globale Bewertung der Auswirkungen von COVID-19 auf die Krebsbehandlung bei minderjährigen Patienten zeigt, dass die Therapie bei mehr als drei Viertel der befragten Krankenhäuser betroffen war (78%).
Fast die Hälfte (43%) der Institutionen gab an, weniger neue Fälle als erwartet diagnostiziert zu haben, während rund ein Drittel (34%) einen Anstieg der Zahl der Patienten angab, die die Behandlung abgebrochen hatten. Die Umfrage ergab auch, dass fast jedes zehnte Krankenhaus (7%) seine Kinderkrebsabteilungen zu einem bestimmten Zeitpunkt während der Pandemie vollständig schließen musste. Von den 15 Abteilungen, die zeitweise außer Betrieb waren, befanden sich 13 (87%) in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Die onkologischen Abteilungen mussten durchschnittlich 10 Tage pausieren.
Viele Institutionen waren schon vor der Pandemie mangelhaft ausgestattet
COVID-19 hat weltweit enormen Druck auf Krankenhäuser und Gesundheitssysteme ausgeübt. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Patienten bei Pandemien in einzelnen Ländern oder Regionen länger warten, bis sie einen Arzt aufsuchen, und die Betreuung von pädiatrischen Krebspatienten darunter leidet. Die neu veröffentlichte Umfrage ergänzt diese Ergebnisse durch die Angaben von Mitarbeitern des Gesundheitswesens im Bereich der Betreuung von krebskranken Kindern auf der ganzen Welt.
Eine Autorin der Studie, Dr. Daniel Moreira, MD, vom St. Jude Children's Research Hospital, USA, erklärte: "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass COVID-19 einen größeren Einfluss auf die Krebsbehandlung bei Kindern weltweit hat, als Studien in einzelnen Regionen vermutet hatten, wobei medizinische Zentren in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen besonders stark betroffen waren. Krankenhäuser dort waren bereits vor der Pandemie unter Druck, hatten weniger Ressourcen zur Verfügung und hatten weniger Zugang zu krebskranken Kindern. Unsere Ergebnisse scheinen daher die relative Stärke verschiedener Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt widerzuspiegeln."
Weltweit wurden weitreichende Auswirkungen festgestellt, darunter ein Mangel an Personal, an Krankenhausbetten und an persönlicher Schutzausrüstung.
Die Umfrage umfasste den Zeitraum vom 22. Juni bis 21. August 2020 und beinhaltete eine Reihe von Fragen zur Bewertung der Krankenhausmerkmale, der Anzahl der mit COVID-19 diagnostizierten Patienten sowie von Störungen und Anpassungen bei der Krebsbehandlung infolge der Pandemie.
Es wurden 311 Beschäftigte in 213 Einrichtungen aus 79 Ländern befragt. Die Länder wurden abhängig von ihrem Einkommen eingeteilt. Die Antworten wurden auf institutioneller Ebene analysiert.
Die meisten Krankenhäuser (83%) befanden sich in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und die überwiegende Mehrheit (88%) konnte auf COVID-19 testen. Die Autoren fanden heraus, dass die Auswirkungen der Pandemie auf die Behandlung von Krebserkrankungen bei Kindern weitgehend unabhängig von der Anzahl der COVID-19-Fälle in einzelnen Krankenhäusern oder auf nationaler Ebene waren.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die pädiatrische Krebsbehandlung weltweit von COVID-19 betroffen ist.
Einschränkungen der Studie
Die Autoren räumten ein, dass die Umfrageergebnisse nur das Wissen und die Meinung der Befragten zu einem Zeitpunkt während einer sich schnell ändernden Pandemie widerspiegeln. Da die Interviews auf Englisch durchgeführt und in zwei pädiatrischen Onkologie-Netzwerken verteilt wurden, sind die Ergebnisse möglicherweise nicht auf kleine, ressourcenarme Regionen übertragbar, in denen die Mitarbeiter kein Englisch sprechen und keinen Zugang zu diesen Netzwerken haben. Die Umfrage umfasste eine Reihe von Themen und dauerte etwa 60 Minuten. Dies hat zu einer relativ hohen Anzahl unvollständigen Antworten geführt. Dennoch glauben die Autoren, dass diese Studie eine umfassende Beschreibung der globalen Auswirkungen dieser Pandemie auf die pädiatrische Onkologie enthalte.
Dieser Bericht ist Teil der COVIMPACT-Studie, die die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Krebsbehandlung bei Kindern erfassen soll.
Quelle:<link https: www.eurekalert.org pub_releases tl-pss030221.php _blank external-link-new-window external link in new> EurekAlert! <link https: doi.org _blank external-link-new-window external link in new>The Lancet Child & Adolescent Health