Angela Evans und Kang Lee präsentierten über 100 8-bis 16-Jährigen einen Katalog mit zehn Fragen, von denen zwei unmöglich zu beantworten waren. Den Teilnehmern wurde 10 Dollar Belohnung in Aussicht gestellt, wenn sie alle 10 Antworten korrekt hatten, ohne in der Broschüre vor ihnen nachzuschauen. Während die Forscher das Zimmer verließen, konnten sich 54% der Kinder nicht beherrschen und schlugen die Lösungen nach.
Als die Kinder befragt wurden, ob sie „gespickt“ hätten, gaben 84% derjenigen, die nachgeschaut hatten, an, dass sie dies nicht getan hätten. Danach beantworteten sie einige Fragen über ihr Verständnis von Wahrheit, Lügen und ihre moralische Einstellung gegenüber Unehrlichkeit. Alle Teilnehmern wurde schließlich gebeten, zu versprechen, die Wahrheit auf die nächsten Frage zu sagen. Die Wissenschaftler wollten nun ein zweites Mal wissen, ob die Kinder im Lösungsteil der Broschüre nachgeschaut hätten. Diese Mal logen nur noch 65% - statistisch gesehen eine deutliche Verbesserung.
Ein ähnliches Experiment mit anderen einundvierzig 8-bis 16-Jährigen lief ähnlich ab, nur mussten die Kinder dieses Mal nicht versprechen, die Wahrheit zu sagen. Die Versuchsleiter fragten die Kinder - nachdem sie den Raum für den 10-Fragen-Test verlassen hatten, wieder, ob die Kinder für die Probe in dem Lösungsbuch nachgesehen hätten. Hier logen 82% der „Spicker“. Dann folgte die Moralität-Diskussion und die Erwachsenen wollten ein zweites Mal von den Kindern wissen, ob sie bei den Antworten geguckt hätten. Nun gaben 79% nicht die Wahrheit an. Das heißt, bei den Kindern war es wesentlich wirkungsvoller, ihnen das Versprechen abzunehmen, dass sie nicht lügen würden, als sie in moralische Diskussionen zu verstricken.
Quelle: Behavioral Sciences and the Law