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Diabetes: Auch Lebensweise kann Vererbung beeinflussen

Im Tierversuch wirkte sich eine fettreiche Ernährung in der Schwangerschaft noch über zwei Generationen hinweg negativ auf die Gesundheit der Nachkommen aus und erhöhte bei den "Enkelkindern" das Risiko für Diabetes...

Eine aktuelle Studie legt nahe, dass die rapide zunehmende Zahl an Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 2 möglicherweise auch auf einer sehr ungewöhnlichen Form der Vererbung beruht. Denn italienische Forscher vermuten, dass nicht nur Gene, sondern auch eine Art Programmierung des Stoffwechsels vererbt werden kann. „Dieser Ansatz würde bedeuten, dass die Ernährung und Lebensweise der Mutter über die Erbanlagen hinaus die Gesundheit des Kindes beeinflussen könnte. Bisher ist bereits bekannt, dass die Auswahl der Lebensmittel in der Schwangerschaft sich positiv oder negativ auf die Gesundheit des Babys auswirken kann. So kann beispielsweise eine Unterernährung in der Schwangerschaft das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Kindern erhöhen“, erklärt Dr. Monika Niehaus, Kinder- und Jugendärztin sowie Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Thüringen.

An Diabetes Typ 2 erkranken gewöhnlich ältere Menschen, deshalb wird die Zuckererkrankung auch "Altersdiabetes" genannt. Aufgrund von Übergewicht und Bewegungsmangel sind aber auch zunehmend Kinder und Jugendliche davon betroffen. Mittlerweile erkranken in Deutschland jährlich schätzungsweise über 200 Kinder und Jugendliche an Diabetes Typ 2. Mit ihren Tierversuchen bestätigten die italienischen Wissenschaftler, dass eine Ernährung mit einem hohen Anteil an gesättigten Fetten das Risiko erhöht, an Diabetes zu erkranken. Bei einer Änderung des Speiseplans konnte dieser Effekt auch wieder rückgängig gemacht werden. Neu an den Forschungsergebnissen war die Beobachtung, dass die fettreiche Ernährung bei schwangeren und säugenden Muttertieren auch einen negativen Effekt auf ihre Kinder hatte: Diese Nachkommen entwickelten im Vergleich zu anderen Mäusen häufiger Diabetes, auch wenn sie selbst magere Kost erhielten. Vermehrten sich diese Tiere wieder mit anderen gesunden Tieren, hatten deren Nachkommen immer noch ein erhöhtes Diabetesrisiko. „Das heißt, die Enkel waren noch von den Folgen der ungesunden fettreichen Ernährung ihrer Großmutter während der Schwangerschaft und/oder Stillzeit betroffen. Ob dieser Mechanismus auch für Menschen gilt, muss noch nachgewiesen werden“, so Dr. Niehaus.