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Depressionen: Die Symptome bei Kindern sind anders als bei Erwachsenen

Abhängig vom Alter äußern sich Depressionen bei Kindern und Jugendlichen oftmals verstärkt durch körperliche Beschwerden, heftige Trotzreaktionen und Aggressivität. Je jünger die erkrankten Kinder sind, desto deutlicher unterscheiden sich dabei die Anzeichen von den Symptomen eines depressiven Erwachsenen…

Bei Kindern äußern sich Depressionen nicht immer in Niedergeschlagenheit und Freudlosigkeit, typischen Symptomen der seelischen Erkrankung bei Erwachsenen. „Abhängig vom Alter des Kindes können Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Reizbarkeit und heftige Trotzreaktionen Anzeichen einer depressiven Erkrankung sein“, erklärt Dr. Christa Schaff, Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP) und verweist dabei auf eine Übersichtsarbeit von Prof. Claudia Mehler-Wex und Dr. Michael Kölch von der Universität Ulm. Je jünger die betroffenen Kinder sind, so zeigt die Forschungsarbeit, desto mehr können sich die Symptome von denen bei Erwachsenen unterscheiden.

„Bei Kleinkindern stehen häufig körperliche Symptome wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen oder Bauchschmerzen im Vordergrund“, erläutert Dr. Schaff. „Nach anfänglichem Schreien und Weinen zu Beginn der Erkrankungsphase werden die Kinder meist zunehmend passiver und desinteressierter.“ Bei Vorschulkindern können Lustlosigkeit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Aggressivität Anzeichen einer Depression sein. „Im Schulalter leiden betroffene Kinder oftmals unter Traurigkeit, Schuldideen sowie Versagensängsten und ziehen sich nicht selten von sozialen Kontakten zurück. Auch erste Selbstmordgedanken können entstehen“, warnt die BKJPP-Vorsitzende. Bei Jugendlichen kommt es, ähnlich wie bei Erwachsenen, häufig zu Leistungsproblemen, sozialem Rückzug, Antriebsverlust, Zukunftsängsten, Selbstwertproblemen sowie zu suizidalen Gedanken. Aber auch Reizbarkeit, geringe Frustrationstoleranz und Jähzorn können Zeichen einer Depression sein. Wie bei betroffenen Erwachsenen besteht auch bei depressiven Jugendlichen ein stark erhöhtes Suizidrisiko.
Die Therapie einer Depression bei Kindern und Jugendlichen sollte mehrere Behandlungsebenen umfassen „Bei einer leichten depressiven Erkrankung ist die psychosoziale Behandlung wichtig, die eine Beratung der Eltern mit einschließt und auf eine Beseitigung von belastenden Faktoren abzielt“, erläutert Dr. Schaff. „Bei mäßig schweren Depressionen steht eine meist ambulante psychotherapeutische Behandlung im Vordergrund, die durch eine medikamentöse Therapie ergänzt werden kann.“ Schwere depressive Episoden machen aufgrund des hohen Suizidrisikos eine stationäre Behandlung und einen frühen Einsatz von Antidepressiva erforderlich.
Man schätzt, dass bis zu 3,4% der Grundschulkinder und bis zu 8,9% der Jugendlichen in den westlichen Industrieländern von depressiven Störungen betroffen sind. Depressive Episoden im Jugendalter sind meist kürzer als im Erwachsenenalter, bei einem Drittel der betroffenen Kinder und Jugendlichen lassen die Symptome innerhalb von 3 Monaten nach. Allerdings besteht bei 80% der jugendlichen Patienten bei ausbleibender Behandlung die Gefahr eines Rückfalls und damit einer Chronifizierung.