Kinder- & Jugendärzte im Netz

Ihre Haus- und Fachärzte von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr

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Deutschland bald ohne Kinder- und Jugendärzte?

Am 29.1.04 wird in Berlin der erweiterte Bewertungsausschuss (Gremium von Kassenvertretern und Vertretern der Kassenärztlichen Bundesereinigung) bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) über die neue Gebührenordnung (EBM) entscheiden. Im aktuellen Entwurf zur neuen Gebührenordnung (EBM) soll es keine eigenen Leistungen für die Kinder- und Jugendärzte mehr geben...

Im aktuellen Entwurf zur neuen Gebührenordnung (EBM), über den am 29.01.04 in Berlin entschieden wird, gibt es keine eigenen Leistungen für die Kinder- und Jugendärzte. "Wenn das so bleibt, bedeutet das den Anfang vom Ende der ambulanten Kinder- und Jugendmedizin in diesem Land", warnt Dr. Wolfram Hartmann, der Präsident der Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ). Dabei stehen vor allem die Krankenkassen und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) im Zentrum der Kritik des Berufsverbandes. "Es ist geradezu absurd, dass man auf Seiten der Kassen im Ernst davon ausgeht, dass Kinder hierzulande genauso gut von unerfahrenen Hausärzten betreut werden können", so Dr. Hartmann weiter. Der Kinder- und Jugendmediziner lernt im Rahmen seiner fünfjährigen Facharztausbildung die vielen körperlichen uns psychosozialen Besonderheiten des sich entwickelnden Säuglings, Kleinkinds, Schulkinds und auch des Jugendlichen kennen. Das Spektrum der Erkrankungen ist vielfältiger als beim Erwachsenen - es gibt deutliche Unterschiede bei den diagnostischen und therapeutischen Konzepten. "Es gibt Hausärzte und das Gleiche gilt für alle anderen Facharztgruppen auch, die während ihrer gesamten medizinischen Ausbildung niemals ein Kind sehen - ich möchte die Mutter sehen, die ihr Kind guten Gewissens in solche Hände gibt", fragt Dr. Hartmann.

Vergrößerte Brustdrüse - Diagnose Krebs!
Schon heute gehört es zum Alltag der Kinder- und Jugendärzte Fehldiagnosen von Hausärzten bei Kindern und Jugendlichen zu korrigieren. "Mir sind zahlreiche Fälle bekannt, wo andere Ärzte bei Jugendlichen mit einer - während der Pubertät bei Jungen relativ häufig vorkommenden - Brustvergrößerung (Pubertätsgynäkomastie), einen Tumor diagnostizieren. Diese Patienten werden dann mit Verdacht auf Krebs zum Chirurgen überwiesen und teilweise sogar operiert", erläutert Dr. Hartmann. Dabei bildet sich in nahezu allen Fällen diese Brustvergrößerung ohne Behandlung von alleine zurück.
Auch die nonverbale Kommunikation mit Säuglingen und der sensible Umgang mit sich entwickelnden Kindern sind Fähigkeiten, die theoretisch zwar vermittelbar sind - richtig erlernt werden können sie aber nur im jahrelangen Umgang mit Patienten dieser Altersgruppen. Vor allem die Vergleichsmöglichkeit mit anderen Kindern ermöglicht dem Kinder- und Jugendarzt z.B. Abweichungen beim Entwicklungsstadium schnell und sicher zu erkennen. "Wie soll ein in Kinderheilkunde nicht ausgebildeter Allgemeinmediziner, der vor allem erwachsene Patienten in seiner Praxis hat, ein entwicklungsgestörtes Kind erkennen und eine richtige Diagnose stellen können?", fragt Prof. Dr. med. Hubertus von Voss, Direktor im Kinderzentrum München. "Gerade bei diesen zum Teil sehr komplexen Erkrankungen, unter denen die Familien und Angehörigen oft genauso leiden wie der Patient, ist der Erfahrungswert des Vergleiches mit "normalen" Kindern unerlässlich. Eine Diagnose oder Einschätzung des Schweregrades einer solchen Störung ist für einen ungeschulten "Erwachsenenarzt" unmöglich", fasst Professor von Voss zusammen.

Kranke Kinder auch in Zukunft in die richtigen Hände
Um die Kinder- und Jugendmedizin auch qualitativ hochwertig für kommende Generationen in Deutschland zu erhalten, fordert der BVKJ eine Änderung des Entwurfs der neuen Gebührenordnung (EBM). "Wir brauchen für unsere Schwerpunkte eigene Leistungsbeschreibungen für diese Spezialisten. Es kann nicht sein, dass alle anderen ärztlichen Fachrichtungen in der neuen Gebührenordnung mit eigenen Kapiteln beschrieben sind - die Kinder- und Jugendmedizin aber einfach mit der Erwachsenenmedizin de facto gleichgesetzt wird. Jede Mutter wird Ihnen bestätigen, dass Erkrankungen bei Kindern völlig anders behandelt werden müssen als beim Erwachsenen", kritisiert Dr. Hartmann.
Eine aktuelle Umfrage der Zeitschrift "Eltern" bestätigt, dass mehr als 85% der Eltern großes Vertrauen zu ihrem Kinder- und Jugendarzt haben und mit den Leistungen sehr zufrieden sind.