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Deutschlands Schüler unter Druck

Deutschlands Schüler sind gestresst. Nach einer Umfrage des Forsa-Instituts zeigt fast jedes fünfte Kind unter 18 Jahren deutliche Symptome von Schulstress wie Bauchschmerzen oder Angst vor Prüfungen. In dieser Situation sollten Eltern versuchen, keinen weiteren Druck aufzubauen. Sie sollten ihre Kinder unterstützen, aber die Situation nicht dramatisieren…

Eine Umfrage des Forsa-Instituts ergab, dass fast jedes fünfte Kind unter 18 Jahren deutliche Symptome von Schulstress wie Bauchschmerzen oder Angst vor Prüfungen zeigt. Diese Anzeichen stellen rund 19% der Eltern bei ihren Kindern fest, ergab die Befragung von 1.000 Müttern und Vätern im Auftrag der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) und der Zeitschrift „Focus Schule“. Über die Hälfte (58%) von ihnen ist der Ansicht, dass Schüler heute in hohem Maße gesundheitsschädigendem Stress ausgesetzt seien.

Demnach leiden 60% der gestressten Schüler unter Konzentrationsverlust und Nervosität. 47% reagierten mit Bauch- und Kopfschmerzen. 45% der Eltern gaben an, ihre Kinder reagierten aggressiv und 37% der Kinder wurden als traurig und zurückgezogen beschrieben. 23% wollten gar nicht mehr in die Schule gehen. Falsch sei es, in dieser Situation weiteren Druck aufzubauen, meinte Dipl. Psychologe Frank Meiners von der DAK. Eltern sollten Hilferufe ernst nehmen, aber nicht dramatisieren.

Noten als Angstauslöser
Hauptgrund für die Stresssymptome ist nach Ansicht des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes die problematische Fixierung der Schüler auf die Noten. „Schüler und Eltern starren auf Noten, weil diese im rigiden Auslesesystem unserer Schule über Schulkarriere und Lebenschancen entscheiden“, sagte Albin Dannhäuser, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes. Die Lehrer seien in diesem System gezwungen, nach Fehlern zu fahnden und unterdurchschnittliche Leistungen zu diskriminieren. „Das bleibt nicht ohne Folgen: Wer dauernd mit den Noten vier, fünf oder sechs beurteilt wird, verliert Mut und Selbstvertrauen, obendrein hat er auch schlechte Karten bei der Verteilung von Lebenschancen“, erläuterte der Lehrer-Präsident.

Laut Dannhäuser sollte diese „alarmierende Entwicklung“ mit entsprechenden Korrekturen in der Schul- und Bildungspolitik berücksichtigt werden. „Wir brauchen eine gesunde Schule, gesunde Schüler und gesunde Lehrer.“ Voraussetzungen dafür seien aber mehr pädagogisches Personal, kleinere Klassen und deutlich verbesserte Fördermaßnahmen.

„Leider zeigen bereits Kinder in der Grundschule Stresssymptome, sie spüren den wachsenden Auslesedruck“, erklärte Dannhäuser. Besser wäre es seiner Ansicht, „den individuellen Lernfortschritt jedes einzelnen Schülers in den Mittelpunkt zu stellen: weg von der Etikettierung und Stigmatisierung hin zur Einzelförderung und Differenzierung im Unterricht“. Ohne Reform der Lehrerbildung und ohne Schaffung kleinerer Klassen bleibe dies aber „ein frommer Wunsch“.