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Das zweite Kind

Eine Geschwisterbeziehung dauert - ob positiv oder negativ - ein Leben lang an. In der Entwicklung von Kindern können Geschwister eine wichtige Rolle spielen. Durch sie lernen sie Kompromisse einzugehen, zurückzustecken, aber auch - wenn nötig - sich zu behaupten...

Um Rivalitäten und Neidgefühle gegenüber Geschwistern schon im Vorfeld zu reduzieren, hilft es, das ältere Geschwisterchen vor der Ankunft eines Babys miteinzubeziehen. Je älter das Kind ist, desto früher sollte es von seinem Geschwisterchen erfahren. Da Ein- bis Zweijährige noch kein Zeitgefühl haben, reicht es, ihnen ein paar Wochen vor dem Entbindungstermin von dem "Neuankömmling" zu erzählen. Bei größeren Geschwisterkindern kann schon drei bis vier Monate vor der Geburt darüber gesprochen werden: Eltern können beispielsweise erklären, was das Baby im Bauch macht, was es nach der Geburt alles braucht und wo das schon größere Kind helfen kann. Das "neue" Kind sollte aber nicht als zukünftiger Spielkamerad angekündigt werden, denn sonst ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Sobald das Baby im Haus ist, sollten Eltern nicht versäumen, sich jeden Tag eine bestimmte Zeit mit dem älteren Kind zu beschäftigen, damit es sich nicht vernachlässigt fühlt und nicht glaubt, die Eltern würden es jetzt weniger lieben. Eine gute Möglichkeit, das ältere Kind "mitmachen" zu lassen, bieten auch "Mitbringsel" des "neuen" Kindes: Das größere Kind erhält mit der Ankunft des Babys auch etwas zum Versorgen. Das kann ein Teddy, eine Puppe, aber auch ein Traktor sein, wenn das Herz des älteren Kindes an so etwas hängt.

Eifersucht und Rivalität zwischen Geschwistern sind "normal"Wenn ein älteres Geschwister negative Gefühle gegenüber dem neuen Familienmitglied hat, so sollte es diese auch aussprechen dürfen und sich nicht schuldig fühlen. Psychologen sprechen von einem "Entthronungsschock". Eltern sollten seine Gefühle ernst nehmen und konstruktiv reagieren. Sie können dem älteren Kind beispielsweise erklären, dass sie das Baby zwar lieben, dass sie es aber auch anstrengend finden, immer in der Nacht aufstehen zu müssen. Bei einem ernsthaften Fehlverhalten, z. B. wenn das Kind dem Baby wehtut, müssen Eltern jedoch sofort reagieren, um klare Grenzen zu setzen. Je größer der Altersunterschied ist, desto geringer ist in der Regel die Rivalität zwischen Geschwistern ausgeprägt. Bei drei oder mehr Jahren nehmen die Eifersüchteleien schon deutlich ab, da das erste Kind schon mehr versteht, Bedürfnisse auch mal für kurze Zeit zurückstellen kann und eine größere Unabhängigkeit erreicht hat.

Spätestens wenn körperliche Aggressionen wie Beißen, Treten und Schlagen, aber auch "Psychoterror" mehr als sechs Monate ununterbrochen bestehen, sollten Eltern mit ihrem Kinder- und Jugendarzt sprechen bzw. eine Beratungsstelle aufsuchen. Auch wenn das ältere Kind selbstverletzendes oder -zerstörerisches Verhalten zeigt, sollte frühzeitig Hilfe in Anspruch genommen werden. Denn dann richtet das Kind die Wut auf den vermeintlichen "Widersacher" gegen sich selbst. Dies geschieht glücklicherweise nur ganz selten. Die meisten Kinder freuen sich nach kurzer "Eingewöhnungszeit" riesig über das Baby.