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Deutliche Ungleichheiten in der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Eine WHO-Studie, die in etwa 40 Länder durchgeführt wird, hat unter anderem ergeben, dass ein schlechteres Gesundheitsverhalten von bildungsferneren Jugendlichen zu einer schlechteren Gesundheit führt. Die Ergebnisse der HBSC-Studie, an der auch Mitarbeiter der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Institut für Medizinische Soziologie) mitgearbeitet haben, wurden gerade veröffentlicht.

Eine WHO-Studie, die in etwa 40 Länder durchgeführt wird, hat unter anderem ergeben, dass ein schlechteres Gesundheitsverhalten von bildungsferneren Jugendlichen zu einer schlechteren Gesundheit führt. Die Ergebnisse der HBSC-Studie (Health Behaviour in School-aged Children [HBSC] - Die internationale Kinder- und Jugendgesundheitsstudie in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation [WHO]), an der auch Mitarbeiter der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Institut für Medizinische Soziologie) mitgearbeitet haben, wurden vor kurzem veröffentlicht.

Die Chancen auf eine gute und lange Gesundheit hängen wesentlich von der sozialen Position von Jugendlichen bzw. ihren Eltern ab. Die Ergebnisse der neuen HBSC Studie 2010 belegen, dass Heranwachsende mit einer niedrigeren Schulbildung häufiger ihre Gesundheit schlechter einschätzen als Kinder und Jugendliche mit einem höheren Bildungsniveau. Das Gesundheitsverhalten spielt dabei eine große Rolle, vor allem Mädchen aus bildungsferneren Schulen rauchen und trinken oftmals häufiger und ernähren sich ungesünder, was letztlich zu einer schlechteren Gesundheit der Jugendlichen beiträgt.

Die Studie zum Gesundheitsverhalten von Schulkindern wurde unter Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation WHO in etwa 40 Ländern und Regionen Europas und Nordamerikas durchgeführt. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf Geschlechterunterschieden. Der Abschlussbericht der aktuellen Erhebungswelle ist im Verlag Beltz-Juventa erschienen. Neben der Universität Halle (Institut für Medizinische Soziologie; Direktor Professor Dr. Matthias Richter, Mitarbeiterin Irene Moor), setzt sich das nationale Forschungsteam aus Forschern der Universität Bielefeld (Koordination), Universität Hamburg, der Technischen Universität Dresden und der Fachhochschule Frankfurt am Main zusammen.

„Armut und soziale Ungleichheit machen krank“, sagt Professor Dr. Matthias Richter. Zwar weisen Kinder und Jugendliche überwiegend eine gute Gesundheit auf, allerdings wirkt sich der soziale Status und die daraus resultieren Lebensbedingungen und Verhaltensweisen bereits in dieser Lebensphase deutlich auf die ihre Gesundheit aus. Das Aufwachsen in gesellschaftlicher Benachteiligung habe auch im weiteren Lebenslauf Einfluss auf die Gesundheit der Betroffenen. „Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, sind gesundheitlich benachteiligt.“ Dabei sind sozial benachteiligte Jungen häufiger verhaltensauffällig und Mädchen adipöser als Jungen.

Gesundheitliche Ungleichheiten
In der nun aktuellen HBSC-Studie 2010, deren Ergebnisse gerade veröffentlicht worden sind, wurden der familiäre Wohlstand und das Bildungsniveau der befragten Jugendlichen untersucht und in einen Zusammenhang mit dem Gesundheitsverhalten gesetzt. Um die Gesundheit zu bewerten, wurde nach der Selbsteinschätzung der Gesundheit, psychosomatischen Beschwerden und Lebenszufriedenheit gefragt. Festgestellt werden konnte, dass Jungen mit einem hohen familiären Wohlstand eine deutlich höhere Lebenszufriedenheit haben, weniger Unterschiede gab es bei der Einschätzung der subjektiven Gesundheit und psychosomatischen Beschwerden. „Mädchen jedoch schätzen bei geringem sozialen Wohlstand ihre Gesundheit deutlich schlechter ein“, stellte Irene Moor fest. Außerdem geben sie mehr psychosomatische Beschwerden und eine geringere Lebenszufriedenheit an. Deutlicher zeigte sich die Benachteiligung in Hinblick auf die Schulbildung. Je niedriger das Bildungsniveau, umso beeinträchtigter ist die Gesundheit. Hauptschülerinnen schätzen ihre Gesundheit schlechter als Gymnasiastinnen ein, haben eine geringer Lebenszufriedenheit und mehr psychosomatische Beschwerden.

Gesundheitsverhalten
„Heranwachsende mit niedrigerem Bildungsniveau weisen insgesamt ein schlechteres Gesundheitsverhalten auf“, mussten die Wissenschaftler feststellen. Hauptschüler/innen rauchen im Vergleich zu Gymnasiasten/Innen häufiger, trinken häufiger Alkohol und berichten häufiger von Rauscherfahrungen. Zudem verbringen Jungen und Mädchen mit einem niedrigen Bildungsniveau mehr Zeit vor dem Fernseher und gehen häufiger ohne Frühstück zur Schule. Das Gesundheitsverhalten beeinflusst maßgeblich die Selbsteinschätzung der Gesundheit durch die Jugendlichen. „Insgesamt scheint das Bildungsniveau einen höheren Einfluss auf das Gesundheitsverhalten und die Selbsteinschätzung der Gesundheit zu haben als der familiäre Wohlstand“, stellt der Medizinsoziologe Professor Richter fest. Für die Wissenschaftler ist es wünschenswert, dass besonders Hauptschüler/innen mehr präventive Angebote erhalten würden, die das Gesundheitsverhalten beeinflussen.

Weitere Informationen:
Weitere Ergebnisse zu verschiedenen gesundheitsrelevanten Themen im Kindes- und Jugendalter, die von verschiedenen Gesundheitsver-haltensweisen (z. B. Bewegungs- und Ernährungsverhalten, Medienkonsum) bis hin zu schulischen Aspekten oder auch zu Unfallhäufigkeit und Mobbing reichen, können in dem erschienenen Abschlussbericht unter dem Titel „Gesundheit und Gesundheitsverhalten im Geschlechtervergleich“ im Verlag Beltz-Juventa erhalten werden.

Neben dem Abschlussbericht hat das HBSC-Team Deutschland kürzlich Trendanalysen anhand der HBSC-Daten 2001/2002, 2005/2006 und 2009/2010 veröffentlicht. Diese geben einen tieferen Einblick in Veränderungen von Gesundheit und Gesundheitsverhalten Jugendlicher über die Zeit und sind nachzulesen in einem Sonderheft der Fachzeitschrift „Das Gesundheitswesen“.
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HBSC-Studie: www.hbsc-germany.de

Quelle: idw, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

(Autor: Jens Müller M.A. Medizinische Fakultät / UKH)