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Den Ursachen der Absence-Epilepsie auf der Spur

Absence-Epilepsie ist eine bei Kindern häufig auftretende Epilepsieform. Für Eltern, Lehrer und Mitschüler wirken betroffene Kinder wie kleine Träumer, die plötzlich ohne Vorwarnung geistig abwesend und so gut wie nicht mehr ansprechbar sind. Diese Epilepsieform ist meist nicht mit Krampfanfällen verbunden, sondern mit Anfällen von dramatisch verringertem Bewusstsein – ähnlich wie im Schlafzustand. Forscher der Universität Münster haben nun eine Erklärung für diese Anfälle und damit auch Ansatzpunkte für mögliche Therapien gefunden…

Absence-Epilepsien (absence=Abwesenheit) treten besonders häufig bei Kindern auf. Etwa acht bis zehn von 100.000 Kindern leiden an dieser Epilepsieform. Betroffene Kinder treten anfallsweise für Sekunden oder Minuten in einen tiefschlafähnlichen Zustand und registrieren nichts mehr von ihrer Außenwelt. Motorische Krampfanfälle fehlen in der Regel.

Forscher um Prof. Dr. Hans-Christian Pape von der Universität Münster haben nun herausgefunden, dass diese Epilepsieform mit Veränderungen in den Aktivitäten von Nervenzellen (Neuronen) im so genannten Thalamus, einem Teil des Zwischenhirns, verbunden ist. Diese Gehirnregion bestimmt u.a., ob das Bewusstsein schläft, wach oder aufmerksam ist. Für den Schlaf erzeugen die Nervenzellen in diesem Teil spezielle elektrische Aktivitätsmuster, die eine Weiterleitung anderer Signale zum Großhirn größtenteils verhindert, so dass das Gehirn in einen „Stand-by-Modus“ übergehen kann. Die Wissenschaftler in Münster haben nun entdeckt, dass bei Kindern, die unter einer Absence-Epilepsie leiden, anscheinend die Regelung dieses Impulses bei den Nervenzellen im Thalamus gestört ist. Erbliche Veränderungen der Moleküle in der Zellmembran dieser Nervenzellen sind laut den Forschern dafür verantwortlich. Die „Schlaf-Impulse“ kommen häufiger vor und können kaum mehr kontrolliert werden. Substanzen, die die veränderten Moleküle gezielt beeinflussen, könnten in Zukunft möglicherweise helfen, die Entstehung einer Absence-Epilepsie zu verhindern.

Quellen: Pressemitteilung der Universität Münster, Journal of Neuroscience