Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

Herausgeber:

Depression bei Jugendlichen wird vernachlässigt

Bei Kindern und Jugendlichen können Depressionen andere Symptome haben wie im Erwachsenenalter, deshalb werden sie häufig nicht erkannt. Etwa 2% der Grundschulkinder erkranken an einer Depression, bei Jugendlichen schwanken die Schätzungen zwischen 9 und 18%…

Das Thema "Depression" bei Kindern und Jugendlichen wird nach Expertenansicht immer noch sträflich vernachlässigt. „Das hat auch etwas damit zu tun, dass die Symptome so unterschiedlich sind und sich erst im Jugendalter denen von Erwachsenen angleichen“, erklärt die Psychiaterin Dr. med. Meryam Schouler-Ocak (Charité) vom "Berliner Bündnis gegen Depression“.

Etwa 2% der Kinder im Vor- und Grundschulalter erkranken laut Bündnis an einer Depression. Mit der Pubertät steigt das Risiko - je nach Quelle - auf 9 bis 18% bei den Jugendlichen. Eltern wie auch Ärzte kämen zu selten auf die Idee, das Kind könne an einer Depression leiden, so Dr. Schouler-Ocak. Auch falsche Ratschläge wie „Reiß Dich doch zusammen“ verschleppten das Problem. „Die Folge ist oft eine viel zu späte fachkundige Behandlung.“

Hinter verändertem Schlaf- und Spielverhalten kann sich eine Depression verbergen
Auch hinter Aggressionen bei Jugendlichen, wie sie derzeit so heftig diskutiert würden, könnten unerkannte Depressionen stecken. Gereiztheit, sozialer Rückzug oder Leistungseinbruch seien weitere mögliche Symptome, so die Ärztin. Bei jüngeren Kindern sei es wichtig, auf das Ess-, Schlaf- und Spielverhalten zu achten. Wenn die eigenen Kinder einige Wochen lang anders sind als sonst und diese Beobachtung von Lehrern oder Freunden bestätigt wird, sollte man zum Kinder- und Jugendarzt bzw. zu einem Kinder- und Jugendpsychiater gehen. So könne ein schlechtes Zeugnis, das Angst vor der Zukunft mit sich bringt, bei Jugendlichen eine Depression auslösen. „Ein solches lebenskritisches Ereignis kann ähnlich wie Tod oder Trennung in der Familie zu entsprechenden Störungen führen.“

Die Behandlung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen bestehe zunächst aus einer Psychotherapie, in die in der Regel auch die Familie einbezogen werden. Unter Umständen müsse das Lebensumfeld auch verändert werden. In einigen Fällen seien zusätzlich Medikamente hilfreich. „Aber bei Kindern ist man damit sehr zurückhaltend“, berichtet die Leiterin des Depressions-Bündnisses. Allgemein habe eine Behandlung sehr gute Erfolgsaussichten. „Wichtig ist, das Problem rechtzeitig zu erkennen.